Bei den Bünderts macht's die Mischung
Die 80 Kühe, die neben 40 Jungtieren größtenteils auf dem Betrieb aufgewachsen sind, sind das Herz des Milchviehbetriebs. Noch sind einige Holstein-Kühe in der Herde. Dies soll sich jedoch ändern. „Mein Bestreben ist eine reine Fleckviehherde”, erklärt Bündert seinen Besuchern, die sich auf Einladung des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Waldshut im Rahmen der „Initiative für heimische Landwirtschaft” auf dem Ausbildungsbetrieb eingefunden haben. Die Initiative hat das Ziel, die Landwirte nicht nur als Erzeuger von hochwertigen Lebensmitteln, sondern auch als Landschaftspfleger, Partner des Vertragsnaturschutzes und als Wegbereiter des Tourismus in den Fokus der Bürger zu rücken, erklärt der Waldshuter Landrat Martin Kistler, der auch Vorsitzender des LEV ist.
Flächen. „Ohne Wiederkäuer ginge das nicht”, sagt er und erhält Schützenhilfe vom Leiter des Landwirtschaftsamtes Walds-hut, Ludwig Käppeler. Dieser bekräftigt aber gleichzeitig seine Erfahrung, dass eine erfolgreiche Milchviehwirtschaft nur betrieben werden kann, wenn der Anteil der FFH-Flächen allerhöchstens 20 % beträgt.
Das Heu der Magerwiesen verfüttert Bündert vorwiegend an das Jungvieh, für das die alte Hofstelle genutzt wird. Die überwiegend horntragenden Kühe und die beiden Bullen fühlen sich im 2012 gebauten Milchviehlaufstall wohl. Im Sommer können die Tiere das frische Grün auf der Weide genießen, auch wenn dies durch den vorhandenen Laufhof nicht zwingend erforderlich sei.
„Heuwirtschaft ist schwierig”, weiß der Landrat. Daher sei der Vertragsnaturschutz zentrales Instrument, um gemeinsam mit den Landwirten die Artenvielfalt zu sichern und trotzdem erfolgreich Milch zu erzeugen. Im Landkreis seien 28 von 32 Gemeinden Mitglied im LEV. Momentan würden über 1400 Hektar ökologisch hochwertige Flächen in über 700 Landschaftspflegeverträgen geführt, für die jährlich rund 950000 Euro an Fördermitteln fließen. Dass sich die Naturschutzflächen gut in den Futterkreislauf des Betriebs integrieren lassen, macht die Sache auch für Bonndorfs Bürgermeister Michael Scharf rund. Sein Amtskollege aus Stühlingen, Joachim Burger, weist auf die zunehmenden Flächenverbindungen der beiden Gemeinden hin, die der Besuchergruppe bei der Wiesenbesichtigung verdeutlicht wurden. Denn acht Hektar von Bünderts LPR-Flächen liegen auf der Gemarkung Stühlingen-Bettmaringen.
Angesichts des Artenreichtums an Tieren und Pflanzen schlägt das Herz von Hansjörg Stoll, Geschäftsführer des LEV, höher. Er spricht von über 40 Pflanzenarten, die im Offenland ausgemacht wurden, darunter Zittergras, Kartäusernelke, Vogelwicke, Flockenblume, Margarite, Knautie oder Salbei. Extensives Grünland bilde das Rückgrat für die Biodiversität im Landkreis. „Vom Futterwert her ist das natürlich eine Katastrophe, aber der ökologische Wert ist sehr hoch”, zeigt Stoll auf den Kalkmagerrasen, der den Namen „mager” angesichts des dünnen Bewuchses redlich verdient.
Bündert, der auch Bonndorfer BLHV-Ortsvorsitzender ist, spricht auch die fehlenden Niederschläge an, die die Futtererträge schmälern. Schon heute müsse er für zwei Monate Futter zukaufen. Flächenzukauf oder
-pacht wäre eine Option, die es momentan jedoch nicht gebe.
Bürgermeister Joachim Burger könnte sich angesichts der vielen Kalamitäten, mit denen die Waldbesitzer zunehmend kämpfen, die Umwandlung von Wald in Wiesenflächen vorstellen. Doch dies scheint ein schwieriges Unterfangen, wie die Diskussion vor Ort sogleich zeigte.