Betrieb und Wirtschaft | 04. November 2015

Belted Galloways auf beiden Seiten der Grenze

Von Dr. Maria Rieken
Ein Züchtertreffen der bundesweit aktiven „Belted Galloway Interessengemeinschaft” fand vor Kurzem in Baden-Württemberg und der Schweiz statt.
940 km war die weiteste Anreise vom Norden Schleswig-Holsteins bis nach Freiburg im Breisgau. Dort trafen sich die Mitglieder der Belted Galloway Interessengemeinschaft zum diesjährigen Züchtertreffen.
Erster Anlaufpunkt am Freitagnachmittag war der Kapphof in Kirchzarten. Betriebsleiter Michael Heitzmann züchtet seit 1991 Belted Galloways und besitzt heute eine sehr einheitliche Herde von 40 bis 45 Rindern, davon 14 Kühe und ein Bulle. Die Tiere weiden auf den Hängen des Schwarzwaldes und für sie stehen 32 ha Grünland zur Verfügung, von dem auch das Winterfutter stammt.
Belted Galloway-Züchter aus ganz Deutschland waren im Südwesten unterwegs.

Die kalte Jahreszeit verbringen sie auf befestigten Flächen direkt am Haus. Früher wurden hier, wie damals üblich, Milchkühe im Vollerwerb gehalten, heute wird der Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet. 30% des Erlöses ergeben sich aus dem Zuchttierverkauf, 70% bringt die Fleisch-Selbstvermarktung mit regelmäßiger Schlachtung von acht bis zehn  Ochsen oder Färsen im Jahr.
Weiter ging die Fahrt nach  Inzlingen, ganz im Südwesten der Republik, zu Karl Fisch und seiner Familie, die im Naturschutzgebiet Buttenberg auf 15 ha arrondiertem Gelände eine 28-köpfige Belted-Herde weiden lässt. Früher wurden hier ebenfalls Milchkühe gehalten, doch durch Erbteilung erhielt Claudia Fisch nur das Land, die Stallungen fielen in andere Hände. So fiel die Wahl auf eine Rinderrasse, die keine Gebäude benötigt.
In diesem Jahr wird zehnjähriges Zucht-Jubiläum gefeiert, allerdings bedauern sie den bevorstehenden Abschied der beiden ältesten der acht Kühe, die nun 13 bzw. 15 Jahre alt sind. Da es sich bei einigen Wiesen um ehemalige Ackerflächen handelt, müssen sie im Fünf-Jahres-Rhythmus umgebrochen und wieder neu angesät werden, wozu hier Hafer und Luzerne-Untersaat verwendet wird. Bei der diesjährigen Trockenheit wurden den Tieren immer nur kleine Parzellen zur Beweidung zur Verfügung gestellt, um die Weide zu schonen. Die Tiere beweiden im ganzen Jahr das Naturschutzgebiet, im Winter stehen Unterstände und überdachte Futterraufen zur Verfügung. Durch den Publikumsverkehr funktioniert die Selbstvermarktung sehr gut.
 Nach einem Mittagessen mit Blick auf den Rheinfall in Schaffhausen war die Gruppe bei Familie Scheck – ebenfalls in Schaffhausen – angekündigt. Auf deren Betrieb „Dreieichen” wurde vor 14 Jahren mit sechs Galloway-Absetzern aller Farben angefangen. Durch den kontinuierlichen Einsatz von Beltie-Bullen werden die übrigen Farben immer mehr verdrängt und der Schlachtung zugeführt. Die Selbstvermarktung läuft sehr gut, sie beruht einmal auf der Stadtnähe, zum anderen läuft die Kuhherde direkt neben dem Hofgebäude, wo ein kleiner Verkaufsstand steht. Dort können Kunden in Selbstbedienung kleinere Fleischpakete tiefgekühlt kaufen. 
Ansonsten werden gemischte Pakete ab 10 kg angeboten. Neu im Angebot sind Rauch-, Cervelat- und Grillwürste, wobei dafür auch die alten Kühe selber verwertet werden können. Für den Winter bietet der ehemalige Kuhstall mit Freilauffläche optimale Bedingungen mit Platz für die 27 Kühe plus Zuchtbullen sowie 32 Jungtiere. Der Zuchttiermarkt war im letzten Jahr durch Änderung der Förderprogramme total eingebrochen und erholt sich nur langsam.
Mit 50 ha ist der Vollerwerbs-Betrieb für Schweizer Verhältnisse relativ klein. 25 ha davon sind Weideland und auf 25 ha werden Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Erbsen, Raps und Sonnenblumen angebaut. 
Belted Galloways auf der Alm
Nicht weit entfernt, im schweizerischen Hausen/Ossingen, empfing die Gruppe die nächste Gastgeberin, Helene Keller-Giovan. Sie ist vielen Beltie-Züchtern gut bekannt, denn sie besucht auch in Deutschland  Zuchtveranstaltungen und ist  regelmäßig auf den Galloway-Weltkongressen anzutreffen. Sie züchtet seit 1996.   Stolz präsentierte sie  ihren Jungstar, die red-belted Färse Tinkerbell vom Husemerhof, mit der sie vor Kurzem auf der Swiss Open die Siegerfärse stellte.
Die 15 Kühe sind im Sommer 100 Tage bis Ende September auf einer 1500 Meter hoch gelegenen Alm. Die Kosten dafür werden ersetzt, damit die Alm beweidet wird, allerdings muss der nicht unerhebliche Transport selber getragen werden. Abkalbungen dort werden vermieden, der Bulle darf erst ab Silvester zur Herde. Die Winterweiden liegen direkt am Wohnhaus.
Die Fleischvermarktung erfolgt privat, wobei zumeist tiefgekühlte gemischte Pakete verkauft werden. Zweimal  wöchentlich geht sie  auf einen Markt, wo auch kleinere Teilstücke erworben werden können.
Ein weiteres Standbein  ist die Baby-Beef-Produktion. Dazu werden 15 Braunvieh-Limousin-Mutterkühe von einem Limousinbullen gedeckt und die Nachzucht mit zehn  Monaten im Nature-Beefprogramm geschlachtet.
Letzter  Programmpunkt  war der Besuch bei Florian Schneider und seiner Familie auf dem Hasgelhof in Au bei Freiburg.  Ehemals ein Milchviehbetrieb, wurden 1993 die erste schwarze Galloway-Kuh sowie ein Bulle angeschafft, drei Blonde folgten kurz darauf.  Seit 2001 werden nur  reinrassige Belted-Galloway-Bullen eingesetzt, das heißt die Zuchttiere,  acht Kühe und zwei gedeckte Färsen, sind jetzt in der 3. Generation rein belted gezogen, die 4. Generation ist „in Arbeit”.
 Die Betriebsfläche besteht aus 10 ha eigenem Grünland und 6 ha gepachteten Flächen – alles, was für normale Landwirte zu steil ist –  sowie 6,5 ha Wald. Die Stadtnähe ist auch entscheidend für die Selbstvermarktung, die ausschließlich privat erfolgt.