Nicht nur in Berlin zur Grünen Woche gab es erleichterte Berufsstandsvertreterinnen und -vertreter. Am Samstag freuten sich die Organisatoren von BLHV und dem Maschinenring Schwarzwald-Baar in Donaueschingen über den ersten Agrartag nach der Corona-Zwangspause.
Der Deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied in Donaueschingen konnte die taufrischen Eindrücke von der Internationalen Grünen Woche in Berlin in seinen Exkurs über die agrarpolitischen Herausforderungen für die Landwirtschaft einfließen lassen.
Nach zwei Jahren ohne Agrartag öffneten sich am Samstagmorgen die Türen der Donauhallen für die Traditionsveranstaltung mit Bekanntheitsgrad und Bedeutung weit über die Baar hinaus. Das war auch an der Gästeliste bei der Eröffnung abzulesen: Zahlreiche Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker sowie Vertreter von Behörden hatten sich eingefunden.
Die Repräsentanten der Veranstalter, BLHV-Präsident Bernhard Bolkart ...
... und Klaus Grieshaber, Vorsitzender des Maschinenrings Schwarzwald-Baar.
BLHV-Präsident Bernhard Bolkart, der Maschinenringvorsitzende Klaus Grieshaber, der Donaueschinger Bürgermeister Severin Graf und Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, freuten sich bei der Begrüßung und bei Grußworten gleichermaßen darüber, sich zum Agrartag treffen zu können und auszutauschen, in einer Region, die noch stärker von Landwirtschaft geprägt ist als manch andere.
Klares Bekenntnis
„Uns ist die Landwirtschaft hier im Landkreis sehr
wichtig und wir wollen als Landkreis unseren Beitrag leisten, dass sie
zukunftsfähig bleibt”, erklärte Landrat Hinterseh. Postwendend bedankte
sich Bernhard Bolkart für „dieses klare Bekenntnis”, zumal er solche
Bekenntnisse ansonsten immer wieder vermisse.
Bolkart sprach die Folgen des Ukraine-Krieges an und die wieder
gewichtigere Thematik Ernährungssicherung und Ernährungsouveränität.
„Das ist noch nicht bei allen angekommen”, schränkte er gleichwohl ein. Der BLHV-Präsident sprach sich klar dafür aus, die Herausforderungen,
die Umwelt, Tierwohl und Klimaschutz für die Landwirtschaft
bereithalten, anzugehen. Er betonte aber ebenso, dass dies eine Aufgabe
der gesamten Gesellschaft sei. Gefragt sei, in regionalen Kreisläufen
zu denken und zu handeln.
Zukunftsbauer heißt Zukunft bauen
Ebenso widmete sich Bolkart dem berufsständischen
Projekt „Zukunftsbauer”. „Darin steckt Zukunft bauen”, betonte der
BLHV-Präsident. Die Bauern müssten heraus aus der Opferrolle. Es gehe
darum, die Herausforderungen zu erkennen und Lösungen anzubieten: „Das
können wir!”
Bolkart wandte sich gegen die überzogenen und praxisfremden Vorhaben der
EU-Kommission zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und mahnte an,
den kooperativen baden-württembergischen Weg zum
Biodiversitätsstärkungsgesetz als beispielhaft zu betrachten, statt ihn
zu gefährden. „Wir haben schon beim Wasserschutz in Baden-Württemberg
belegt, wie konstruktive Vorgehensweise funktioniert”, so der Präsident
des BLHV.
Intensiv Zukunftsfragen diskutiert
Hauptredner Joachim Rukwied, Präsident
des Deutschen Bauernverbandes (DBV), war die Tage vor dem Agrartag bei
der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin eingespannt, mit
reichlich Treffen, Gesprächen und Tagungen auf verschiedenen Ebenen.
Insofern konnte er mit den dortigen Erfahrungen und Erkenntnissen in
Donaueschingen aus dem Vollen schöpfen und aus erster Hand berichten.
„Wir haben sehr intensiv die Zukunftsfragen mit der Politik und der
Verwaltung diskutiert”, berichtete Rukwied. In erster Linie sei es um
Ernährungssicherung gegangen.
Der DBV-Präsident bezeichnete die IGW in Anlehnung an das
Weltwirtschaftsforum als das Davos der Landwirtschaft. Der Agrartag in
Donaueschingen sei die Fortsetzung der IGW in kleinerem Rahmen, so
Rukwied. Das vernahmen die Organisatoren des Agrartages von BLHV und
Maschinenring Schwarzwald-Baar natürlich gerne.
Die Politik muss wieder mehr zuhören
An die Politik gerichtet forderte
Rukwied, dass sie wieder mehr zuhört. Es sei ihr dringend anzuraten, das
Risiko zu vermindern, dass Menschen an die Ränder abwandern.
„Für die Landwirtschaft ist wichtig, dass die Politik wieder mehr mit
uns redet und die praktische Umsetzbarkeit von Entscheidungen und
Maßnahmen in den Fokus rückt”, betonte der Präsident des DBV.
Ebenso wie Bolkart forderte Rukwied, dass die Pläne der EU-Kommission
zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln (SUR) stark korrigiert werden:
„Das geht so nicht!” Grundsätzlich steht für ihn fest: „Wir gehen den
Weg in eine grünere Agrarpolitik mit, aber der Weg muss honoriert
werden.”