Betrieb und Wirtschaft | 03. Juli 2014

Die Zwetschgenernte dürfte groß ausfallen

Von René Bossert
Der offizielle Startschuss für die baden-württembergische Zwetschgensaison wurde am Mittwoch in Freiburg-Opfingen gegeben. In Baden wird wie auch in Deutschland insgesamt eine hohe Ernte erwartet. Die Vermarktung ist gut angelaufen.
Nach der knappen Ernte im Vorjahr wird 2014 in Baden mit 20 000 bis 22 000 Tonnen wieder eine Vollernte erwartet, berichtete Lorenz Boll, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarkts Südbaden (EGRO). Auch für  Deutschland insgesamt werde eine hohe Erntemenge prognostiziert. Unterschiedliche Erwartungen gebe es derzeit im Blick auf die Erntemengen in Osteuropa, sagte Boll.
Saisoneröffnung auf dem Betrieb von Familie Walter (von links): EGRO-Anbauberater Hubert Schneider, Heiko Walter, Konrad Rühl, Alexander Wirsig, Kurt Walter, Lorenz Boll und Ansgar Horsthemke.

 Neben Italien und Spanien sind Ungarn und Bosnien-Herzegowina wichtige Konkurrenten am Markt. Künftig ist auch mit Serbien zu rechnen, wo der Anbau dynamisch ausgebaut wird. Der Selbstversorgungsgrad bei Zwetschgen liegt je nach Saison zwischen 40 und 60 %.
In dieser Woche sei Herman die Hauptsorte im Verkauf, zum Wochenende hin will der EGRO erste Partien der Sorte Katinka vermarkten. Auf rund 250 Hektar kultivieren die EGRO-Mitglieder Zwetschgen. „Wir sind früh am Markt, das ist für Baden ganz wichtig”, sagte Boll. Mit den Einstiegspreisen könne man zufrieden sein, alle Kunden im Lebensmittel-Einzelhandel hätten sofort  Interesse an Zwetschgen gezeigt, „das war nicht immer so”, betonte Boll.  Wermutstropfen ist insbesondere in Südbaden die knappe Wasserversorgung. Genügend Niederschläge würden bei der Fruchtgröße noch einen willkommenen kleinen Zuwachs ermöglichen.  
Anbau erklärt
Die Marketinggesellschaft Baden-Württemberg (MBW) hatte  Pressevertreter auf  den Betrieb der Familie Walter  in Freiburg- Opfingen eingeladen, um die Vorzüge der regional erzeugten Ware herauszustellen. In einer erntereifen Katinka-Anlage berichteten  Heiko und Kurt Walter zusammen mit EGRO-Anbauberater Hubert Schneider über Sorten,   Erziehungsformen und Qualitätsfragen. Die Walters bauen auf 3,5 Hektar Zwetschgen an. Dazu kommen  an Sonderkulturen Kernobst, Johannisbeeren, Spargel und Wein. 
MBW-Geschäftsführer Dr. Alexander Wirsig machte auf die Bedeutung des Qualitätszeichens Baden-Württemberg (QZ) für den Obstbau aufmerksam: 146 Zeichennutzer und rund 1600 Erzeuger nutzen das QZ im Bereich Obst, davon bei Steinobst 15 Zeichennutzer und 305 Erzeuger.  Obst und Gemüse seien die meistgekauften Produkte mit dem QZ.
Dr. Konrad Rühl vom Stuttgarter Agrarministerium wies auf den stagnierenden Pro-Kopf-Verbrauch von gut einem Kilogramm in Deutschland hin. Der sei noch ausbaufähig, Zwetschgen seien durch ihre Größe und Form als Naschfrucht prädestiniert.
Dr. Ansgar Horsthemke, Geschäftsführer des Marktkontors Baden, verdeutlichte  die große Bedeutung der genossenschaftlichen Vermarktung bei Obst und Gemüse in Baden-Württemberg: 22 Genossenschaften setzten inklusive ihrer Vertriebsgesellschaften 2013 rund 525 Mio. Euro um. Mit Zwetschgen betrugen die genossenschaftlichen Erzeugerumsätze  rund 11 Mio. Euro.  Die Anbaufläche  in Baden-Württemberg lag 2013 mit stabiler Tendenz bei 1508 Hektar, das sind rund 40 % der deutschen Anbaufläche.