Politik | 02. Juli 2015

Der DBV zeigt Offenheit und Grenzen auf

Von Walter Eberenz
Über Gestalt und Zukunft der Agrarwirtschaft wird zunehmend in Öffentlichkeit und Politik diskutiert. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, widmete daher dem Auftreten der deutschen Landwirtschaft in Politik und Gesellschaft einen Großteil seiner Grundsatzrede beim Deutschen Bauerntag.
Mit einer Aktion vor dem Haupteingang starteten Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (rechts), und Helmut Gumpert, Präsident des gastgebenden Thüringer Landesverbandes, in den Deutschen Bauerntag 2015 in Erfurt. Sie bauten ein „Mauerwerk” aus Blöcken, die mit bäuerlichen Forderungen und Herausforderungen beschriftet waren.
„Veränderung gestalten”, das Motto des Deutschen Bauerntages am 24. und 25. Juni in Erfurt, bezeichnete Rukwied als „mutig und bewusst gewählt”. „Wir Bauernfamilien stellen uns auf Neues ein und sind offen für Innovationen und die Diskussion mit der Gesellschaft”, betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am Mittwoch voriger Woche vor rund 600 Delegierten aus den berufsständischen Landesverbänden sowie 150 weiteren Gästen in Erfurt.
Das Feld nicht anderen überlassen
Rukwied forderte von der Landwirtschaft eine aktive, selbstbewusste und offensive Rolle in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion. Man dürfe das Feld in der Auseinandersetzung um moderne Landwirtschaft nicht anderen überlassen. Bei der Diskussion um die Landwirtschaft seien Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit notwendige Voraussetzungen, betonte Rukwied unter Beifall.
Als Marschrichtung gab er dabei Folgendes aus: „Wir müssen uns  der Diskussion öffnen. Wir müssen in der politischen Diskussion aber auch zu erkennen geben, dass es Grenzen gibt.” Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft.
Rukwied betonte dabei ein klares „Ja” zu einer nachhaltigen und gleichzeitig unternehmerischen bäuerlichen Landwirtschaft.
Neu konzipierte Öffentlichkeitsarbeit
Die Delegation aus Südbaden verfolgt aufmerksam die Rede des DBV-Präsidenten Joachim Rukwied.
Als Werkzeug für eine aktivere Rolle der Landwirtschaft in der Diskussion kündigte Rukwied eine Neukonzeption von Teilen der Öffentlichkeitsarbeit des DBV an. „Wir müssen moderner, effizienter, effektiver kommunizieren – unsere Wertvorstellungen in Zukunft viel deutlicher artikulieren”, betonte der DBV-Präsident.
Das Baukastensystem „Wir machen...” gehört zum neuen Konzept der Öffentlichkeitsarbeit. Landes- und Kreisbauernverbände sollen es nutzen können. Zurzeit befindet es sich in der Testphase. Im September soll es an den Start gehen, informierte Rukwied die Zuhörer bei einer kurzen Präsentation von „Wir machen ...”.
Joachim Rukwied widmete sich in seiner Grundsatzrede des Weiteren den wesentlichen Feldern in der Politik und auf den Märkten, die der DBV derzeit beackert, und untermauerte seine Forderungen dazu. Die derzeitige Preismisere bei Milch führte er auf verhaltene Nachfrage auf den Weltmärkten und das Russlandembargo zurück. Rukwied fordert von der Politik, den Gesprächsfaden mit Russland wieder aufzunehmen.
Bei der Initiative Tierwohl zeigte Rukwied Freude und Ärger zugleich. Freude wegen der hohen Resonanz bei den Landwirten und Ärger, dass nur die Hälfte zum Zuge kommt. Rukwied berichtete von Verhandlungen mit den Partnern, mit dem Ziel einer Mittelaufstockung.   „Es wäre eine vertane Chance, wenn sie nicht bereit wären, die fehlenden 60 Millionen Euro aufzubringen”, betonte Rukwied.  
Walter Heidl Vizepräsident
Geheim,  mit 92,4 Prozent der  Stimmen, wählten die Delegierten bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes Walter Heidl zum DBV-Vizepräsidenten. Sein Vorgänger Norbert Schindler stand altersbedingt nicht mehr zur Verfügung. Walter Heidl ist seit drei Jahren Präsident des Bayerischen Bauernverbandes.  Der Niederbayer, Jahrgang 1959, bewirtschaftet einen 30-Hektar-Betrieb mit Zucht- und Mastschweinen. Heidl  ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.   Weitere Vizepräsidenten des DBV sind Werner Schwarz aus Schleswig-Holstein, Werner Hilse aus Niedersachsen und Udo Folgart aus Brandenburg.enz