Die Marssonina-Blattfallkrankheit an Äpfeln ist landesweit verbreitet
Viele Leser sind dem Aufruf zum Einsenden von verdächtigen Blattproben an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) gefolgt – dafür ganz herzlichen Dank. So kamen in den vergangenen Jahren 333 Blattproben zusammen. Davon war in 61 % der Schadpilz Marssonina coronaria nachweisbar.
Zu einem gehäuften Auftreten des Blattfalls kommt es nach Angaben der Probeneinsender erst seit drei bis vier Jahren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Erreger schon länger hier heimisch ist, jedoch erst in den vergangenen Jahren wahrscheinlich durch die höheren Sommertemperaturen und -niederschläge eine größere Bedeutung erlangt hat.
Lediglich drei bis vier Prozent der befallenen Proben stammten aus biologisch oder integriert bewirtschafteten Erwerbsobstanlagen. Die meisten stammen von Streuobstwiesen (67 %) und von Haus- und Kleingärten (18 %). Dort stehen mutmaßlich Bäume, die nicht mit Fungiziden behandelt werden.
Auffällig sind zunächst einzelne Blätter, vor allem in Stammnähe, die quittengelb verfärbt sind. Schaut man sich die Blätter etwas näher an, so weisen sie verbräunte Flecken auf. Meist zeigen die noch grünen Blätter um die gelben Blätter herum ebenfalls nekrotische Flecken. In diesen Flecken findet man blattoberseits oft kleine, ovale, tiefschwarz glänzende, sich netzartig verästelnde Pünktchen, die mit einer Lupe gut zu erkennen sind. Dabei handelt es sich um die Fruchtkörper (Acervuli) des Pilzes, in dem die Sporen (Konidien) für die weitere Verbreitung gebildet werden.
Das Schadbild breitet sich bei feucht-warmer Witterung rasch über den gesamten Baum und auf benachbart stehende Bäume aus. Stark besiedelte, chlorotische oder verbräunte Blätter fallen vorzeitig herunter.
Bei einem heftigen Befall sind die Apfelbäume oft schon Mitte August verkahlt. Je früher der Blattfall einsetzt, umso eher ist mit Ertrags- und Qualitätsverlusten zu rechnen. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Vitalität der Bäume bei einem wiederholten Befall über mehrere Jahre erheblich leidet. Das gilt insbesondere für das Streuobst, das ohnehin durch andere Faktoren (Trockenheit, Nährstoffmangel) zum Teil erheblich vorgeschädigt ist. Für eine effektive Bekämpfung ist eine Strategie zu entwickeln, die sich an der Biologie des Schaderregers orientiert.
Die Apfelsorten sind unterschiedlich empfindlich. „Topaz” gilt als hoch anfällig wie auch die Sorten „Boskoop”, „Rubinola” und „Santana”. Als robuster erwiesen sich in österreichischen und Schweizer Untersuchungen die Sorten „Crimson Crisp”, „Gala” und „Elstar”.
Zu den obstbaulichen Maßnahmen gehören, wie bei der Schorf-Bekämpfung, das Entfernen des Falllaubs vor dem Austrieb und ein Ausschneiden der Bäume zur besseren Durchlüftung der Krone mit kürzerer Blattnässedauer.