Der Heuball bietet stets frisches Futter
Denise Fuhrer ist die eigentliche Erfinderin des Heuballes. Da ihr auffiel, dass Schweine gerne spielen, hatte sie sich überlegt, wie ein geeignetes Spielzeug aussehen könnte. Auf die Idee mit dem Drahtkorb ist sie über einen Hamsterball gekommen, wie ihn Zoohandlungen für Hamster anbieten. In Zusammenarbeit mit der Werkstatt des MZ Kalchrain hat sie ein robustes Drahtgeflecht entwickelt, das den Bissen der Tiere standhält – und zwar in zwei Größen, eine für abgesetzte Ferkel und Mastschweine und eine für Jung- und Muttersauen. Was einfach aussieht, ist in der Herstellung gar nicht so einfach. Damit die Drähte zusammenhalten, sind über 100 Schweißpunkte notwendig. Zum Schluss müssen die Drähte verzinkt werden. Bei den großen Bällen wird sogar Chromstahl verwendet, was die Herstellung noch etwas aufwendiger macht.
Die schweizerische Forschungsanstalt Agroscope in Tänikon hat untersucht, welche Beschäftigungsmaterialien sich für die Praxis gut eignen. In mehreren Experimenten haben die Forscher Stroh und Chinaschilf als Einstreu, Strohraufen, Pelletspender, Strohpresswürfel, Nagebalken und Rindenkompost miteinander verglichen. Alle diese Materialien sind gemäß der Studie grundsätzlich geeignete Beschäftigungsmaterialien für Schweine. „Die Häufigkeit, mit der Erkundungsverhalten an den Körper von Buchtgenossen gerichtet wurde, was zu Schwanzbeißen führen könnte, war bei allen Materialien auf einem niedrigen Niveau”, ist eine Schlussfolgerung im ART-Bericht 762. Da es damals den Heuball noch nicht gab, haben ihn die Forscher nicht in die Studie aufgenommen. „Er erfüllt jedoch die Bedingungen als geeignetes Beschäftigungsmaterial”, sagt Roland Weber von der Agroscope.
Es hat sich bei der Studie gezeigt, dass die Attraktivität fast aller getesteten Materialien im Laufe der Zeit abnahm. „Optimal wäre es somit, den Schweinen abwechslungsweise verschiedene Materialien anzubieten”, empfiehlt der ART-Bericht. In der Praxis dürfte das allerdings nicht so einfach sein. Einstreu, Strohraufen und Heubälle haben den Vorteil, dass sie immer wieder neu beschickt werden. Dies animiert die Tiere, damit zu spielen, zu wühlen oder darauf zu kauen. „Das Heu im Ball ist immer frisch”, nennen Fuhrers einen großen Vorteil ihrer Erfindung.
Gemäß der Fachinformation Tierschutz des Schweizerischen Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) haben sich für Mastschweine Raufen mit einem Staketenabstand zwischen 3,5 cm und 5 cm bewährt, wobei ungefähr alle 9 bis 10 cm ein Querstab angebracht ist. Bei Zuchtsauen sollte der Staketenabstand zwischen 6,5 cm und 7,5 cm betragen, jener bei Absetzferkeln etwa 2,5 cm. Weniger bewährt haben sich Raufen mit quadratischen Maschengittern, denn bei diesen rutsche häufig das Stroh nicht nach. Es kommt auch darauf an, wie das Stroh in die Raufen gegeben wird. Wird es fest zusammengepresst und nicht aufgelockert, dann können die Tiere die Halme kaum herausziehen.
Presswürfel bestehen aus Stroh, Dinkelspreu, Sägemehl oder anderen organischen Materialien. Wie Nagebalken eignen sie sich wegen der geringen Strohverluste besonders für Vollspaltenbuchten. Es sei darauf zu achten, dass Presswürfel trocken gelagert werden, damit sie nicht aufquellen, empfiehlt die BLV-Fachinformation. Quellen sie auf, dann rutschen sie im Rohr nicht mehr nach. In der Agroscope-Studie schnitten die Presswürfel betreffend Beschäftigung schlechter ab als die Stroheinstreu und die Strohraufe. Sogar der Nagebalken löste mehr Erkundungsverhalten aus. Haben sich die Schweine an die Presswürfel gewöhnt, seien diese nur noch wenig attraktiv, trotzdem habe er den Eindruck, die Würfel fänden in der Praxis oft Verwendung, sagt Fuhrer. Ein Heuball könne eine gute Ergänzung sein, gerade dann, wenn sich in einer Bucht allmählich ein Druck in Richtung Schwanzbeißen aufbaue. Der Pelletspender, an welchem Schweine an einer Kette rütteln mussten, um an Pellets zu gelangen, war wie Stroh und Chinaschilf sehr attraktiv für die Tiere, wie es im ART-Bericht heißt.