Tierhaltung | 15. Januar 2015

BHV1- und BVD-Sanierung schreiten voran

Von STUA Aulendorf / Rindergesundheitsdienst Freiburg
Der Stand der BHV1- und BVD-Sanierung im Land sowie die Frage, ob die Rindertuberkulose und das Schmallenberg-Virus zurückkehren, stehen im Fokus des folgenden Artikels.
Die BHV1-Sanierung geht in Baden-Württemberg nun schnell ihrem Ende entgegen. Waren es Anfang 2014 noch 3280 Reagenten in 106 Betrieben, einschließlich einiger Mastbetriebe, so sind es aktuell (Stand 9. 1. 2015) noch 478 Reagenten in 34 Betrieben. Diese müssen bis zum 31. März diesen Jahres aus den Beständen entfernt sein. Nur wer diese Vorgabe erfüllt,  kann von der Tierseuchenkasse eine Beihilfe erhalten. Im Regierungsbezirk Freiburg gab es Anfang 2014 noch 277 Reagenten in 13 Betrieben, aktuell sind es noch neun Mutterkühe in einem Betrieb. Durch den Einbruch der BHV1-Infektion in einen Fresser-Erzeugerbetrieb in 2013 wurde die Infektion in mehrere Mastbestände in Baden-Württemberg und auch in andere Bundesländer verschleppt. Ein betroffener Betrieb in Südbaden hatte bei einer Kontrolluntersuchung im Januar 2015 noch neun Reagenten, die umgehend geschlachtet wurden. Der aktuelle Stand der BHV1-Sanierung ist  im BHV1-Barometer unter www.stua-aulendorf.de dargestellt. Dort sind auch ausführliche Informationen zum HIT-Untersuchungsantrag als Download zu finden. Er ist für Beprobungen in BHV1-Sanierungsbetrieben bereits jetzt verpflichtend und soll künftig für alle Bestandsuntersuchungen verwendet werden. Ziel ist es, diese Tierseuche endgültig zu tilgen und die Anerkennung von Baden-Württemberg als BHV1-freie Region im Sinne des Artikels 10 der Richtlinie 64/432/EWG zu erlangen. Die Tilgung der BHV1-Infektion und die Statusanerkennung des Landes als BHV1-frei führt nicht nur zu einer deutlichen und dauerhaften Verbesserung der Rindergesundheit. Der Status BHV1-frei erleichtert insbesondere den Handel mit Rindern in andere Mitgliedsstaaten sowie das Verbringen in andere bereits BHV1-freie Regionen Deutschlands.
BVD-Bekämpfung
Seit 2011 wurden mehr als 1,5 Millionen Ohrstanzen untersucht und dabei über 4850 PI-Tiere entdeckt.
Auch im vierten Jahr der BVD-Pflichtbekämpfung konnten deutliche Fortschritte erzielt werden. Der Anteil der dauerhaft mit dem BVD-Virus infizierten Kälber (Dauerausscheider oder PI-Tiere) geht jährlich um etwa die Hälfte zurück und  liegt inzwischen bei 0,05 %.  Der Rückgang der PI-Tiere macht sich auch in einer verbesserten Tiergesundheit bemerkbar.
Die Bekämpfung der BVD basiert vor allem auf der frühzeitigen Erkennung und Ausmerzung von PI-Tieren. Seit 2011 wurden mehr als 1,5 Millionen Ohrstanzen untersucht und dabei insgesamt über 4850 PI-Tiere entdeckt. Die Verweildauer der Dauerausscheider konnte in den letzten Jahren deutlich reduziert werden. Die zeitnahe Beratung der Betriebe durch das Veterinäramt oder den Rindergesundheitsdienst und die Begrenzung der Merzungsbeihilfe durch die TSK auf einen Zeitraum von 14 Tagen nach  Befundmitteilung haben hierzu wesentlich beigetragen.
Anfang  2014 wurden alle Bestände, in denen sich noch Tiere ohne BVD-Status befanden, vom STUA-Diagnostikzentrum in Aulendorf angeschrieben und aufgefordert, diese Tiere untersuchen zu lassen. Hierzu wurden insgesamt  13 270 Ohrstanzmarken und vorausgefüllte Untersuchungsanträge an 5342 Betriebe versendet. Bei dieser Aktion wurden zwölf bisher noch unerkannte PI-Tiere in zwölf Beständen entdeckt.
Auch im Regierungsbezirk Freiburg hat die Bekämpfung der BVD große Fortschritte erzielt. Nachdem im ersten Bekämpfungsjahr 2011 der Landkreis Lörrach eine Prävalenz von 1,2 % aufwies (das heißt von 1000 geborenen Kälbern waren 12 BVD-positiv), waren es in 2014 im Regierungsbezirk Freiburg insgesamt noch 18 positive Kälber in zwölf Betrieben.
Trotz der Bekämpfungserfolge kam es 2014 in etwa 40 baden-württembergischen Beständen (Stand 15. 11. 2014) zur Geburt eines ersten PI-Tieres, das durch Einschleppung des BVD-Virus von außen entstanden ist. Diese PI-Tiere können nur bei konsequenter Fortführung des Bekämpfungsprogrammes frühzeitig erkannt und weiter reduziert werden. Daneben tragen Prophylaxemaßnahmen ganz entscheidend dazu bei, die Entstehung von PI-Tieren zu verhindern. Hierzu zählen neben konsequenten Hygienemaßnahmen (vor allem beim Kontakt mit  Virämikern, z. B. beim Euthanasieren) auch Impfmaßnahmen.
Seit 2012 werden die Impfstoffkosten der Grundimmunisierung von der TSK übernommen, sofern nach der Feststellung des ersten Virämikers eine Impfempfehlung vom zuständigen Veterinäramt oder Rindergesundheitsdienst  ausgesprochen wurde. Eine Impfempfehlung wird nur dann ausgesprochen, wenn durch eine repräsentative Stichprobe festgestellt wird, dass mehr als 25 % der Zuchttiere BVDV-empfänglich sind, das heißt keine Antikörper gegen das BVD-Virus aufweisen. Etwa 90 % der Impfempfehlungen werden umgesetzt.
Tuberkulose
Aus den vermehrten Fällen von Rindertuberkulose seit Ende 2012 im bayerischen Allgäu ergab sich auch für Baden-Württemberg die Notwendigkeit epidemiologischer Nachverfolgungen bzw. eines Tb-Bekämpfungsprogramms. Nach der Ermittlung und Gefährdungseinstufung möglicher Kontakttiere/-bestände mit Hilfe der HI-Tier-Rinderdatenbank wurden seit 2013 über 25 000 Rinder  untersucht. Insgesamt 14 Rinder mit bestätigter Mycobacterium-caprae-Infektion wurden dabei ausfindig gemacht, wobei in allen Fällen ein Bezug zum Tuberkulosegeschehen in Bayern hergestellt werden konnte. Alle bis zum jetzigen Zeitpunkt erhaltenen Daten lassen  darauf schließen, dass sich in Baden-Württemberg bislang kein  eigenständiges Tuberkulosegeschehen entwickelt hat. Aus dem Regierungsbezirk Freiburg  waren zwar keine Pensions-Tiere auf Weiden im bayerischen Allgäu, es musste jedoch eine ganze Reihe Zukaufstiere, vor allem  Braunvieh, aus den gefährdeten Kreisen Bayerns untersucht werden. Alle im Hauttest untersuchten Tiere erwiesen sich als frei von Tuberkulose.
Schmallenberg-Virus
Das  Schmallenberg-Virus (SBV) erreichte im Sommer 2012 Baden-Württemberg. Hier fand ebenso wie in den zuvor betroffenen Gebieten eine rasche Durchseuchung der Wiederkäuerpopulation statt, die anhand der innerhalb weniger Wochen rasant ansteigenden Antikörpernachweise nachverfolgt werden konnte. Ende 2012 hatten bereits 90 % der untersuchten Rinder Antikörper gegen das SBV gebildet. Im Frühjahr 2013 traten dann  gehäuft Aborte  und Missbildungen auf. Neben der  gesamten nachrückenden Population jüngerer Tiere ist mittlerweile auch ein Teil der in 2012 betroffenen  Rinder wieder   seronegativ und damit grundsätzlich erneut  für das SBV empfänglich. Die damit verbundene Möglichkeit eines erneuten Aufflackerns der Infektion wurde inzwischen auch vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt, das Anfang Oktober 2014 von aktuellen Neuausbrüchen in Nordrhein-Westfalen berichtete. SBV als Differentialdiagnose bei entsprechenden Krankheitsbildern wie fieberhaften Allgemeinerkrankungen, Aborten oder der Geburt lebensschwacher Kälber und Lämmer, speziell mit Missbildungen, rückt damit wieder in den Vordergrund. Das Jahr 2015 wird  zeigen, ob es sich bei den neuen Nachweisen lediglich um Einzelfälle handelte oder ob sie der Anfang einer zweiten Infektionswelle sind.
Im Regierungsbezirk Freiburg sind bislang keine neuen Fälle von durch das Schmallenberg-Virus verursachten missgebildeten Kälbern oder Lämmern aufgetreten. Bei Untersuchungen im Rahmen der Nachforschung von Verkalbe-Ursachen wiesen hier vor 2012 geborene Tiere bislang regelmäßig Antikörper auf. Damit dürfte der größte Teil der Jahrgänge vor 2012 vor einer erneuten Infektion geschützt sein.
Mehr im Internet
Aktuelle Infos zum Stand der BHV1-Sanierung, zur BVD-Bekämpfung, zur Infektion mit dem Schmallenberg-Virus und zur Tuberkulose in Baden-Württemberg sowie auch zur aktuellen Leistungssatzung der TSK stehen bereit unter www.tsk-bw.de sowie unter www.stua-aulendorf.de.