Politik | 24. Oktober 2019

Bundesweiter Protesttag am 22. Oktober

Von enz/AgE
Der Freiburger Münsterplatz war am Dienstag dieser Woche einer von 19 Orten in ganz Deutschland, an denen Bauern ihrem Unmut freien Lauf ließen. Aufgerufen zu dem Protesttag hatte die Bewegung „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch”.
Die Südseite des Freiburger Münsterplatzes war am Dienstag mit rund 800 Teilnehmern der Bauernkundgebung bevölkert.
„Es ist beachtlich, was hier auf die Beine gestellt wurde”, zollte Landwirt Martin Linser aus Freiburg-Opfingen als einer der Organisatoren der Kundgebung den rund 800 versammelten Bäuerinnen und Bauern auf dem Münsterplatz in Freiburg Respekt. Innerhalb kurzer Zeit sei die Demo auf die Beine gestellt worden, vorwiegend über Social-Media-Kanäle.  Zu den Kritik-Themen mit bundesweiter Bedeutung kam in Freiburg noch die Auseinandersetzung mit dem  Volksbegehren in Baden-Württemberg hinzu.
Deutlich wurde bei allen Redebeiträgen von Landwirten vom Ackerbauer über den Winzer bis zum Tierhalter sowie einer Vertreterin des Landmaschinenhandwerks, dass sie die Grenze der Zumutbarkeit  nicht nur als erreicht, sondern als überschritten ansehen. Existenzängste wurden laut geäußert. „Wir wollen die bäuerlichen Familienbetriebe weiterbringen und nicht zu Grabe tragen”, sagte ein Sprecher der Bewegung.
Mehr Anerkennung für die Leistungen der Bauern, statt sie unentwegt anzugreifen –  das wurde in Freiburg vehement gefordert. Die Veranstalter betonten, dass es ihnen insbesondere um den Aufruf zum Dialog geht. „Schwätzet miteinander”, rief Michael Fröhlin, Landwirt und Müllheimer BLHV-Kreisvorsitzender, auf Alemannisch in die Runde.  Um dieses Anliegen hervorzuheben, kam man zwar  mit Schleppern auf den Münsterplatz gefahren,  wollte jedoch die Traktoren nicht zu sehr betonen und  bewusst den Verkehr nicht blockieren.  Am Ende wurden die Teilnehmer von der Demo-Organisation sogar gebeten, den Münsterplatz sauber zu hinterlassen. Ein Lob gab es auch für die Polizei. Diese hatte sicher schon mehr Arbeit mit Demonstrationen in Freiburg als mit dieser, die sehr geordnet und friedlich ablief.
Auch Verbraucher mischten sich interessiert unter die Bauern und ließen sich auf Gespräche mit ihnen ein. Die Kundgebung in Freiburg war Teil der bundesweiten Bauernproteste am 22. Oktober, initiiert von der Bewegung „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch”. Kritisiert wurden bundesweit in erster Linie das Agrarpaket, die Verschärfung der Düngeverordnung, die mangelnde Wertschätzung der Bauern und das Mercosur-Handelsabkommen. Speziell in Freiburg wurde zudem stark das baden-württembergische Volksbegehren Artenschutz – „Rettet die Bienen” thematisiert.
Wie in Freiburg wurde an zahlreichen Orten in Deutschland demonstriert – die zentrale Kundgebung fand in Bonn statt.  Mit teils scharfen Worten haben überall Landwirte gegen das Agrarpaket und die weiter steigende Auflagenflut demonstriert. Zugleich forderten sie die Politik auf, wieder mehr mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand zu reden. Verschiedene Vertreter unterschiedlicher Berufszweige stellten  klar, dass es so  nicht weitergehen könne. Die Landwirte sehen sich als Rückgrat der Gesellschaft und der Lebensmittelproduktion. Beklagt wurden die immer weiter zunehmenden Auflagen, die die tägliche Arbeit erschwerten, weiter steigende Vorschriften, der Wegfall von Pflanzenschutzmitteln, aber auch bevorstehende Auflagen durch die Änderung der Düngeverordnung sowie das „Bauern-Bashing”.