Betrieb und Wirtschaft | 24. November 2016

Die Huber-Mühle bedient die Nischen

Von Heinrich von Kobylinski
Die Huber-Mühle in Hohberg-Niederschopfheim war in diesem Jahr Austragungsort der MühlenMasters, des Berufswettbewerbs der Müller. Die Mühle selbst zählt zu den modernsten ihrer Branche und vermarktet eine große Vielfalt an hochpreisigen Nischenprodukten.
Anfang der 50er-Jahre gab es noch rund 20000 Mühlen in Deutschland. Jetzt sind es noch rund 500. Nach Angaben von Dr. Andreas Baitinger von der Gewerbeschule Stuttgart ist der ausgeprägte Strukturwandel  der Mühlen inzwischen zu einer relativen Ruhe gekommen. Die Hälfte der Mühlen hat ein jährliches Volumen von über 100000 Tonnen.
Bei der Huber-Mühle sind es zwischen 10000 und 12000 Tonnen. Der Betrieb pflegt eine große Vielfalt an Produkten, die durchweg im qualitativ anspruchsvollen, hochpreisigen Segment angesiedelt sind. Dabei sieht sich Geschäftsführer Rolf Huber  vor allem als regionalbezogener Anbieter von Nischenerzeugnissen.
 Mit dabei  vertreten sind auch Bio-Produkte, wobei diese Kategorie nur einen Teil der
Angebotspalette repräsentiert. „Wir wollen für den Verbraucher eine kleine, aber feine Marke sein und für den Bäcker und für die Gastronomie der Inbegriff für Qualität und Sicherheit”, präzisiert der Betriebsleiter. Dabei kommt noch eine Futtermittelproduktion für den Pferdebedarf und für Heimtiere hinzu. 
Die unweit von Offenburg gelegene Mühle sieht sich als Allrounder der Branche, der neben den Mehlen auch Grieß, Schrot, Dunst, Flocken, Snacks und Sämereien sowie eine Vielfalt an Müslimischungen anbietet. Der im Jahr 2013 fertiggstellte, neue Mühlenbetrieb ist die Fortsetzung einer fast 500-jährigen Familientradition. Zur Vermahlung kommen  Weizen, Roggen, Dinkel, Grünkern, Buchweizen ebenso wie  Einkorn oder Emmer.  
Herausforderung
Herausforderung Im Müslibereich gibt es rund 40 verschiedene Variationen und Mischungen vom Schwarzwald-Müsli über Schoko-Früchte-Mischungen bis zum Bio-Dinkel-Schoko-Vollkorn-Knacker.
Damit hat die Huber-Mühle auch eine Vielfalt an Lieferanten. Dieses Jahr war für den Mühlenbetrieb eine besondere Herausforderung: In der Rheinebene hatte das Getreide einen ausgeprägten Pilzbefall. Obwohl die Huber-Mühle tendenziell so nah wie möglich einkauft, musste sie auf Herkünfte von der Baar ausweichen.
 Die Huber-Mühle nimmt jährlich am europäischen Getreidemonitoring (EGM) der Mühlenwirtschaft teil und arbeitet an der  IFZ-Zertifizierung (International Featured Standard) mit, in die auch der Hauptverband des deutschen Lebensmitteleinzelhandels eingebunden ist.   Ein erheblicher Anteil der Huber-Produkte wird über den hochwertigen Lebensmittelhandel vermarktet. „Bei der Qualität können wir uns keine halben Sachen leisten”, erläutert Huber. Einzelne Erzeugnisse tragen auch das Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW). Nach Einschätzung des ausgebildeten Betriebswirts Huber könnte jedoch gerade bei diesem Zeichen das Verhältnis zwischen Anforderung und Effekt besser sein: Von der Kundschaft werde das Zeichen kaum gewürdigt, zumindest sei durch das  Emblem nur wenig Wirkung zu spüren.
Regionalität wird honoriert
Unabhängig davon will die Huber-Mühle ihr Nischenkonzept  fortsetzen und dabei auf die regionale Wertschöpfung achten, weil das grundsätzlich von den Verbrauchern honoriert werde. Sie verlangen damit aber auch bezüglich Rückverfolgbarkeit, Nachhaltigkeit und Deklaration zusätzliche Sicherheit.
Stillschweigend werde dazu auch eine  konstante Produktqualität vorausgesetzt. Genau das wiederum sei bei Naturprodukten keine Selbstverständlichkeit. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz”, findet Huber, weil er weiß, dass seine Mühle abhängig ist von den jährlich schwankenden  Erntequalitäten.  „Das aber wiederum ist  vielen Verbrauchern heute unverständlich”, so Huber. 
Der Berufswettbewerb der Müller
Von den bundesweit rund 80 Absolventen der dreijährigen Müllerlehre treten die besten der frischgebackenen „Technologen der Mühlen- und Futterwirtschaft” zu den  MühlenMasters an, dem Berufswettbewerb der Müller. Die etwas umständliche offizielle Berufsbezeichnung weist auf die beiden Hauptrichtungen des Ausbildungsganges hin: Zum Müllerhandwerk gehört neben dem Mahlen auch das Mischen, sowohl im Bereich der Futtermittel als auch bei den Lebensmitteln. 
Die Vielseitigkeit des Ausbildungsganges ist es auch, weshalb die Absolventen mit ihrem Wissen weltweit gebraucht werden. Viele Müller sind im Ausland beschäftigt, teilweise pendeln sie zwischen mehreren Ländern. Die neun Teilnehmer hatten sich über ihre Noten im Abschlusszeugnis der Berufsschule qualifiziert. Im Wettkampf mussten sie beweisen, dass sie die Maschinen einstellen können, die Steuerungstechniken beherrschen und die Ware  im Labor qualitätstechnisch untersuchen können. Die Huber-Mühle bot hierzu ideale Wettkampfvoraussetzungen.
 Den Sieg davongetragen hat Philipp Markquardt aus Flums in der Schweiz. Auch der Zweitplatzierte kam in diesem Jahr aus dem Ausland: David Neuhofer aus  Linz in Österreich. Der Drittplatzierte ist Paul Feinholz aus Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Die Teilnehmer wollen nach ihrem Abschluss den Meisterkurs absolvieren und sich dann in einer Fachtechnikschule weiter qualifizieren.