Die EU-Ökoverordnung schreibt vor, dass alle Mitgliedstaaten ab 2022 eine Datenbank für Tiere aus dem ökologischen Landbau anbieten müssen. FiBL Deutschland hat kürzlich eine Plattform an den Start gebracht. Noch werden Änderungsvorschläge angenommen.
Kauft ein Biolandwirt ein konventionelles Tier, braucht er dafür eine Ausnahmegenehmigung. Die bekommt er nur, wenn kein passendes Ökotier verfügbar ist. Die Datenbank „organicXlivestock” soll in solchen Fällen Tranparenz schaffen. Zudem dient sie als Online-Marktplatz.
„OrganicXlivestock” heißt die Datenbank, die das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland gemeinsam mit Experten aus dem Ökolandbau entwickelt hat. So soll die Vorgabe der EU-Ökoverordnung erfüllt werden, dass ab dem 1. Januar 2022 alle Länder der EU eine kostenlose Plattform anbieten müssen, auf der Ökobetriebe ihre Tiere zum Verkauf anbieten können. Ziel ist es, mehr Tranparenz zu schaffen und einen besseren Überblick über Angebot und Nachfrage zu bekommen.
Obwohl das Projekt noch bis Ende 2021 läuft, ist die Datenbank schon Ende Juni online gegangen. „Damit zum Jahreswechsel alles reibungslos funktioniert, ist es wichtig, dass möglichst viele die Plattform schon jetzt nutzen und ausprobieren”, begründet FiBL-Mitarbeiterin Xenia Gatzert diese Entscheidung bei einem Online-Workshop. Zudem könnten so lange noch Anregungen zur Verbesserung der Plattform entgegengenommen werden.
So funktioniert es
Babette Reusch, ebenfalls vom FiBL, erklärte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops, wie sie die Datenbank nutzen können. Angebote suchen kann jeder, ohne sich zu registrieren. Man wählt einfach die gewünschte Tierart aus und kann dann noch weiter filtern, zum Beispiel nach Alter, Geschlecht oder Rasse. Besonders nützlich ist auch die Standortsuche, die Tiere in einem selbst festgelegten Umkreis anzeigt.
Registrierte Ökolandwirte können auch selbst Tiere anbieten. Beim Erstellen eines Eintrags gibt es Pflichtfelder wie beispielsweise die Nutzungsart, das Alter oder den Gesundheitsstatus, aber auch freiwillige Felder etwa mit Angaben zum Haltungssystem. Zudem können Verkäuferinnen und Verkäufer auch Dokumente oder Bilder hochladen.
Tiere aus konventioneller Haltung zukaufen
Die nationale Datenbank soll aber nicht nur als Marktplatz dienen. Künftig soll es auch möglich sein, dort Anträge für den Zukauf von Tieren aus konventioneller Haltung zu stellen. Denn ab 2022 muss für jedes zugekaufte Tier aus nicht ökologischer Haltung eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Die Kontrollstellen und Kontrollbehörden können ihre Entscheidung dann auf Grundlage der Datenbank fällen. Wichtig ist, dass Ausnahmegenehmigungen nur für Zuchttiere sowie Junghennen und Masthähnchen jünger als drei Tage erteilt werden, wenn zu diesem Zeitpunkt kein passendes Ökotier in der Datenbank verfügbar ist. Welche Kriterien genau erfüllt sein müssen, wird laut Xenia Gatzert aktuell noch diskutiert. Dabei gehe es unter anderem um die zumutbare Entfernung vom eigenen Betrieb.
Internationales Potenzial
Mit Blick in die grenznahen Regionen erklärte Babette Reusch, dass die Datenbank bis jetzt zwar nur in Deutschland genutzt werde, aber andere Länder wie Frankreich oder die Niederlande bereits Interesse gezeigt hätten, die Datenbank so oder so ähnlich zu übernehmen. Ausländische Verkäuferinnen und Verkäufer können aber schon jetzt über die deutsche Version Tiere anbieten.
Zudem können nicht nur Ökobetriebe inserieren, sondern auch Zuchtverbände. Diese müssen einen Zugang zur Datenbank per E-Mail an organicXlivestock@fibl.org beantragen. Für sonstige Fragen oder Anregungen stehen zur Verfügung: Babette Reusch, unter babette.reusch@fibl.org, und Xenia Gatzert, unter xenia.gatzert@fibl.org.