Tierhaltung | 18. Dezember 2014

Die ruhige Zeit zur Weiterbildung nutzen

Von Armin Spürgin, RP Freiburg
Bienenliteratur gibt es in Hülle und Fülle – und alljährlich erscheinen weitere Titel. Hinzu kommen Filme rund um die Imkerei. Da fällt die Auswahl schwer. Hier einige Tipps.
Zu vielen Fragen rund um die Imkerei kann man nach wie vor die alten Klassiker  empfehlen wie Karl Pfefferles „Imkern mit dem Magazin” (www.bienenkundemuseum.de) oder „Der Wochenendimker” von Karl Weiß (Kosmos-Verlag, Stuttgart). Wenn es aber um aktuelle Methoden der Varroabekämpfung oder neue Trends bei  Beuten und Betriebsweisen gehen soll, kommt man um Neuerscheinungen nicht herum.
Naturgemäß imkern
Jetzt ist Zeit, um in Ruhe die Fachliteratur zu durchstöbern.
Im  Trend liegt  die naturgemäße Imkerei, was immer der Einzelne darunter auch versteht.
Dr. Wolfgang Ritter vom Bienengesundheitsdienst in Freiburg beschreibt in seinem neuen Buch nicht nur den Weg in die Bio-Imkerei, wie sie die EU-Bioverordnung vorschreibt. Er geht auch auf grundlegende Verhaltensweisen und Lebensbedürfnisse der Bienen ein und bezieht sich dabei auf neueste Forschungsergebnisse. Fragen zu Beuten und zur Betriebsweise führt er immer wieder auf die Verhältnisse im Wildvolk zurück. Eine zentrale Rolle spielen der richtige Standort und die Wabenhygiene sowie die Vermeidung und Bekämpfung von Bienenkrankheiten auf biologischer Grundlage. Aber auch den Bienenprodukten widmet sich Dr. Ritter ausführlich.

Wolfgang Ritter: Bienen naturgemäß halten –  Der Weg zur Bio-Imkerei. 160 S., 30 Farbf., 36 Zeichnungen, kart., 24,90 €, Web-PDF-Version 18,99 €. Ulmer Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8001-3995-8.
Imkern mit Alternativbeuten
Viele Menschen liebäugeln mit der Bienenhaltung, scheuen aber Aufwand und Investition einer konventionellen Imkerei mit Magazinbeuten, Rähmchen, Schleuder etc. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass nun ein  Buch zur Oberträgerbeute erschienen ist, der brauchbarsten aller Alternativbeuten. Mit der sogenannten „Top-Bar-Hive” kann der Imker nahezu alle Kontroll- und Hygienemaßnahmen wie mit jedem anderen Bienenkasten durchführen. Ist die Beute erst einmal mit einem Schwarm besiedelt, kann man sogar ganz einfach Ableger bilden. Die Grundvoraussetzung einer nachhaltigen Imkerei. Eine der wenigen Einschränkungen ist die Ernte des Honigs. Er muss, zur Not auch von Hand, ausgepresst werden. Hier geht es also um Kleinstimkerei zur Selbstversorgung.   Guido Frölich hat selbst jahrelange Erfahrungen mit dieser Beute und beschreibt alle Arbeiten übers Bienenjahr sehr detailliert und praxisorientiert. Er zeigt die ganze Spannbreite vom Eigenbau der Oberträgerbeute bis zu Gewinnung und Umgang mit den „Schätzen aus dem Bienenvolk”. Ein weiterer Vorteil dieser Beute: Will man später doch  in die „richtige” Imkerei einsteigen, ist es ein Leichtes, die Bienen in konventionelle Magazinbeuten umzusiedeln.

Guido Frölich: Imkern in der Oberträgerbeute, natürlich – einfach – anders. 128 S., 32 Farbf.,  29 Zeichn., kart., 19,90 €; Web-PDF-Version 14,99 €. Ulmer Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8001-8070-7.
Alles über Honig
Die bisherige Fachliteratur über Honig ist in die Jahre gekommen und nur noch antiquarisch zu haben. So war es höchste Zeit für ein neues Kompendium zu diesem Thema. Dr. Werner von der Ohe ist Leiter des traditionsreichen Instituts für Bienenkunde in Celle und ausgewiesener Fachmann in Honigfragen. Diese hat er nach den neuesten gesetzlichen Vorgaben aufgearbeitet. Das Buch erläutert dennoch sehr kurzweilig und verständlich  Entstehung, Gewinnung,  Verwertung und Vermarktung des Honigs. Viele Einzelbeispiele zum Honig sind mit guten Fotos belegt. Zu den häufigsten Honigsorten in Deutschland liegt eine Art Steckbrief vor, der auf  charakteristische Eigenheiten  wie Farbe, Geruch und Geschmack ebenso eingeht wie auf    mikroskopische und physikalisch-chemische Merkmale.  Ein Schwerpunkt des Buches liegt  in der Verarbeitung des Honigs zu einem feinkristallinen Produkt. Es sei also allen empfohlen, die bei der Honigvermarktung mithalten wollen.

Von der Ohe: Honig, Entstehung, Gewinnung, Verwertung.136 S., 105 Farbf.,  laminierter Pappband, 19,99 €. Kosmos Verlag, Stuttgart 2014, ISBN: 978-3-440-13811-3.


Bienenliteratur im Internet
Viele Titel der Imkerliteratur kann man mittlerweile als E-Book erwerben. Die Verlage bieten dazu meist eine kleine Leseprobe auf ihrer Internetseite an. Doch es gibt auch Bücher, die man  im Internet komplett kostenlos lesen kann. Beispiel Natürlich handelt es sich hier um antiquarische Titel. Aber zumeist um solche, die nicht mehr oder nur noch zu horrenden Preisen im Antiquariatshandel zu bekommen sind. Wer also die Bücher tatsächlich lesen und nicht nur als Geldanlage sammeln will, kann dies hier nach Herzenslust tun. Einige Empfehlungen sind:
Ludwig Huber: Die neue nützlichste Bienenzucht (der Klassiker der badischen Imkerei vom Landesverbandsgründer in vier Auflagen zur Auswahl).
Georg Heinrich Lehzen: Die Hauptstücke aus der Betriebsweise der Lüneburger Bienenzucht (bis heute das einzige Buch über Korbimkerei).
Johann Ludwig Christ: Anweisung zur nützlichsten und angenehmsten Bienenzucht ..., (4. Auflage von 1804 vom „Erfinder” der Magazinimkerei).
Bienenfilme
Der Erfolgsfilm „More than honey” ist sicher nicht jedermanns Sache. Immerhin hat er aber zu einem regelrechten Boom in der Imkerei geführt. Seit einiger Zeit ist der sehenswerte und preisgekrönte Streifen  auch als DVD erhältlich. Die Bienen haben  es aber zwischenzeitlich bis in preisgekrönte  Spielfilme geschafft wie „Der Imker” oder „Bal – Honig”. Das sind natürlich keine Bienen-Lehrfilme, aber doch dazu geeignet, die Imkerei populär zu machen.
Wie bei den Fachbüchern gibt es auch bei den Lehrfilmen echte Klassiker. Ein Beispiel sind die Werke des Bienenfilmers Donath Waltenberger aus Mindelheim, der mit seinem Film „Wunderland am Bienenstand” berühmt geworden ist. Besonders zu empfehlen sind „Fleißige Bienen”, „Bienen als Bestäuber” und „Varroamilbe” (www.bienenfilm.de).
Leider sind die legendären Produkte des Instituts für den Wissenschaftlichen Film (IWF) nicht mehr im Handel. Im Internet kann man aber mitunter fündig werden und sich den einen oder anderen Film noch einmal ansehen, allerdings in eher bescheidener Bildqualität. Eingabe in YouTube zum Beispiel:
  • Korbimkerei (Sieben Filme zur traditionellen Heideimkerei)
  • Bienenhaltung in der Rotation
  • Aufzucht von Bienenköniginnen
  • Amerikanische Faulbrut – eine gefährliche Erkrankung des Bienenvolkes
Besonders empfehlenswert ist der Film „Bienen – Ein Volk und seine Königin”, ebenfalls bei YouTube in drei Teilen abrufbar. Der Film ist hochprofessionell gemacht und fachlich gut recherchiert. Eine Seltenheit im Wust des kostenlosen Filmangebotes, wo es sehr schwer ist, die Spreu vom Weizen zu trennen.
„Im Staat aus Wachs und Honig – Bienen”, einem SWR-Beitrag, ist in knapp einer Viertelstunde sehr vieles über Bienen zu lernen und vor allem in phantastischen Bildern zu sehen. Ein Randthema der Imkerei ist recht gut in „Planet Wissen – Wildbienen” aufgearbeitet. Hier werden auch die Vorgänge bei der Bestäubung näher beleuchtet. Es gibt also genügend Stoff, um die Wintertage kurzweilig am PC mit Bienen zu verbringen.