Land und Leute | 17. Januar 2019

Die senkrechte Variante

Von René Bossert
Im Donaueschinger Ortsteil Aasen soll im Sommer ein Solarpark der besonderen Art entstehen: Die Module stehen senkrecht, so dass dazwischen eine Bewirtschaftung möglich ist.
Blick auf einen Solarpark mit senkrechten Modulen in Dirmingen im Saarland. Der Abstand zwischen den Reihen beträgt gut zehn Meter. Die Anlage auf einer Fläche von rund sieben Hektar ist seit September 2018 teilweise und seit Dezember vollständig in Betrieb.
Der Solarpark soll mit rund vier Megawatt Leistung Europas größter Solarpark mit bifazialen Solarmodulen sein, wie die Firma Next2Sun GmbH mitteilt, die den Park errichtet. Bifaziale Solarmodule können auch auf ihrer Rückseite reflektiertes Licht in Strom verwandeln. 
Die Anlage entsteht im Stadtgebiet Donaueschingen auf einer Fläche von rund 14 Hektar zwischen der B27, der Autobahn A864 und der Ortsverbindungsstraße von der alten B27 nach Aasen. Im geplanten Bauzeitraum von Mai bis September 2019 werden auf 5800 Gestellelementen insgesamt rund 11.000 Module montiert. Die jährliche Stromproduktion soll 4500 MWh erreichen, investiert werden knapp drei Millionen Euro.
Die Next2Sun GmbH hat das Projekt entwickelt und errichtet die Anlage. Der Sitz der 2015 gegründeten Firma ist in Merzig im Saarland, sie hat aber auch ein Büro in Freiburg. Betreiber wird die in Berlin ansässige Solverde Bürgerkraftwerke Energiegenossenschaft eG sein, über die auch Beteiligungen interessierter Bürger möglich sind.
Die beidseitig lichtempfindlichen Solarmodule werden senkrecht aufgeständert. Durch die senkrechte Ausrichtung der Modulflächen nach Osten und Westen entsteht ein neues Erzeugungsprofil: Solarstrom mit Erzeugungsspitzen vormittags und abends.
Erst vor kurzem hat die Next2Sun GmbH den Solarpark Dirmingen im Saarland  –  laut der Firma der weltweit erste Solarpark dieser Bauart – in Betrieb genommen (siehe Foto). Vorteil des Konzepts sei ein geringer Flächenverbrauch, da durch die senkrechte Aufständerung wenig Fläche überbaut werde: Der Überbauungsgrad liege bei gerade einmal einem Prozent.
Grünlandnutzung
Die mindestens zehn Meter breiten Zwischenräume ermöglichen die Nutzung herkömmlicher Maschinen, wodurch eine parallele Nutzung durch die Landwirtschaft gewährleistet wird. So kann eine Anlage als Standweide für Rinder, aber auch als Grünlandfläche zur Futterproduktion genutzt werden. Ein weiterer Nutzen liege in der Schaffung und Erhaltung ökologisch wertvoller Lebensräume. Dadurch könne auf die Inanspruchnahme größerer Flächen für ökologische Ausgleichsmaßnahmen verzichtet werden.
Nach Angaben von Next2Sun ist die Wirtschaftlichkeit der vertikalen Solarparks den marktüblichen, konventionellen Photovoltaik-Systemen ebenbürtig. Es komme auf die Standortgegebenheiten an, welches Konzept im Einzelfall insgesamt die wirtschaftlichere Lösung darstellt.
Die Investitionskosten seien durch das vertikale Montagesystem etwas höher. Gleiches gelte für die benötigte Fläche: Während eine konventionelle südausgerichtete Photovoltaik-Anlage auf einem Hektar Fläche eine Leistung von 700 bis 800 kW erzielt, komme eine bifaziale PV-Anlage wegen der größeren Reihenabstände auf eine Leistung von etwa 300 bis 350 kW. Gegenüber konventionellen Anlagen erziele das Anlagenkonzept jedoch höhere spezifische Stromerträge sowie Mehrerlöse bei der Vermarktung des Stroms an der Börse und die Doppelnutzung der Fläche.
Die Firma will weitere Projekte in Südbaden realisieren. Allerdings sei es schwierig, geeignete Flächen in ausreichender Größe zu finden, erklärt Geschäftsführer Heiko Hildebrandt. Auch bei der Anlage in Aasen habe es vor Ort Gegenstimmen gegeben, allerdings sei es von der Lage her eine relativ konfliktarme Fläche, sagt Hildbrandt. Beim Agrartag  in Donaueschingen am 26. Januar wird die Next2Sun GmbH mit einem Stand vertreten sein.