Bei der Afrikanischen Schweinpest (ASP) wechseln sich in Europa erhöhte Anspannung und kurzfristige Erleichterung ab. Ein neuer Verdachtsfall in Westpolen bestätigte sich nicht als ASP (siehe Kasten). Inzwischen wird europaweit weiter über Präventionsmaßnahmen diskutiert.
Zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest will Brüssel stärker mit Jägern und Jagdverbänden zusammenarbeiten und die Informationskampagnen nochmals ausweiten.
Der zuständige EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hatte bei einer ASP-Tagung Ende März mit den betroffenen EU-Ländern und den osteuropäischen Nachbarstaaten in Warschau auf die intensiven Brüsseler Bemühungen zur Erfassung und Bekämpfung der Tierseuche hingewiesen und weitere Aktivitäten angekündigt.
Unter anderem will Brüssel stärker mit Jägern und Jagdverbänden zusammenarbeiten und die Informationskampagnen nochmals ausweiten. Dabei geht es vor allem um die Früherkennung von ASP-Fällen. Laut Andriukaitis sind beispielsweise die drei ASP-Ausbrüche in Rumänien Anfang des Jahres höchstwahrscheinlich auf die illegale Verbringung von infiziertem Fleisch zurückzuführen. Der „menschliche Faktor” sei weiterhin der größte Feind bei der Bekämpfung der Schweinepest, so der Kommissar.
Bei der Konferenz der EU-Mitgliedstaaten und der Brüsseler Kommission mit Vertretern aus Russland, Weißrussland und der Ukraine erinnerte Andriukaitis daran, dass ein Jagd- und Wildschweinmanagement in ASP-Gebieten oder Gebieten mit erhöhtem Risiko nicht mehr möglich sei. Darauf sollten die Jäger und Verbände vorbereitet sein. Die Biosicherheit der Jagd sowie die Zusammenarbeit mit den lokalen Veterinärbehörden müsse sichergestellt werden. Der Litauer fordert die EU-Mitgliedstaaten und die betroffenen Nachbarländer auf, sich „umfassend mit ihren lokalen Jägern und Verbänden” zu befassen. Eine solch enge Zusammenarbeit sei von entscheidender Bedeutung für die ASP-Früherkennung, für das Wildschweinmanagement und für die langfristige Tilgung der Seuche.
Ausrottung möglich
Der EU-Kommissar zeigte sich optimistisch, dass man
die Afrikanische Schweinepest in Europa ausrotten könne. Um erfolgreich
zu sein, brauche man aber Transparenz und die koordinierte
Zusammenarbeit aller Beteiligten. Dazu zählten die EU-Nachbarländer,
Politiker, Landwirte, Tierärzte, Reisende, die Öffentlichkeit, aber vor
allem die Jäger. Man halte bisher die Lage seit den ersten ASP-Fällen in
der Europäischen Union im Jahr 2014 „relativ unter Kontrolle”, so
Andriukaitis. Die „sporadischen Sprünge” seien immer das Ergebnis von
rechtswidrigen und unangemessenen Aktionen durch Menschen gewesen.
Wesentlich kritischer schätzt die Leiterin der Veterinärdienste und
Unterabteilungsleiterin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Karin
Schwabenbauer, die Situation ein. Die frühere Präsidentin des
Verwaltungsrats der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) äußerte
sich vor allem besorgt über die Qualität der ASP-Kontrollen in bereits
infizierten Ländern.
In einer abschließenden Erklärung werden gemeinsame Anstrengungen bei
der Erforschung der ASP und ihrer Verbreitung, vor allem aber bei der
Entwicklung eines Impfstoffs angemahnt. Hier brauche es auch weitere
finanzielle Unterstützung von der EU-Kommission.
Da der menschliche Faktor bei der Übertragung der Schweinepest über
große Entfernungen entscheidend sei, seien die internationale
Zusammenarbeit und die Einbeziehung von Zoll- sowie anderen Kontroll-
und Polizeibehörden in den Ländern bei der Bekämpfung des illegalen
Transports von Tieren und Lebensmitteln wichtig, heißt es weiter.
Mehrmals habe sich gezeigt, dass gut strukturierte Aufklärungskampagnen
das ASP-Risiko verringerten. Solche Kampagnen sollten nicht nur für
spezielle Risikogruppen wie Tierärzte, Landwirte, Jäger oder Lieferanten
erfolgen, sondern sich auch an die Fleischindustrie, den Verkehr und
den Tourismus wenden. Außerdem sollten Landwirte zu vorbeugenden und
angemessenen Maßnahmen ermutigt werden.
ASP-Entwarnung in Westpolen
Im Fall der kürzlich in Westpolen gefundenen toten Wildschweine haben die zuständigen Ämter Entwarnung gegeben. Nach Angaben der obersten Veterinärbehörde wurden die drei verendeten Tiere, die Ende März in einem Feuerlöschteich bei Czarnków, etwa 70 km nördlich von Posen in der westpolnischen Woiwodschaft Großpolen entdeckt worden waren, negativ auf Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet. Die Behörde geht davon aus, dass die Wildschweine auf dünnem Eis eingebrochen und in dem Teich ertrunken sind.
Zuvor waren Befürchtungen aufgekommen, dass das Virus einen deutlichen Sprung in Richtung Westen gemacht haben könnte, da in dem Gebiet bislang keinerlei Verdachtsfälle verzeichnet worden sind. Der Fund war auch deshalb so brisant, weil die Woiwodschaft als Veredlungshochburg gilt, auf die sich fast ein Drittel der polnischen Schweinehaltung konzentriert.
Entsprechend gravierend wären die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen für den Sektor gewesen.