Politik | 02. Oktober 2019

Bund stockt Fördertopf für Waldumbau auf

Von AgE
Angesichts der ernsten Lage im deutschen Wald hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf dem Nationalen Waldgipfel frisches Geld für ein nachhaltiges Wiederaufforstungs- und Anpassungsprogramm in Aussicht gestellt. Genannt sind 547 Millionen Euro Bundesmittel.
Die Vorschläge des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Schutz und klimastabilen Umbau der deutschen Wälder stießen überwiegend auf Zustimmung.
Ministerin Julia Klöckner hat sich für ein groß angelegtes, nachhaltiges Wiederaufforstungs- und Anpassungsprogramm mit klimaresilienten und robusten Mischwäldern ausgesprochen. Zum Auftakt des Nationalen Waldgipfels betonte Klöckner am 25. September in Berlin, dass die kurz- und langfristigen Maßnahmen für den Waldumbau eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe seien. Für die Umsetzung stellte sie für die kommenden vier Jahre rund 547 Millionen (Mio.) Euro an zusätzlichen Geldern in Aussicht. Inklusive der Kofinanzierung durch die Bundesländer würden sich die Mittel damit auf 800 Mio. Euro belaufen.
Die Ministerin erklärte, die Auswirkungen des Klimawandels seien schneller und gravierender in den Wäldern angekommen als erwartet. Das in den vergangenen beiden Jahren aufgelaufene Schadholz im Umfang von 105 Mio. Fm von etwa 180000 ha zeige den Ernst der Lage auf.
Mit Blick auf die laufende Debatte um den richtigen Kurs warnte die CDU-Politikerin vor „ideologisierten Gegenüberstellungen”. Auch künftig brauche man leistungsfähige Wälder, in denen Holzeinschlag, aber kein Raubbau betrieben werde. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte vor dem Gipfel ein Eckpunktepapier vorgelegt, in dem das Ressort die aus seiner Sicht wichtigsten Maßnahmen zum Schutz und zum klimastabilen Umbau der deutschen Wälder skizziert.
Überwiegend Zustimmung
Die Vorschläge stießen in der Politik und bei Fachverbänden überwiegend auf Zustimmung, gehen manchen Akteuren aber nicht weit genug.
Wegen der  witterungs- und schädlingsbedingten massiven Waldschäden hält das Bundeslandwirtschaftsministerium kurzfristige Maßnahmen zu deren Bewältigung für unumgänglich. Langfristig sind ihm zufolge aber weitergehende Schritte nötig, um den deutschen Wald widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.
Wie aus dem Eckpunktepapier des Ministeriums hervorgeht, plädiert es für eine umgehende Schadholzbeseitigung, um weitere Borkenkäferkalamitäten zu vermeiden. Dafür ist dem Agrarressort zufolge eine Verlängerung der zeitlich befristeten Lockerung der Vorschriften für den Holztransport gerechtfertigt. Weiter drängt das Ministerium auf eine Wiederbewaldung der rund 180000 ha Schadholzfläche, wobei schon hier über die Auswahl der Setzlinge die Voraussetzungen für klimaresiliente, leistungsfähige Mischwälder gelegt werden müssten. Notwendig seien  auch Maßnahmen zum Erhalt oder zur Wiederherstellung des Wasserhaushalts sowie zur Anpassung der Schalenwilddichte.
Infrastruktur im Wald erhalten
Das Ministerium  spricht sich des Weiteren für einen Ausbau des Monitorings von Waldschäden aus und will das Forstschädenausgleichsgesetz im Zusammenhang mit Schadenfällen und dem Umgang mit künftigen Krisen überprüfen.
Hohe Bedeutung misst das Ressort von Julia Klöckner auch dem Erhalt der Infrastruktur in den Wäldern bei, wozu es Wegenetze, Bewirtschaftungsplätze, aber beispielsweise auch Löschteiche zählt. Wegen des hohen Anteils am Privatwald bedürfe es zudem einer schlagkräftigen Unterstützung des Kleinprivatwaldes, heißt es in dem Eckpunktepapier. Hier müssten die Maßnahmen zur Strukturverbesserung, zur Beratung der Waldbesitzer und zur Einrichtung professioneller Waldbesitzervereinigungen intensiviert werden. Erforderlich sei gleichzeitig eine verstärkte Förderung des Waldumbaus im Kleinprivatwald. Nach Überzeugung des Bundeslandwirtschaftsministeriums braucht eine zukunftsfähige Forst- und Holzwirtschaft qualifizierte Fachkräfte. Nötig seien deshalb nach einem jahrzehntelangen massiven Personalabbau eine „angemessene Aufstockung” des Fachpersonals sowie eine Stärkung der entsprechenden Ausbildung und Forschung.
Über eine ausgebaute Öffentlichkeitsarbeit will das Agrarressort die Gesellschaft  ins Boot holen und für eine nachhaltigere Waldnutzung sowie dessen Ökosystemleistungen sensibilisieren. Für wichtig erachtet das Ministerium schließlich die Stärkung einer nachhaltigen Holznutzung und eine internationale Verknüpfung der forstpolitischen Anstrengungen.