BTV: Gewaltige Infektionswelle naht
Tatsächlich hat das MLR bereits am 10. Juni per Pressemitteilung deutlich zur Schutzimpfung aufgerufen und gewährt als Anreiz zusammen mit der Tierseuchenkasse einen signifikanten Impfzuschuss. Auch die Zuchtverbände appellieren seit Wochen nachdrücklich zur Impfung. Leider wurde sie von den Tierhaltern bis vor kurzem viel zu wenig wahrgenommen, weshalb der Tiergesundheitsdienst in der BBZ-Ausgabe vom 27. Juli in Erwartung einer rasanten Ausbreitung des Infektionsgeschehens nochmals eine dringende Impfempfehlung abgab.
Seit Anfang Juni ist die Anwendung dreier Impfstoffe gestattet, die alle verfügbar sind. Mit einer Immunität ist etwa drei bis vier Wochen nach abgeschlossener Grundimmunisierung zu rechnen. Für einzelne Betriebe und ihre Tiere wird die Impfung vermutlich zu spät kommen. Dennoch empfehle ich, so schnell wie möglich einen Impftermin mit der betreuenden Tierarztpraxis zu vereinbaren, denn wir sollten jetzt retten, was noch zu retten ist. Die Impfung kann Infektionen nicht komplett verhindern, jedoch die Erkrankung erheblich abmildern und das Leben der Tiere retten.
Könnten die Behörden die Impfung anordnen?
Grundsätzlich besteht diese Möglichkeit, ist derzeit nach meinem Kenntnisstand jedoch nicht geplant.
Wie äußert sich die Krankheit bei Schafen, Ziegen und Rindern?
Die BTV-Infektion ist eine Allgemeinerkrankung, die Entzündungen im ganzen Körper hervorrufen kann. Die häufigsten Symptome neben Fieber sind Apathie, Schwellungen im Kopfbereich, Speicheln, Entzündungen der Schleimhäute und Haut sowie der Klauen, weshalb Tiere aufgrund der Schmerzen oft nicht mehr auftreten und festliegen. Besonders beim Schaf kann es zu schweren Krankheitsverläufen mit Todesfolge kommen. Rinder und Ziegen erkranken bis auf Ausnahmen meist weniger schwer. Bei Kühen sehen wir regelmäßig einen erheblichen Rückgang der Milchleistung und auch Symptome, die an eine Grippe erinnern.
Was ist zu tun, wenn man bei seinen Tieren eine BTV-Infektion vermutet?
Da wir es mit einer anzeigepflichtigen Tierseuche zu tun haben, muss das zuständige Veterinäramt benachrichtigt werden. Die Verdachtsfälle werden dann mittels Blutuntersuchung oder Sektion geprüft. Für erkrankte Tiere gibt es keine spezifische Therapie. Sie sollten mit Entzündungshemmern und Breitbandantibiotika behandelt werden. Zudem ist eine stressarme Umgebung wichtig. Dazu gehören Ruhe, Schatten und ein ständiges Wasserangebot.