Politik | 17. November 2022

Bundesprogramm für Umbau der Tierhaltung

Von AgE
Der Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung soll über ein Bundesprogramm flankiert werden. Pläne einer Förderung über die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) sind damit offenbar vom Tisch.
Gefördert werden sollen über das Bundesprogramm die Schweinehaltung mit Außenklima oder Auslauf und die Freilandhaltung.
Der Haushaltsausschuss  des Bundestages stellte in seiner Bereinigungssitzung am 10. November  insgesamt 600 Millionen (Mio.) Euro für die kommenden vier Jahre bereit, die in das Bundesprogramm fließen sollen, davon 150 Mio.Euro für 2023. Zusammen mit Verpflichtungsermächtigungen beläuft sich die Gesamtsumme auf eine Milliarde Euro, über die  seit längerem Einvernehmen innerhalb der Ampelkoalition besteht.
Allerdings haben die Haushälter die Mittel zunächst gesperrt. Bevor sie freigegeben werden, muss das Bundeslandwirtschaftsministerium nach Beschluss des Ausschusses ein detailliertes Konzept für das Bundesprogramm vorlegen. Klar ist, dass die Mittel sowohl zur Investitionsförderung beim Um- und Neubau von Ställen als auch für konsumtive Zwecke, also zur Abdeckung laufender Mehrkosten, eingesetzt werden sollen. Die Pläne für ein Bundesprogramm stoßen in den Ländern jedoch auf scharfe Kritik. Die Landwirtschaftsminister von CDU und CSU warfen dem Bund vor, er ignoriere mit seinem Vorhaben die Entscheidungskompetenz der Länder in agrarstrukturellen Fragen.
Förderhöhe offen
Gefördert werden sollen im Rahmen des Bundesprogramms die Schweinehaltung mit Außenklima oder Auslauf und die Freilandhaltung. Über die Höhe des Fördersatzes soll erst entschieden werden, wenn anstehende Änderungen des EU-Beihilferechts in Kraft getreten sind.
Als Bemessungsgrundlage der Förderung sollen in der Investitionsförderung die jeweiligen Gesamtbaukosten dienen. Für die konsumtive Förderung sollen das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und das Thünen-Institut die Mehrkosten ermitteln, die einem typischen Betrieb der Schweinemast oder einem typischen Betrieb der Sauenhaltung durch die Einhaltung des maßgeblichen Kriterienkatalogs entstehen. Reichen die Mittel nicht aus, wird erwogen, in beiden Förderbereichen zunächst nach dem Windhundprinzip zu verfahren.
Die SPD-Berichterstatterin für den Agrarhaushalt, Esther Dilcher, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Bereinigungssitzung. Neben dem Bundesprogramm Stallumbau nannte Dilcher eine Reform der GAK, die man angestoßen habe.
„Das Bundesprogramm zur Förderung des Umbaus der Tierhaltung ebnet den Weg für eine zukunftsfähige Tierhaltung”, erklärten die Grünen. Mit den in Aussicht gestellten Mitteln werde nicht nur der Umbau der Ställe ermöglicht, so Agrarsprecherin Renate Künast und Haushaltsberichterstatter Sebastian Schäfer. Gleichermaßen werde eine Anschubfinanzierung bei den laufenden Kosten von Haltungssystemen mit hohen Tierschutzstandards ermöglicht: „Mit unserem Gesamtpaket schaffen wir das, was die Menschen seit Jahren zu Recht erwarten: Mehr Tierschutz und gleichzeitig mehr Planungssicherheit.”
Union enttäuscht
Enttäuscht äußerte sich die Union. Deren Berichterstatter im Haushaltsausschuss, Josef Rief, bezeichnete die Bereitstellung von 150 Mio.Euro für 2023 als völlig unzureichend, zumal aus den Investitionsgeldern nun auch noch laufende Kosten der Umstellung bezahlt werden sollen. „Damit ist das Projekt Tierwohl durch Stallmodernisierung zum Scheitern verurteilt, für das insgesamt mehr als 10Milliarden Euro nötig wären”, kritisierte der CDU-Politiker. Auch der agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Artur Auernhammer, warf der Koalition vor, dass die Mittel bei weitem nicht ausreichten, um die Landwirte beim Umbau der Tierhaltung zu unterstützen. Mit dem Agrarhaushalt für das kommende Jahr zeige die Koalition einmal mehr, „wie wenig Wertschätzung sie unseren Landwirten entgegenbringt”. Auernhammer bezog sich dabei auch auf die Ablehnung der Ampel, die Bundesmittel zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung aufzustocken.
In einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kritisierten die Landwirtschaftsminister von CDU und CSU  die Pläne für ein Bundesprogramm, mit dem die Bundesregierung die bei den Ländern liegende Zuständigkeit für die Agrarstruktur übernehme, ohne dass dazu eine Abstimmung erfolgt sei. „Diese Vorgehensweise empfinden wir als irritierend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Bund und Länder auf der Herbst-Agrarministerkonferenz eine transparente und partizipative Kommunikation vereinbart haben”, heißt es dem Schreiben.
Kritik von Hauk
Mit der Herausnahme der Finanzmittel zum Umbau der Tierhaltung aus der GAK missachte der Bund die originäre Aufgabe der Länder für die Agrarstruktur, kritisierte Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Die strukturellen Besonderheiten der Länder müssten Berücksichtigung finden. Dies gelte insbesondere für die Tierhaltung.