Tierhaltung | 12. Februar 2015

Die Verstecke der Keime nicht vergessen

Von Prof. Dr. Marc Boelhauve, Fachhochschule Südwestfalen
Auch die Futterauslaufrohre im Schweinestall sollten bei jedem Leerstand des Stalls gereinigt werden, um die Keimbelastung für die nächsten Tiere zu vermindern. Schon mit wenigen Maßnahmen kann man hier viel erreichen. Das haben Untersuchungen der Fachhochschule Südwestfalen ergeben.
Der einfache Blick ins Futterrohr ist meist nicht möglich, da die Öffnung sehr tief im Trog hängt und einer Betrachtung ohne Hilfsmittel nicht zugänglich ist.  Um erkennen zu können, wie es im Ablaufrohr aussieht, kann man zum Beispiel  kleine Digitalkameras vor die Öffnung halten. Kostengünstiger geht es auch mit einem Spiegel und einer Taschenlampe.  So wird rasch ersichtlich,  dass die Futterauslaufrohre nach dem Ausstallen stark verkeimt sind und auf jeden Fall eine Reinigung zu empfehlen ist.
Mit einer Digitalkamera oder mit Spiegel und Taschenlampe lassen sich die Futterauslaufrohre leicht kontrollieren.

Viele Ursachen
Die Ablagerungen aus Futterresten und Keimen in den Rohren haben mehrere Ursachen: Der Leitungsverlauf ab dem letzten Ventil hat einen längeren waagerechten Anteil, das Nachspülen mit Wasser beseitigt die Reste fast gar nicht, die Feuchtigkeit des „Nachspülwassers” ist günstig für das Keimwachstum, die Luftfeuchtigkeit im Stall ist meist recht hoch und zu guter Letzt wird in einigen Betrieben eine „Kurzreinigung” der Auslaufrohre mit der Hochdruckreinigerlanze vorgenommen, die noch mehr Feuchtigkeit in die Rohre bringt und nur wenig Ablagerungen entfernen kann. In der Summe verbleiben so  zu viele Keime in den Leitungen.
Diese Mikroorganismenpopulation kann vor allem  jungen Tieren schaden, welche durch das Umstallen bzw. den Transport in den neuen Betrieb ohnehin gestresst und somit anfällig für Infektionen sind.  Sie erhalten mit dem ersten Futter eine „Keimbombe”, die ein Mehrfaches des im Anmischbehälter noch niedrigen Keimgehaltes enthalten kann. Daher ist es wichtig, bei der  Reinigung des Stalls auch die Futterauslaufrohre gründlich zu säubern (siehe PDF).
Bevor das erste Futter für die neue Gruppe angemischt wird, sollten die Endrohre in den Buchten auf jeden Fall gereinigt werden.
Keimgehalt auf ein Hundertstel abgesenkt
Um den Effekt der Endrohrreinigung im Vergleich zu einer nicht erfolgten Reinigung (sog. Kontrollgruppe) zu erfassen, hat die Fachhochschule Südwestfalen (FH Soest) 18 Monate lang in  mehreren Praxisbetrieben  Versuche durchgeführt.  Dabei wurden die Keimgehalte vor  sowie nach den Reinigungen mikrobiologisch erfasst. Zudem wurden die neu eingestallten Tiere einzeln gewogen. Nach vier Wochen wurden nochmals alle Tiere gewogen. Die Unterschiede in der Entwicklung der Tiere sollten sich somit durch den Effekt der unterschiedlichen Reinigung der Futterablaufrohre erklären lassen.
Rohr vor (links) und nach (rechts) der Spülung mittels Rotationsdüse.

Der Vergleich der Untersuchungsergebnisse der ungereinigten/ungespülten mit den gereinigten Endrohren zeigt, dass die Keimbelastung an der Rohrinnenseite durch die recht einfache Reinigungsmaßnahme auf ein Hundertstel gesenkt werden konnte. Dadurch war das erste Futter, welches die gereinigten Rohre passierte, wesentlich geringer mit Keimen belastet  als in den nicht gereinigten Rohren.
Die Ausgangskeimmenge des Futters in den ungereinigten Endrohren war im Durchschnitt   fünfmal keimreicher als im Anmischbehälter, das heißt die Futterqualität hat sich nur durch den Transport im Leitungssystem massiv verschlechtert. In den gereinigten Endrohren lag  die Keimbelastung im Durchschnitt nur bei dem 1,5-Fachen der (Referenz-)Keimmenge im Anmischbehälter. Diese Keimerhöhung ist der Hauptleitung zuzuschreiben, die in diesen Untersuchungen nicht gereinigt wurde. Hierzu laufen derzeit noch  Untersuchungen bzw. Versuche.
Bis zu 60 Gramm pro Tag nahmen die Tiere an den gereinigten Endrohren  in guten Betrieben mehr zu als diejenigen der  Kontrollgruppe. In bereits sehr gut geführten Betrieben lagen die Unterschiede in den Tageszunahmen zwischen der Kontroll- und der Versuchsgruppe bei immer noch 15–20 Gramm. Zudem starben in  der Kontrollgruppe 1,15 Prozent der Tiere, in der Versuchsgruppe dagegen nur  0,77 Prozent.
Fazit
Eine relativ einfache Reinigung der Futterendrohre im leeren Schweinestall sorgt für bessere Tageszunahmen, weniger kranke Tiere und weniger Tierverluste. Der relativ geringe Zeitaufwand für diese Reinigung (weniger als zwei Minuten pro Rohr) wird  durch die Mehrleistungen der Tiere mehr als aufgewogen.