Eine Einigung zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 sollte nach Ansicht von EU-Agrarkommissar Phil Hogan idealerweise bis zum März 2019 gefunden werden.
Der Ire möchte deshalb, dass die Mitgliedstaaten und das Europaparlament bei den Verhandlungen zügig voranschreiten. Beim informellen Agrarrat, der am Dienstag dieser Woche in Sofia zu Ende ging, betonte Hogan, dies sei gerade im Hinblick auf die Verlässlichkeit und Sicherheit der EU-Agrarpolitik für die Landwirte von besonderer Bedeutung. Rat und Europaparlament trügen hier eine große Verantwortung.
Nach Ansicht des Agrarkommissars dürfte bei den Verhandlungen das größte Problem die Uneinigkeit der Mitgliedstaaten darüber sein, wie die fehlenden Finanzmittel aufgebracht werden sollen. Dabei wies Hogan die Kritik vieler Mitgliedsländer an den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Agrarbudgetkürzungen zurück. Diese Frage liege allein im Ermessensspielraum der Mitgliedstaaten, die Brüssel gegebenenfalls mehr Geld zur Verfügung stellen könnten.
Der deutsche Delegationsleiter, Staatssekretär Hermann Onko Aeikens vom Bundeslandwirtschaftsministerium, sieht vor allem bezüglich der von der Kommission vorgeschlagenen Kappung der Direktzahlungen noch einen deutlichen Diskussionsbedarf. Hier müsse es mehr Entscheidungsspielraum in den Mitgliedstaaten geben, forderte Aiekens. Wichtige Themen seien zudem die Mittelausstattung der GAP sowie der Bürokratieabbau.
Aufstocken, nicht kürzen
Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Travert warb
unter anderem bei seinen Ministerkollegen aus Belgien, Rumänien und
Tschechien dafür, sich ebenfalls gegen Kürzungen im EU-Agrarbudget zu
wenden. Im Vorfeld des Ratstreffens hatte Travert gemeinsam mit seinen
spanischen, irischen und portugiesischen Ressortkollegen sowie mit
Vertretern der finnischen und griechischen Regierung in einer Erklärung
eine Aufstockung der GAP-Mittel gefordert.
In Sofia betonte der französische Landwirtschaftsminister zudem die
Notwendigkeit, die Agrarpolitik zu vereinfachen und zu einem echten
Sicherheitsnetz für die Bauern umzubauen. Überdies stellte er klar, dass
jede Form der Kofinanzierung der Ersten Säule für Paris eine rote Linie
sei.
Belgiens Landwirtschaftsminister Dennis Ducarme beklagte, dass die
Agrarpolitik offenbar zu einer „Anpassungsvariable” im europäischen
Haushalt verkommen sei. Auch er befürchtet eine Renationalisierung der
GAP.
Mehr für Junglandwirte tun
Die slowakische Delegation bekräftigte indes die
Forderung nach einer weiteren Angleichung der Flächenprämien. Die
Landwirte in der Slowakei erhielten nur 78 Prozent des
EU-Beihilfendurchschnitts. Kritisch äußerte sich die slowakische
Delegation auch zu den Kappungsplänen. Diese wäre für die großen
Betriebe in ihrem Land von Nachteil. Man könne sich allerdings eine
freiwillige Deckelung der Zahlungen vorstellen. Dagegen zeigte sich
Sloweniens Delegation offener für die Einführung einer verpflichtenden
Kappung.
Derweil mahnte Agrarkommissar Hogan eine bessere Unterstützung der
Junglandwirte in Europa an. Er forderte die Mitgliedstaaten dazu auf,
die bereits jetzt aus Brüssel für diesen Zweck zur Verfügung gestellten
Finanzmittel auch wirklich abzurufen. Die EU-Länder müssten ihre
Verantwortung in dieser Frage ernster nehmen.
Der Gastgeber, Bulgariens Landwirtschaftsminister Rumen Porodzanov,
verwies auf die große Bedeutung, welche die Junglandwirte für die
Zukunft des europäischen Agrarsektors und für die Gesellschaft hätten.
Ziel müsse es deshalb sein, wirksame Lösungen zu finden, um junge
Menschen in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum zu halten.
Der Präsident des Europäischen Rats der Junglandwirte (CEJA), Jannes
Maes, äußerte vor den Agrarministern die Befürchtung, dass sich die
bestehenden Probleme noch verschärfen könnten. Die Erneuerung der
Generationen in der Landwirtschaft müsse energischer vorangetrieben
werden. Maes sieht die Gefahr, dass die EU-Landwirtschaft ansonsten
ihre Vielfalt verliert und es ihr auch an unternehmerischen Ansätzen,
an Umweltbewusstsein und einer innovativen Einstellung fehlen wird. Er
forderte die Politiker auf, Maßnahmen zu ergreifen, damit die
ländlichen Regionen sozial und wirtschaftlich nicht weiter in
Mitleidenschaft gezogen würden.