Die Schweinepest ist jetzt vor der Haustür
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hob hervor, dass sie die neue Situation sehr ernst nehme. Die Vorbereitungen für den Krisenfall liefen. Auch die rechtlichen Instrumente lägen vor, um die ASP zu bekämpfen. Die Ministerin wies darauf hin, dass sie im Juni ein Gesetz auf den Weg gebracht habe, mit dem die bestehenden Maßnahmen ergänzt würden und ein Ausbruch der ASP bei Wildschweinen effektiver bekämpft werden könne. Das Gesetzesvorhaben stehe kurz vor dem Abschluss. Wichtig sei, dass die Vermarktungswege für Schweinefleisch offen bleiben. Von hohem Interesse sei vor allem das Vertrauensverhältnis zu China.
In Nordrhein-Westfalen wurde ein verstärktes ASP-Monitoring in den grenznahen Kreisen Aachen, Düren und Euskirchen beschlossen.
Gut vorbereitet auf den möglichen Seuchenfall sieht sich Baden-Württemberg. Agrarminister Peter Hauk verwies auf den zum Jahresbeginn vorgestellten Zwölf-Punkte-Plan zur Eindämmung der ASP-Gefahr, der mit Hochdruck im Land umgesetzt werde. Der Plan ist unter www.mlr-baden-wuerttem berg.de im Internet abrufbar. Dass der Risikofaktor Schwarzwild eingedämmt werden könne, belege die Rekordstrecke von 78 606 erlegten Wildschweinen im vergangenen Jahr.
Der Generalsekretär der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), Pekka Pesonen, wies darauf hin, dass fünf EU-Staaten – Belgien, Deutschland, Frankreich sowie die Niederlande und Luxemburg – in unmittelbarer Nähe des Seuchengeschehens lägen. Positiv hob er hervor, dass die mit ASP-infizierten Wildschweine nicht im „Herz der belgischen Schweineproduktion” entdeckt worden seien.
Für den Deutschen Jagdverband (DJV) ist der Sprung des Virus nach Westeuropa ein klares Indiz dafür, dass der Mensch für die schnelle Verbreitung der ASP verantwortlich ist. Der Verband forderte, die Biosicherheit insbesondere an Parkplätzen, Bahnhöfen oder Grenzübergängen entlang von Transitstrecken zu verbessern. Dazu gehörten verschlossene Abfallbehälter ebenso wie Zäune.
Allerdings scheinen die Handelspartner Marktbeobachtern zufolge vorsichtig zu werden. So sollen Schlachtbetriebe in den Niederlanden und Deutschland derzeit keine Schweine mehr aus Belgien schlachten. In Spanien gibt es Überlegungen, auf den Import niederländischer Ferkel zu verzichten. Auch französische Erzeugerverbände machen sich für einen Verzicht auf den Lebendhandel stark.
Erstmals sei ein ASP-Fall in einem Schweinebestand in Bulgarien bestätigt worden; die stärksten Zunahmen bei Neuinfektionen gebe es in Rumänien. Aber es gebe Hoffnungsschimmer, so etwa die effektive Eindämmung des Ausbruchs in den Wildschweinebeständen Tschechiens. Ende August war erstmals ein ASP-Ausbruch in einem Nutzschweinebestand in Bulgarien bestätigt worden. Betroffen war eine Hinterhofhaltung in der Provinz Varna, knapp 100 km südlich der Grenze zu Rumänien. Ende Juli hatte Bulgarien damit begonnen, einen etwa 133 km langen Schutzzaun an der Grenze zu Rumänien zu errichten.
In Rumänien gab im bisherigen Jahresverlauf 826 Ausbrüche in Nutzschweinebeständen und 46 bei Wildschweinen. Insgesamt mussten fast 160 000 Schweine gekeult werden. Betroffen waren neben vielen Hinterhofhaltungen auch kommerzielle Betriebe. Die Seuche ist in elf Landkreisen sowohl im Nordwesten als auch im Südosten des Landes aufgetreten. Presseberichten zufolge sollen kleine Hauswirtschaften verendete Schweine in der Donau entsorgt haben, so dass eine Virusverbreitung über das Wasser nicht mehr ausgeschlossen wird. Der Verband der professionellen Schweineproduzenten beklagte unzureichende Bekämpfungsmaßnahmen.
In China hat sich die Zahl der ASP-Fälle in Nutzschweinebeständen seit dem ersten Ausbruch Anfang August inzwischen auf zehn erhöht. Betroffen sind bereits sechs Provinzen.