Die kleinen Vampire rechtzeitig bekämpfen
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Fähigkeit, Blut zu saugen, Eier abzulegen und eine Milbengeneration zu reproduzieren, sogar bei 5° Celsius und 90 % relativer Luftfeuchtigkeit noch nach fünf Monaten ohne Nahrungsaufnahme erhalten bleibt. Daher sind leerstehende Stallungen und zudem noch in der kalten Jahreszeit kein Garant für milbenfreie Zonen. Im Übrigen befindet sich die Rote Vogelmilbe überall dort, wo sich Legehennen nachts aufhalten – also in einem Volierensystem um die Sitzstange der schlafenden Henne im Umkreis von 80 bis 100 cm. Daher muss die Milbe hier intensiv bekämpft werden.
Typische Anzeichen eines starken Befalls in der Geflügelhaltung sind eine ständige Beunruhigung der Herden und bei massivem Befall sogar Blutarmut einzelner Tiere. Die Eidotter werden blass, auf den gelegten Eiern treten Blutspritzer auf. Schwäche und Leistungsabfall bis hin zum Tod können insbesondere bei Jungtieren die Folge sein. Dann ist der Milbenbefall absolut dramatisch.
Schon bevor eine derartige Situation in einem Geflügelstall auftritt, ist eine sofortige, besser noch eine prophylaktische Bekämpfung der Milbenpopulation erforderlich. Ein weiteres Anzeichen für einen starken Milbenbefall kann neben der zunehmenden Nervosität der Herde ein vermehrtes Verlegen der Eier außerhalb des Nestes sein. Die Tiere verlassen wegen der Plagegeister das Nest und verlegen die Eier im Stall. Auch Federpicken und sogar Kannibalismus könnten durch die
Milben ausgelöst werden. Stress und ständige Unruhe machen eine Legehennenherde sehr nervös, Übersprungshandlungen wie das Bepicken anderer Tiere oder auch von sich selbst sind dann die Reaktionen mancher Tiere.
Oftmals fragt sich der Landwirt, warum Milben bei einer Junghennenherde und in einem frisch gereinigten und mit geeigneten Bekämpfungsmitteln entseuchten Stall schon nach einer kurzen Haltungsperiode erneut massiv auftreten. Das Milbenproblem bei Legehennen kann bereits in der Junghennenaufzucht verursacht worden sein oder durch Verschleppung von Milben bzw. Milbeneiern durch Personal, Lüftung und Kot beginnen. Dabei nimmt man an, dass Milben durch Kabeltrommeln, mitgebrachte Radios und andere Utensilien sowie durch Haare und Kleidung verschleppt werden.
Ursprünglich standen zahlreiche Bekämpfungsmittel bereit. Inzwischen sind viele Antiparasitika wegen der Rückstandsproblematik im Lebensmittel Ei verboten. Darüber hinaus sind einige synthetische Insektizide unwirksam gegen die Ektoparasiten geworden, denn die Milben können gegen diese Substanzen resistent werden. Zudem können einige Wirkstoffe im menschlichen Körper bei Kontakt mit der Haut allergische Reaktionen auslösen. Derzeit sind jedoch einige wirksame und legale synthetische Insektizide im Fachhandel und bei den Fachtierärzten frei verkäuflich. Wichtig ist eine zwei- oder dreifache Bekämpfung der Roten Vogelmilbe im Abstand von sieben Tagen. Dabei sollte am besten mit unterschiedlichen synthetischen Substanzen gearbeitet werden.
mende Wachsoberfläche der Schädlinge, setzen sich in die Gelenkspalten der Insekten und führen dort zu kleinen Verletzungen. Körperflüssigkeit kann ungehindert austreten und die Schädlinge sterben binnen kurzem durch Austrocknung ab. Der Wirkstoff Siliziumdioxid (SiO2) ist für Menschen und Nutztiere gesundheitlich absolut unbedenklich. Amorphe Silikatstäube werden im Gegensatz zu kristallinen Stäuben in der Lunge vollständig resorbiert.
Auf dem deutschen Markt sind verschiedene Produkte erhältlich. Die Wirksamkeit von Silikatstäuben ist vor allem von der Partikelgrößenverteilung, vom SiO2-Gehalt, von der Dichte sowie vom pH-Wert abhängig. Zwischen den einzelnen Präparaten gibt es große Unterschiede bezüglich der Effektivität. Verschiedene Anwendungstechniken werden praktiziert. Bei kleinflächigen Anwendungen wird der Silikatstaub mit handbetriebenen Balg- und Pump-Stäubgeräten, bei großflächigen Anwendungen mit kompressorbetriebenen Stäubepistolen ausgebracht. Des Weiteren berichten einige Betriebe von der Ausbringung über die Belüftung, wodurch bei geringem Arbeitszeiteinsatz eine relativ gute Verteilung des Produktes erreicht wird. Bei der Ausbringung hat sich die Gründlichkeit als besonders wichtig erwiesen: Legenester, Verschalungen, Unterseiten von Abdeckungen, Sitzstangen und sonstige Milbenversteckplätze sollten zugänglich gemacht und gleichmäßig eingestäubt werden. Der Staubbelag sollte überall gut sichtbar sein. Das derzeit gebräuchlichste biologische Milbenbekämpfungsmittel sind Silikatstäube in flüssiger Form, mit denen in einem zuvor unbelegten Stall nach Reinigung und Desinfektion die Volierenanlage benetzt wird und die eine ausreichende und nachhaltige Wirkung aufweisen.
Andere biologische Bekämpfungsstrategien sind Rapsöle (Speiseöle), mit denen alle Versteckmöglichkeiten der Milben eingesprüht oder eingepinselt werden. Ein altes Hausrezept zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe kann in einigen Fällen eine gute Wirksamkeit aufweisen. Eine Flasche Spiritus wird mit einer Flasche Flüssigseife oder Duschgel und einem Liter warmem Wasser aufgelöst und mit einer Rückenspritze im Stall in den Versteckmöglichkeiten der Parasiten ausgebracht. Zudem gibt es noch eine andere Reihe biologischer Bekämpfungspräparate auf der Basis von Pflanzenextrakten, sogar Knoblauchöl soll, sowohl im Futter als auch als Insektizid, die Milbenplage geringer halten.
In letzter Zeit ist ein Staubbad für Geflügel auf dem Markt, das aus Kieselsäure und kohlensaurem Kalk bzw. kohlensaurem Magnesiumkalk besteht. Anders ausgedrückt wird Silikatstaub mit Gesteinsmehlen vermengt und dient den Hennen als Staubbad. Hierzu wird den Hennen ein „Sandkasten” zur Verfügung gestellt, man bringt dieses Gemisch als Staubbademöglichkeit in den abgegrenzten Bereich und erneuert es regelmäßig. Man rechnet 0,5–1 kg Ausgangssubstanz je Tier und Jahr. Dieses natürliche Gesteinsmehl kann die Rote Vogelmilbe dezimieren, wenn es regelmäßig im belegten Stall angewendet und erneuert wird.