Politik | 07. Januar 2016

Den Milchpreis mit gesellschaftlichen Anliegen verbinden

Von AgE
Eine angemessene Entlohnung der Milchbauern sollte zusammen mit dem gesellschaftlichen Anliegen der Erhaltung von Grünland und der biologischen Vielfalt betrachtet werden. Das hat der Wissenschaftliche Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim Bundeslandwirtschaftsministerium empfohlen.
Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeslandwirtschaftsministerium schlägt ein Label „aus Weidemilch” vor, das auf anspruchsvollen Kriterien basiert.
Der Wissenschaftliche Beirat präsentierte kurz vor Weihnachten die Stellungnahme „Perspektiven für das artenreiche Grünland – Alternativen zur Belohnung einer Überschussproduktion bei Milch”.   Der Beirat begrüßt in seinem Papier die ablehnende Haltung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu staatlichen Marktsteuerungseingriffen in der Art der Milchquote. Stattdessen raten die Wissenschaftler zu Strategien, mit denen besondere Qualitäten der Milch und ihrer Erzeugung, so etwa die ökologische Produktion und Weidehaltung, mit einer Honorierung von Maßnahmen für mehr Tierwohl und Artenvielfalt verknüpft werden.
Angemessen entschädigen
Eine solche Honorierung sei volkswirtschaftlich am effizientesten, wenn sie sowohl über zielgenaue staatliche Programme als auch über die Mehrpreisbereitschaft der Verbraucher erfolge. Dafür schlägt der Beirat  Agrarumweltprogramme und  eine zuverlässige Produktkennzeichnung vor.
Der Beirat spricht sich ferner dafür aus, die Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt im Grünland stärker zu differenzieren, um einen umfassenden Artenschutz zu gewährleisten. Dabei sollten die Landwirte für ihre Beiträge angemessen entschädigt werden. Geeignet dazu seien attraktive Programme zur Förderung des artenreichen Grünlands, die auch zur Einkommensstützung der Landwirte beitrügen und diese unabhängiger von Milchpreisschwankungen machten.
Auf breit akzeptiertes Label hinarbeiten
Um entsprechend produzierte Milchprodukte zu kennzeichnen, schlägt der Wissenschaftliche Beirat die Einführung einer auf anspruchsvollen Kriterien basierenden, nutzerfreundlichen, glaubwürdigen und effektiv kontrollierten Kennzeichnung „aus Weidemilch” vor. Die Wissenschaftler empfehlen dem Landwirtschaftsministerium außerdem, umgehend den für die Einführung eines breit akzeptierten Labels erforderlichen Konzeptions- und Koordinierungsprozess zu initiieren und zu moderieren. Sollte binnen einer Frist von etwa einem Jahr keine Einigung auf ein allgemein anerkanntes, nicht-staatliches Label „Weidemilch” zustandekommen, sollte das Agrarressort – aufbauend auf den bis dahin erfolgten Konsultationen – selbst ein staatliches Label „Weidemilch” konzipieren und auf dessen gesetzliche Einführung noch vor Ende der laufenden Legislaturperiode hinwirken.
Ein solches Label könnte nach Ansicht des Wissenschaftlichen Beirats auch für weitere Produkte angewendet werden, die artgerecht und grünlandbasiert produziert werden, wie etwa „Weidefleisch”.
In seiner Stellungnahme fordert der Beirat die Bundesregierung auf, zeitnah einen Dialog mit der Milchwirtschaft und den relevanten gesellschaftlichen Kräften zu initiieren, um im Hinblick auf den Midterm Review (Halbzeitbewertung) der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2017 eine Strategie für eine nachhaltige Milcherzeugung in Deutschland zu entwickeln.
Im Sinne dieser Stellungnahme sollte die Strategie das Einkommensinteresse der unternehmerisch handelnden Landwirtschaftsbetriebe mit dem Interesse der Allgemeinheit an der Erzeugung und Erhaltung öffentlicher Güter, insbesondere biologischer Vielfalt und Tierwohl, verbinden.