Politik | 15. Januar 2015

Das Umweltbundesamt drängt wegen Stickstoff

Von AgE
Weitergehende Maßnahmen zur Senkung der Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft fordert das Umweltbundesamt (UBA). In einer aktuellen Studie schlägt die Behörde einen Zielwert für den Stickstoffüberschuss von 50 kg/ha und Jahr vor, um negative Umweltauswirkungen weitgehend zu vermeiden.
Das Umweltbundesamt spricht sich dafür aus, die unmittelbare Einarbeitung von Wirtschaftsdünger und die Anwendung emissionsarmer Ausbringungstechniken vorzuschreiben.
Dieser Wert sei bis zum Jahr 2040 anzustreben. Die derzeit im Zusammenhang mit der Novelle der Düngeverordnung diskutierten Maßnahmen reichen laut UBA lediglich für eine Begrenzung auf 80 kg/ha und Jahr aus. In der Studie spricht sich die Umweltbehörde unter anderem dafür aus, die unmittelbare Einarbeitung von Wirtschaftsdünger ebenso vorzuschreiben wie die Anwendung emissionsarmer Ausbringungstechniken.
Stärker zu regulieren sei die Ausbringung von Düngemitteln auf stark geneigten Flächen sowie in der Nähe von Wasserläufen. Bekräftigt werden zudem die Forderungen der Kommission Landwirtschaft beim UBA (KLU) nach Einführung einer Hoftorbilanz, einer Verlängerung von Sperrfristen für die Ausbringung von Wirtschaftsdünger sowie bundeseinheitlichen Anforderungen an Anlagen zur Lagerung von Jauche, Gülle und Sickersäften (JGS-Anlagen). Einen wichtigen Beitrag sollte dem UBA zufolge die Agrarförderpolitik leisten. Genannt werden eine verlässliche Förderung der Umstellung auf Ökolandbau sowie die Unterstützung emissionsarmer Ausbringungstechniken.
Generell sei das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) stärker als Instrument zur Verminderung von Stickstoffverlusten in die Umwelt zu nutzen. Schließlich plädiert das UBA für einen überregionalen Nährstoffausgleich und eine Reduzierung des Futtermittelbedarfs durch eine Absenkung der Tierbestände. „Stickstoff ist ein unerlässlicher Nährstoff für alle Lebewesen”, stellt das UBA in seiner Studie fest. Viele Verbindungen mit Stickstoff schädigten jedoch die Umwelt, weil ihre Konzentrationen in den letzten Jahren deutlich angestiegen seien. In der EU wie in Deutschland seien mittlerweile zwei Drittel aller natürlichen Lebensräume überdüngt.
Das habe gravierende Folgen. Pflanzenarten, die an nährstoffarme Bedingungen angepasst seien, würden aus Wäldern und Heiden verdrängt. Lachgasemissionen aus überdüngten Feldern verschärften den Klimawandel. Gülle lasse vielerorts die Nitratkonzentrationen im Grundwasser über die Grenzwerte schnellen. Stickstoffdioxyd aus dem Verkehr gefährde die menschliche Gesundheit.
Bei der Landwirtschaft ansetzen
Für die Behörde steht damit außer Frage, dass die Stickstoffbelastung gesenkt werden muss. Anzusetzen sei dabei vor allem bei der Landwirtschaft, die das UBA für zwei Drittel der Stickstoffemissionen in Deutschland verantwortlich macht.
Vor diesem Hintergrund misst das Amt der Novelle der Düngeverordnung eine entscheidende Rolle bei. UBA-Präsidentin Maria  Krautzberger  bezeichnete vergangene Woche die Novelle als wichtigen Ansatz, „um Luft, Boden und Grundwasser besser vor zu viel Stickstoff zu schützen”.
Kritik übte Krautzberger an der Europäischen Kommission. Der warf sie vor, sie habe ihren Vorschlag, die Stickstoffeinträge zu minimieren, wieder auf den Prüfstand gestellt. Es sei aber wichtig, dass die EU weiter Impulse für eine Reduzierung der Stickstoffüberschüsse setze, so die Behördenchefin.