Politik | 16. März 2017

Bundesrat will sechs Prozent umschichten

Von AgE
Der Bundesrat will, dass bei den EU-Zahlungen mehr Mittel von der Ersten in die Zweite Säule umgeschichtet werden. Er sprach sich am 10. März mit knapper Mehrheit dafür aus, den geltenden Satz von 4,5 Prozent noch in der laufenden Förderperiode auf sechs Prozent zu erhöhen.
Gerangel ums EU-Geld für die Landwirtschaft: Der Bundesrat votierte mit knapper Mehrheit für eine Erhöhung der Umschichtung. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will dem nicht folgen.
Der Gesetzentwurf wird nunmehr in den Bundestag eingebracht und der Bundesregierung zugeleitet, die sich dazu äußern muss. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ließ unterdessen erkennen, dass er der Bundesratsinitiative nicht folgen will. Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, schloss eine höhere Mittelumverteilung vor 2020 sogar kategorisch aus.  Der CDU-Politiker begründete seine Position insbesondere mit der weiterhin angespannten Liquiditätslage vieler Betriebe, die eine zusätzliche Kürzung der Direktzahlungen derzeit nicht zulasse.
Auch Hauk votierte für sechs Prozent
Im Plenum des Bundesrates hatten sowohl Baden-Württembergs CDU-Landwirtschaftsminister Peter Hauk als auch sein grüner niedersächsischer Amtskollege Christian Meyer für eine Erhöhung der Umschichtung auf sechs Prozent geworben. Bayerns Fachminister Helmut Brunner erteilte hingegen einer höheren Umschichtung vor 2020 eine Absage. Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte bereits im Vorfeld der Bundesratssitzung seine ablehnende Haltung gegenüber einer weiteren Mittelumschichtung von der Ersten in die Zweite Säule bekräftigt. „Landwirte brauchen Kontinuität und Verlässlichkeit in der Gemeinsamen Agrarpolitik”, unterstrich dabei DBV-Präsident Joachim Rukwied. Baden-Württembergs Ressortchef Hauk begründete seine Unterstützung für eine Erhöhung der Umverteilung auf sechs Prozent mit der Notwendigkeit der politischen Konsensfindung sowie dem Stellenwert, den die Zweite Säule insbesondere in den südlichen Bundesländern habe. Sein bayerischer Kollege Brunner machte deutlich, dass er einer Diskussion über eine Neuaustarierung der beiden Säulen nach 2020 offen gegenüberstehe, eine vorzeitige Änderung aber ablehne.
70 Millionen Euro
Nach seinen Ausführungen haben sich die Direktzahlungen als „Stabilitätsanker in Krisenzeiten” erwiesen. Daran dürfe nicht gerüttelt werden. Die Landwirte hätten Anspruch auf Planungssicherheit bis Ende der Förderperiode. Durch die Umschichtung von sechs Prozent statt bisher 4,5 Prozent könnten  in Deutschland 70 Millionen Euro pro Jahr mehr für Umwelt- und Tierschutzprogramme zur Verfügung stehen, rechnete Niedersachsens Landwirtschaftsminister Meyer vor. Umgekehrt würden seinen Angaben zufolge die Direktzahlungen um lediglich 5 Euro/ha sinken. Für Schleswig-Holsteins Ressortchef Dr. Robert Habeck ist die Sechs-Prozent-Forderung ein Anfang, „wenn auch nur ein zaghafter”.
Schmidt: nicht nachvollziehbar
Bundesminister Schmidt warf den Ländern mangelnde politische Verlässlichkeit gegenüber den Landwirten vor. Nachdem die Bundesregierung noch vor wenigen Monaten mit den Ländern darüber diskutiert habe, ob die staatlichen Hilfen ausreichend seien, um den Bauern durch die Krise zu helfen, wollten sie jetzt die Einkommenshilfen kürzen. Für Schmidt ist das nicht nachvollziehbar. Für viele kleinere und mittlere Betriebe seien die Direktzahlungen ausschlaggebend dafür, ob sie weitermachen könnten oder aufgeben müssten.