Politik | 07. Januar 2021

Biogasbranche kritisiert neues EEG

Von AgE
Kurz vor dem Ziel ist aus einer zukunftsweisenden Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ein Bremsklotz für die Branche geworden. Dieses Fazit hat der Fachverband Biogas (FvB) zu der Mitte Dezember beschlossenen EEG-Novelle gezogen.
Erst Top, dann Flop: Den Entwicklungsprozess für die Novelle des EEG wertet der Fachverband Biogas als „Achterbahn der Gefühle”.
Er sieht deshalb dringenden Überarbeitungsbedarf. Die letzten Monate seien für die Biogasbranche eine „Achterbahnfahrt der Gefühle” gewesen, stellte der FvB am 28. Dezember fest. Nach Jahren der Stagnation, in denen die Entscheidungen aus Berlin den Anschein erweckt hätten, Biogas spiele keine Rolle in den energiepolitischen Plänen der Bundesregierung, seien mit der Debatte um die 7. EEG-Novelle erstmals wieder hoffnungsvolle Signale aus der Hauptstadt gekommen.
Die Ausschreibungsvolumina für Strom aus Bioenergie sollten von 150 MW auf 600 MW pro Jahr angehoben werden, ebenso die Gebotshöchstwerte für Neu- und Bestandsanlagen, der Flexdeckel gestrichen und der Flexzuschlag erhöht sowie die Sondervergütungsklasse für Güllekleinanlagen ausgeweitet werden. „Viele unserer Forderungen fanden sich in diesem Entwurf wieder”, erklärte Verbandspräsident Horst Seide.
„Unvermittelt Handbremse gezogen”
Zur 30. Biogas Convention im November habe unter den über 400 Teilnehmern im digitalen Raum eine lang vermisste positive Grundstimmung geherrscht. Doch dann sei am 17. Dezember die Zweite und Dritte Lesung im Bundestag gefolgt. „Seit dem fühlt es sich an, als hätte jemand ganz unvermittelt die Handbremse gezogen”, so der FvB-Präsident. Sowohl beim Flexzuschlag für Bestandsanlagen als auch bei den Ausschreibungsmodalitäten und der Anschlussförderung für Güllekleinanlagen sei die Euphorie der letzten Wochen gebremst worden.
Für Seide ist dies völlig unverständlich. Er gibt zu bedenken, dass in zwei Jahren das letzte Atomkraftwerk vom Netz geht. Und der Kohleausstieg habe begonnen. „Wir brauchen einen regenerativen Energieträger, der flexibel auf die volatilen Leistungen von Sonne und Wind reagieren kann”, so Seide.  Ohne Biogas drohe die Gefahr einer Versorgungslücke von 40 GW bis 50 GW ab dem Jahr 2030, warnt der Präsident. Von 2009 bis 2011 habe der Zubau an Biogasleistung im Schnitt bei 1300 MW gelegen. Höre auch nur die Hälfte der damals ans Netz gegangenen Biogasanlagen aufgrund der unzureichenden Anschlussförderung zwischen 2029 und 2031 auf, fielen innerhalb von drei Jahren fast 2000 MW sichere Leistung weg.
Dringend nachbessern
Darüber hinaus gehe es um weitere Sektoren. „Wir brauchen klimafreundliche Wärme, klimafreundlichen Kraftstoff, eine regionale und grüne Basis für die Wasserstoffnutzung – all das kann Biogas”, betonte Seide. Die  Energiepolitik der Bundesregierung sei zu wenig ambitioniert. Häufig sei die Wirtschaft   weiter als die Politik. Um den Green Deal der Europäischen Union und das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsse das EEG  dringend nachgebessert werden.