Pflanzenbau | 18. Juni 2015

Die Marssonina-Blattfallkrankheit an Äpfeln ist landesweit verbreitet

Von Jan Hinrichs-Berger und Sara Brüstle, LTZ
Der Pilz Marssonina coronaria wurde erstmalig vor fünf Jahren in Deutschland als Erreger der Blattfallkrankheit des Apfels identifiziert. Betroffen sind vor allem Bäume auf Streuobstwiesen sowie der Obstbau in Haus- und Kleingärten.
Apfelblätter bekommen braune Flecken und werden gelb, wenn sie Marssonina ab Juni befällt.
Der Schaderreger wurde bislang neben Baden-Württemberg in Bayern, Hessen und Sachsen eindeutig identifiziert. Den Befall in Baden-Württemberg zeigt die Abbildung. Die Landkreise, in denen der Schaderreger an wenigstens einer Probe nachgewiesen wurde, sind rot eingefärbt. Die Angaben in Klammern unter den Kreisnamen geben die Anzahl befallener Proben und die Anzahl untersuchter Proben an. Aus grün gefärbten Landkreisen wurden Proben eingesandt, an denen Marssonina coronaria nicht nachweisbar war. Kreise, aus denen keine Proben zur Untersuchung gekommen waren, sind weiß dargestellt.
Viele Leser sind dem Aufruf zum Einsenden von verdächtigen Blattproben an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) gefolgt – dafür ganz herzlichen Dank. So kamen in den vergangenen Jahren 333 Blattproben zusammen. Davon war in 61 % der Schadpilz Marssonina coronaria nachweisbar.
Zu einem gehäuften Auftreten des Blattfalls kommt es nach Angaben der Probeneinsender erst seit drei bis vier Jahren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Erreger schon länger hier heimisch ist, jedoch erst in den vergangenen Jahren wahrscheinlich durch die höheren Sommertemperaturen und -niederschläge eine größere Bedeutung erlangt hat.
Lediglich drei bis vier Prozent der befallenen Proben stammten aus biologisch oder integriert bewirtschafteten Erwerbsobstanlagen. Die meisten stammen von Streuobstwiesen (67 %) und von Haus- und Kleingärten (18 %). Dort stehen mutmaßlich Bäume, die nicht mit Fungiziden behandelt werden.
Symptome
Die Befallssymptome der Pilzkrankheit sind nicht vor Juni sichtbar. Sie beginnen meist nach einer etwas längeren Regenperiode, wenn gleichzeitig die Temperaturen über 15 °C liegen.
Auffällig sind zunächst einzelne Blätter, vor allem in Stammnähe, die quittengelb verfärbt sind. Schaut man sich die Blätter etwas näher an, so weisen sie verbräunte Flecken auf. Meist zeigen die noch grünen Blätter um die gelben Blätter herum ebenfalls nekrotische Flecken. In diesen Flecken findet man blattoberseits oft kleine, ovale, tiefschwarz glänzende, sich netzartig verästelnde Pünktchen, die mit einer Lupe gut zu erkennen sind. Dabei handelt es sich um die Fruchtkörper (Acervuli) des Pilzes, in dem die Sporen (Konidien) für die weitere Verbreitung gebildet werden.
Das Schadbild breitet sich bei feucht-warmer Witterung rasch über den gesamten Baum und auf benachbart stehende Bäume aus. Stark besiedelte, chlorotische oder verbräunte Blätter fallen vorzeitig herunter.
Bei einem heftigen Befall sind die Apfelbäume oft schon Mitte August verkahlt. Je früher der Blattfall einsetzt, umso eher ist mit Ertrags- und Qualitätsverlusten zu rechnen. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Vitalität der Bäume bei einem wiederholten Befall über mehrere Jahre erheblich leidet. Das gilt insbesondere für das Streuobst, das ohnehin durch andere Faktoren (Trockenheit, Nährstoffmangel) zum Teil erheblich vorgeschädigt ist. Für eine effektive Bekämpfung ist eine Strategie zu entwickeln, die sich an der Biologie des Schaderregers orientiert.
Bekämpfung
Offensichtlich haben die Fungizide, die zur Bekämpfung des Apfelschorfs eingesetzt werden, eine sehr gute Wirkung gegen die Marssonina. Das gilt vor allem für die Wirkstoffe Dodin und Dithianon. Von den Pflanzenschutzmitteln, die im biologischen Anbau eingesetzt werden dürfen, haben in Südtiroler, Schweizer und österreichischen Untersuchungen Kaliumhydrogencarbonat-Produkte nur eine schlechte, Kupferpräparate, Ulmasud und Schwefelkalk hingegen eine gute Wirkung gehabt. Aufgrund der Biologie des Schaderregers sind vor allem Behandlungen von Juni bis Ende August vor oder nach längeren Regenperioden (Blattnässedauern) zu empfehlen.
Die Apfelsorten sind unterschiedlich empfindlich. „Topaz” gilt als hoch anfällig wie auch die Sorten „Boskoop”, „Rubinola” und „Santana”. Als robuster erwiesen sich in österreichischen und Schweizer Untersuchungen die Sorten „Crimson Crisp”, „Gala” und „Elstar”.
Zu den obstbaulichen Maßnahmen gehören, wie bei der Schorf-Bekämpfung, das Entfernen des Falllaubs vor dem Austrieb und ein Ausschneiden der Bäume zur besseren Durchlüftung der Krone mit kürzerer Blattnässedauer.