Bei vielen Erntehelfern geht zunächst geäußerte Zufriedenheit nicht mit der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften einher, berichtet die IG Bau aus Erfahrungen in der Beratung. Der Deutsche Bauernverband befürchtet einen zunehmenden Mangel an Saisonarbeitskräften.
Der Deutsche Bauernverband befürchtet wegen Arbeitskräftemangels einen spürbaren Rückgang der Anbauflächen bei den Sonderkulturen.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat am 29. Januar den Bericht „Bundesweite Aktionswochen Saisonarbeit in der Landwirtschaft” vorgelegt. Er fasst die Erfahrungen der Gewerkschaft zusammen, die 2018 bei der Beratung von Erntehelfern auf Spargel- und Erdbeerfeldern gemacht worden sind. Als „typische Verstöße” nennt die IG BAU falsche Arbeitszeitaufzeichnungen, unbezahlte Überstunden, überlange Arbeitszeiten, erhöhte Abzüge für Kost und Logis, schlechte Unterkünfte, fehlende Schutzkleidung und Sonnenschutz sowie nicht erlaubte Lohnabzüge für Arbeitsmaterial.
Der stellvertretende IG-BAU-Vorsitzende Harald Schaum erklärte, dass die Landwirtschaft zwar immer moderner geworden sei, in den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten spiegele sich das jedoch noch längst nicht überall wider. Er kritisierte, wie die Unwissenheit über ihre Rechte und teils sogar die Angst der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor einem Jobverlust ausgenutzt werde. Laut Gewerkschaftsangaben arbeiten hierzulande etwa 300000 Saisonarbeiter aus dem europäischen Ausland.
Laut dem Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, zeichnet sich für das Jahr 2019 schon jetzt ein „deutlicher Engpass” bei den Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft ab. Infolgedessen werde von einem „spürbaren Rückgang der Anbauflächen” bei den Sonderkulturen ausgegangen, erklärte Krüsken unter Verweis auf Umfragen von Fachverbänden. Saisonarbeitskräfte müssten für die Landwirtschaft aus Drittstaaten „zügig zugelassen werden”.
Guten Ruf erhalten
Der DBV-Generalsekretär betonte, dass ohne den Einsatz
von Saisonarbeitskräften der Sonderkulturanbau in Deutschland nicht
vorstellbar sei. Daher sei es im Interesse der landwirtschaftlichen
Betriebe, in ausreichender Anzahl motivierte Saisonarbeitskräfte zu
gewinnen. Krüsken wies zudem darauf hin, dass die Situation für die
landwirtschaftlichen Betriebe aufgrund verschiedener Faktoren wie der
Konkurrenz um Saisonarbeitskräfte hierzulande, aber auch in ganz Europa
immer schwieriger werde.
Im Hinblick auf den IG-BAU-Bericht stellte der DBV-Generalsekretär
klar, dass die rechtlichen Vorgaben, die es für die Beschäftigung von
Saisonarbeitskräften gebe, einzuhalten seien. „In den Fällen, in denen
nachweislich und überprüfbar gegen bestehende gesetzliche Regelungen
verstoßen wird, muss gehandelt werden”, betonte Krüsken. Dies sei auch
erforderlich, um den guten Ruf der Sonderkulturbetriebe in den
Heimatländern der Saisonarbeitskräfte zu erhalten. Dem Bauernverband
zufolge gilt der Mindestlohn ebenso wie Arbeitszeitregelungen und
sozialrechtliche Bestimmungen.