Bei der Omira geht es um's Ganze
Und nicht zuletzt garantiere der französische Konzern den Milchpreis bis Ende 2027 mindestens auf dem Niveau des Preises des bayerischen Durchschnitts. Präzise gesagt bezieht sich die Garantie auf den durch die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) berechneten Durchschnitt auf der Basis von 150 Jahrestonnen, dazu komme der individuelle Mengenzuschlag, der im Schnitt der Omira bei 0,55 Cent/kg liege und in der Spitze bis 1,5 Cent betrage.
Wonnemann weist darauf hin, dass die zehnjährige Frist nicht umgekehrt auch für die Erzeuger gilt: Sie behalten ihre bisherige Kündigungsfrist, für baden-württembergische Omira-Erzeuger sind das 18 Monate zum Jahresende. So könnten auch Erzeuger unmittelbar nach der Abstimmung am 22. Juni noch bis zum 30. Juni kündigen und kämen per 31.12.2018 aus ihrem Vertrag heraus. Gefährdet es den Deal, falls eine Menge Milch schnell noch nach der Abstimmung gekündigt würde? Nein, erklärt Wonnemann – weil dem Angebot keine Mindestmenge an Milch zugrunde gelegt ist. Entscheiden sich also die Erzeuger für Lactalis, dann gilt dies unabhängig von der Menge.
Umgekehrt ist aber eine Höchstmenge für die Preiszusage vereinbart worden. Die liegt bei 800 Mio. Kilogramm, was ungefähr der Verarbeitungskapazität der Werke in Ravensburg und Neuburg entspricht. Darüber hinaus angelieferte Mengen würden nach dem AMI-Durchschnitt für Deutschland bezahlt. Gemessen an der aktuellen Milchmenge – nach Kündigungen – bestehe damit Spielraum.
Für die Zustimmung braucht es eine 75%ige Mehrheit bei der Gesellschafterversammlung. Dort stimmen am 22. Juni nicht die 2600 Erzeuger direkt ab. Die Omira ist nämlich eine GmbH, deren Gesellschafter im Wesentlichen sechs Genossenschaften und 78 Liefergruppen ganz unterschiedlicher Größe sind, die an der Milchmenge orientierte Anteile halten. Der Generalversammlung vorgelagert sind die Abstimmungen in den Genossenschaften und Liefergruppen, wobei dort die 50 % Zustimmung überschritten werden müssen.
Nimmt das Angebot die Abstimmungshürde, soll am 1. September die Transaktion vollzogen werden: Lactalis kauft dann eine Firma komplett auf, in der zuvor die gesamten Vermögensbestandteile eingebracht wurden. Es gehen auch die Lasten vollständig über. Das betrifft beispielsweise die Pensionzusagen an ehemalige Mitarbeiter.
Es fließt dann der Kaufpreis, dessen Höhe Wonnemann nicht nennt. Er sollte aber ausreichen, die Geschäftsanteile der Gesellschafter danach in voller Höhe ausbezahlen zu können. Die liegen bei rund 23 Millionen Euro. „Aus heutiger Sicht werden wir eine hohe Quote, vielleicht sogar 100 % ausbezahlen können, wobei es gewisse Restunsicherheiten gibt”, sagt Wonnemann. Die betreffen möglicherweise anfallende Steuern und Zahlungen für Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Übersetzer.
Von den inzwischen abgehaltenen 18 regionalen Erzeugerversammlungen nimmt Wonnemann eine insgesamt positive Stimmung mit. Er geht auch deshalb davon aus, dass die nötige Zustimmung am 22. Juni erreicht wird. Wobei es einen vielstimmigen Chor bei den Milchbauern gebe, wie er einräumt. Natürlich gebe man die bäuerliche Selbstbestimmung auf. „Aber wir hätten es alleine nicht mehr hingekriegt”, betont er.
„Es gibt eingefleischte Genossenschafter, die werden jetzt wahrscheinlich kündigen”, sagt Wonnemann. Die Frage sei aber auch, wie viel Mitsprache man in der Genossenschaft als einzelnes Mitglied wirklich habe. Ein anderes Problem ist aus seiner Sicht, dass immer weniger junge Erzeuger in den Genossenschaften in Ämter gehen wollen.
Zum schlechten Image von Lactalis in Frankreich erklärt Wonnemann, dass es die Strategie des Konzerns sei, regional angemessene Milchpreise zu bezahlen. Das führe in manchen Fällen wie eben in Frankreich auch zu Diskussionen. Der Konzern agiere klar und stringent, auch das möge manchmal etwas ungewohnt sein und zu Diskussionen führen. „Wir halten den Konzern für sehr solide, aber eines ist auch klar: Geld verschenken tun sie keines”, sagt Wonnemann. Lactalis sei markenorientiert und vermarkte viele Produkte mit regional geschützten Ursprungsbezeichnungen. Rohstoff aus den jeweiligen Regionen sei deshalb wichtig. Auch in Baden-Württemberg komme so ein neuer Spieler in den Markt, was den Wettbewerb um den Rohstoff Milch erhöhe.
Erzeuger auf, die zu unserem Konzept stehen”, beschreibt Schneider die aktuelle Haltung in Freiburg. Man fahre aber nicht hinaus zu den Erzeugern. bos