Das Schmallenberg-Virus ist zurück
Leider erwies sich die erreichte Immunität als wenig beständig, da bereits ab 2013 wieder ein Rückgang der Antikörpernachweise bei Rindern in Baden-Württemberg beobachtet werden konnte. In Beständen mit regelmäßiger serologischer Überwachung reagierten zuvor positiv getestete Tiere zunehmend negativ im SBV-Antikörpernachweis. Im darauffolgenden Jahr waren viele der durch die erste Infektionswelle betroffenen Rinder sowie die gesamte nachrückende Population wieder seronegativ und damit erneut ungeschützt gegen das Schmallenberg-Virus.
Parallel dazu steigen aktuell, analog zum Verlauf der ersten SBV-Infektionswelle, die Antikörpernachweise rasch an. Dies belegt die Auswertung der jüngsten Untersuchungsergebnisse aller Rinder, die erst nach dem 1. Januar 2014 geboren worden sind und somit definitiv keine „alten” Antikörper mehr haben können. Inzwischen liegen diese Tiere bei einer serologischen Nachweisrate von annähernd 70 Prozent, Tendenz rasant steigend. Alle Befunde weisen aktuell auf eine erneute Durchseuchung der Bestände mit dem Schmallenberg-Virus hin.
Auf die Viren selbst wurden am Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamt Aulendorf – Diagnostikzentrum – bislang mehr als 5400 Proben untersucht, wobei alle Proben zwischen dem letzten Nachweis im Frühjahr 2013 und dem ersten jetzigen Nachweis (ca. 4500) negativ befundet werden konnten. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass sich das Virus während dieser Zeit tatsächlich zurückgezogen hatte und es sich aktuell wieder um ein neues Ausbruchsgeschehen handelt.
Aus klinischer Sicht ist zum jetzigen Zeitpunkt, das heißt im akuten Stadium der neuen Infektionswelle, weniger mit Trächtigkeits- bzw. Geburtskomplikationen zu rechnen als vielmehr mit zunächst symptomlosen Verläufen bzw. beim Rind auch mit einem unspezifischen Krankheitsgeschehen. Bei entsprechenden unklaren fieberhaften Krankheitsbildern sollte daher auch an das SBV gedacht werden. In Analogie zum ersten Ausbruch sind ebenfalls Infektionsfolgen wie Aborte, Totgeburten, lebensschwache Neugeborene sowie Missbildungen in Verbindung mit vermehrten Geburtsschwierigkeiten zu befürchten, aber diese werden voraussichtlich erst wieder mit Zeitverzug von Wochen bis Monaten nach der Infektion auftreten, das heißt vorwiegend im Frühjahr 2016.
Das Virus ist infektiös für Rinder, Schafe und Ziegen, wurde aber auch schon bei
diversen Wildwiederkäuern nachgewiesen. Es löst im akuten Infektionsfall nur bei Rindern unspezifische Symptome wie Milchrückgang, Fieber und teilweise Durchfall aus. In erster Linie äußert sich die Infektion jedoch bei trächtigen Wiederkäuern aller Arten mit Zeitverzug von mehreren Wochen bis Monaten durch Aborte, Totgeburten oder lebensschwache Neugeborene mit zum Teil schweren Missbildungen, insbesondere im Bereich des Gehirns, der Wirbelsäule und der Gliedmaßen. Das Vorkommen und der Schweregrad sind dabei vorwiegend vom Trächtigkeitsstadium zum Zeitpunkt der Infektion abhängig.