Land und Leute | 03. November 2016

Bio-Weiderinder sind gesucht

Von Wolfgang Scheu
Die Erzeugergemeinschaft „Junges Weiderind” sucht neue Mitglieder, wurde bei der Mitgliederversammlung vergangene Woche in Bernau erklärt. Die Altersgrenze für die Vermarktungstiere wird nach oben gesetzt.
„Es gibt erheblichen Gesprächsbedarf”, stand in der Einladung, die Halle war entsprechend voll. Am Anfang stand ein Gruß an Brigitte Baur, die schwer verunfallt war. 18 Jahre war sie Geschäftsführerin. Es war keine schöne Überraschung, als sie zum 31. Juli  gekündigt hatte. Mit Waltraud und Egon Zimmermann aus Höchenschwand hat man in den eigenen Reihen neue Geschäftsführer gefunden. Gemeinsam haben sie das Amt übernommen. „Zusammen oder gar nicht. Waltraud macht das Büro, ich werde auch nach wie vor das Amt des Öko-Kontrolleurs ausüben”, sagte  Zimmermann, Steuerfachmann und Gründungsmitglied der Erzeugergemeinschaft.
Die Verantwortlichen der Erzeugergemeinschaft und ihre Abnehmer (von links): Geschäftsführer Egon und Waltraud Zimmermann, Naturland-Berater Martin Bär, 1. Vorsitzender Thomas Gerspacher, 2. Vorsitzender Markus Kaiser, Michael Schmidt von den Schmidt’s Märkten und Jürgen Mäder von Edeka Südwest.

Der Mitgliederstand liegt bei 84 Betrieben, fünf mehr als im Vorjahr. Die Zahl der  zugelassenen Lieferbetriebe liegt aktuell bei 54. Aufgrund verschärfter Lieferbedingungen – Verzicht auf Anbindehaltung, Mitgliedschaft bei Naturland, Bio-Zeichen Baden-Württemberg –  kann derzeit ein Teil der Betriebe nicht liefern. 2015 wurden 581 Tiere an Edeka vermittelt (2014: 625 Tiere), in diesem Jahr liegt man aktuell bei 530 Tieren.
Der  Vorsitzende Thomas Gerspacher berichtete von Workshops und Schulungen
bei den „Schmidt’s Märkten” und Edeka zum Thema „Was heißt total regional”, „Wie entwickelt sich die Erzeugergemeinschaft in der Zukunft”, einem Termin mit 30 Besuchern des Landratsamts und von einer Verkostung in Friesenheim. Dabei sollte festgestellt werden, ob man bei Fleisch von unterschiedlichen Haltern und unterschiedlichem Alter Geschmacksunterschiede feststellen kann. Das Ergebnis nach dem Menü „ohne Sauce und Züg”: Ob das Junge Weiderind nun 16 oder 30 Monate alt war, eine Unterscheidung fiel allen Testessern schwer.
Immer wieder gab es verunsicherte Kunden an der Theke, die das Gefühl hatten, das „Junge Weiderind” sei ein „süßes kleines Kälbchen”. Schon deshalb folgt in Kürze eine Neubezeichnung. Der neue Name ist „Schwarzwald Bio Weiderind”. Die Altersgrenze wird hochgesetzt (18 Monate bei männlichen Tieren, 24 Monate bei weiblichen Tieren). Damit einhergehend steigt auch die Grenze beim Schlachtgewicht. Seit Anfang des Jahres wird neben einer Bioland-, Demeter- oder Naturland–Biozertifizierung auch das Siegel BIO BW und EG BIO verlangt.
Klare Ansage von Jürgen Mäder, Geschäftsführer des Edeka Südwest-Fleischwerkes: „Regional und Bio ist die beste Kombination.” Erfahrung hat er auch mit anderen Fleischsorten. „Es gibt einen zweistelligen Zuwachs beim Bio-Geflügel und wir könnten 400 bis 500 Bio-Schweine absetzen, bekommen aber nur 100.” Auch Michael Schmidt von „Schmidt’s Märkten” – ein Partner der ersten Stunde der Erzeugergemeinschaft – begrüßte die Änderungen. Er steht voll hinter seinen Partnern von der Erzeugergemeinschaft, nie habe es Probleme mit der Qualität gegeben.
Das Ziel sind 1000 vermarktete Tiere pro Jahr. Anhand der aktuellen Meldezahlen wird  klar, dass diese Vorgaben mit dem bestehenden Mitgliederstamm nicht zu schaffen sind. Deshalb sucht man neue Mitglieder. An den Grundvoraussetzungen ändert sich nichts: Mutterkuhhaltung und Bio-Zertifizierung. Die erzielten Preise sind sehr gut, das bestätigen auch die befragten Landwirte an diesem Abend. (Beispiel männlich und weiblich U2/R2, 220 Kilo,  mindestens 5,50 Euro/kg).
Ein Datum für eine Informationsveranstaltung für interessierte Landwirte steht schon fest: am 24. November, 19.30 Uhr in Bernau. Vorab können die Zimmermanns in der Geschäftsstelle unter Telefon 07755/1464 oder  ezg.weiderinder@yahoo.com kontaktiert werden.