Mit Blick auf den „exponentiell steigenden” Wolfsbestand in Deutschland haben die im Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) vertretenen Landnutzerverbände ihre Forderung nach einem aktiven Wolfsmanagement bekräftigt. Der AFN-Vorsitzende Max Frhr. von Elverfeldt bezeichnete es am Montag in Berlin als „nicht nachvollziehbar”, dass sich die jüngste Umweltministerkonferenz (UMK) lediglich auf die Einrichtung einer Bund-Länder-Gruppe zur Wolfsfrage habe einigen können, statt konkrete Lösungen vorzulegen.
Ein „politischer Bankrott” ist für ihn auch die Tatsache, dass zwischen Bundeslandwirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium keine gemeinsame Linie zum Wolf gefunden werden konnte (neueste Entwicklung: siehe oben). Dass das Bundeskanzleramt nun die Entscheidung an sich gezogen habe, sei da nur folgerichtig, erklärte Elverfeldt.
Der AFN-Vorsitzende appellierte nun an Bundeskanzlerin Angela Merkel, rasch zu einem Maßnahmenpaket zu kommen. Notwendig ist aus seiner Sicht insbesondere, dass die Politik endlich klarstelle, dass es sich beim deutschen Wolfsbestand um einen Teil der osteuropäisch-baltischen Population handle, bei der mit schätzungsweise 8000 Tieren längst ein guter Erhaltungszustand bestehe. Damit ist nach seiner Überzeugung die Überführung des Wolfs aus Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtlinie in den Anhang V überfällig, um auf diese Weise eine Entnahme von Tieren zu ermöglichen. Bis dahin müsse mit
einer Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes eine rechtssichere Möglichkeit für ein Wolfsmanagement gefunden werden, so der AFN-Vorsitzende.
Dringend notwendig ist nach seiner Einschätzung auch eine gesellschaftliche und wissenschaftliche Debatte über die Höhe einer allgemein akzeptierten Wolfspopulation in Deutschland. Das Aktionsbündnis lehnt die Nennung einer konkreten Zahl ab, sondern spricht sich vielmehr für die Definition regionaler Kulissen aus. Dabei sollten die klassischen Grünlandregionen, Almen und Deiche sowie Ballungsgebiete vor dem Wolf geschützt werden.
In diesem Zusammenhang hält es der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, für unrealistisch, alle Weidetierhaltungsregionen einzuzäunen; der ländliche Raum könne kein „vollverdrahteter Hochsicherheitsraum” werden. Auch lasse sich der Konflikt zwischen Wolf und Weidetierhaltung nicht mit dem Scheckbuch lösen. Es bedürfe vielmehr einer Regulierung des Wolfsbestandes.
Die ist nach Überzeugung von Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsidiumsmitglied des Deutschen Jagdverbandes (DJV), auch zum Schutz des Wolfs notwendig. Er befürchtet, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für den Wolf bei weiter ungebremster Ausbreitung in Ablehnung umschlägt. Außerdem gehe der unbegrenzte Wolfsschutz zu Lasten anderer Arten, wie des Mufflon, das in Teilen Deutschlands bereits durch den Beutegreifer ausgerottet sei.
Hinsichtlich der Entnahme von Wölfen lehnt Wellershoff ein „Sondereinsatzkommando Wolf” aber ab. Die Regulierung gehöre in die Hand der Jäger. Dafür sei die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht erforderlich.