Land und Leute | 10. Juni 2020

Bei den Bünderts macht's die Mischung

Von Christa Maier
LandschaftspflegeAuf dem Milchviehbetrieb der Familie Bündert in Bonndorf-Wittlekofen ist die Bewirtschaftung von Extensiv-Grünland über Verträge nach der Landschaftspflege-Richtlinie eine willkommene Einkommensergänzung.
 Der 35-jährige Landwirt Friedrich Bündert bewirtschaftet mit seiner Ehefrau Corina (32) und mit Unterstützung seiner Eltern 80 Hektar Grünland und 40 Hektar Ackerfläche.  Seit 2002 ist der Hof Bioland-Betrieb.  „Den Schritt haben wir nie bereut, auch wenn wir anfangs belächelt wurden”, sagt der Bauer.
Friedrich und Corina Bündert bewirtschaften 80 Hektar Grünland, davon sind 12 Hektar LPR-Flächen.

 Die 80 Kühe, die neben 40 Jungtieren größtenteils auf dem Betrieb aufgewachsen sind, sind das Herz des Milchviehbetriebs. Noch sind einige Holstein-Kühe in der Herde. Dies soll sich jedoch  ändern. „Mein Bestreben ist eine reine Fleckviehherde”, erklärt Bündert seinen Besuchern, die sich auf Einladung des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Waldshut im Rahmen der „Initiative für heimische Landwirtschaft” auf dem Ausbildungsbetrieb eingefunden haben. Die Initiative hat das Ziel, die Landwirte nicht nur als Erzeuger von  hochwertigen Lebensmitteln, sondern auch als Landschaftspfleger, Partner des Vertragsnaturschutzes und  als Wegbereiter des Tourismus in den Fokus der Bürger zu rücken, erklärt  der  Waldshuter Landrat Martin Kistler, der auch Vorsitzender des LEV ist.
  
Maximal 20 Prozent FFH-Grünland
Zwölf Hektar von Bünderts  Grünlandfläche sind Landschaftspflegerichtlinie-(LPR-)
Flächen. „Ohne Wiederkäuer ginge das nicht”, sagt er und erhält  Schützenhilfe vom Leiter des Landwirtschaftsamtes Walds-hut, Ludwig Käppeler. Dieser bekräftigt aber gleichzeitig seine Erfahrung, dass eine erfolgreiche Milchviehwirtschaft nur betrieben werden kann, wenn der Anteil der FFH-Flächen allerhöchstens 20 % beträgt.
 Das Heu der Magerwiesen verfüttert Bündert vorwiegend an das Jungvieh, für das die alte Hofstelle genutzt wird. Die überwiegend horntragenden Kühe und die beiden Bullen fühlen sich im 2012 gebauten Milchviehlaufstall wohl. Im Sommer können die Tiere das frische Grün auf der Weide genießen, auch wenn dies durch den vorhandenen Laufhof nicht zwingend erforderlich sei.
Zusätzliches Standbein
Die Kühe fressen ausschließlich betriebseigenes Heu und Gras  und über den Winter auch Silage. Im Schnitt liegt ihre  Lebensdauer bei sieben Jahren, die Milchleistung pro Kuh und Jahr gibt er mit über 6000 Kilogramm an.  Eine kleine Direktvermarktung, über die Milch, Rindfleisch und Eier   abgesetzt werden, ist   ein zusätzliches Standbein.
„Heuwirtschaft ist schwierig”, weiß der Landrat. Daher sei der Vertragsnaturschutz  zentrales Instrument, um gemeinsam mit den Landwirten die Artenvielfalt  zu sichern und trotzdem  erfolgreich  Milch zu erzeugen.   Im Landkreis  seien 28 von 32 Gemeinden Mitglied im LEV. Momentan würden über 1400 Hektar ökologisch hochwertige Flächen in über 700 Landschaftspflegeverträgen geführt, für die jährlich rund 950000 Euro an Fördermitteln fließen. Dass sich die Naturschutzflächen gut in den Futterkreislauf des Betriebs integrieren lassen, macht die Sache auch für Bonndorfs Bürgermeister Michael Scharf rund.  Sein Amtskollege aus Stühlingen, Joachim Burger, weist auf die zunehmenden Flächenverbindungen der beiden Gemeinden hin, die der Besuchergruppe bei der  Wiesenbesichtigung verdeutlicht wurden.  Denn acht Hektar von Bünderts LPR-Flächen liegen auf der Gemarkung Stühlingen-Bettmaringen.
Angesichts des Artenreichtums an Tieren und Pflanzen schlägt das Herz von Hansjörg Stoll, Geschäftsführer des LEV, höher. Er spricht von über 40 Pflanzenarten, die im Offenland ausgemacht wurden, darunter Zittergras, Kartäusernelke, Vogelwicke, Flockenblume, Margarite, Knautie oder Salbei. Extensives Grünland bilde  das Rückgrat für die Biodiversität im Landkreis.  „Vom Futterwert her ist das natürlich eine Katastrophe, aber der ökologische Wert ist sehr hoch”, zeigt Stoll auf den Kalkmagerrasen, der den Namen „mager” angesichts des dünnen Bewuchses redlich verdient.
Festmistgabe
Von  Schwarz-weiß-Malerei hält er nichts. Es sei völlig klar, dass ein Milchviehbetrieb nur erfolgreich wirtschaften könne, wenn ihm auch artenarmes Wirtschaftsgrünland zur Verfügung stehe.  Er dankte den Betrieben für ihr Engagement.  In diesem Zusammenhang unterstreicht Bündert seine Forderung nach einer jährlich einmaligen Festmistgabe auf die LPR-Flächen: „Wir mähen in der Regel zweimal und entziehen dem Boden somit zweimal Nährstoffe, doch rein kommt allenfalls Stickstoff aus der Luft.”
 Bündert, der auch Bonndorfer BLHV-Ortsvorsitzender ist,  spricht auch die  fehlenden Niederschläge an, die die Futtererträge schmälern. Schon heute müsse er für zwei Monate Futter zukaufen. Flächenzukauf oder
-pacht wäre eine Option, die es momentan jedoch nicht gebe.
Bürgermeister Joachim Burger könnte sich angesichts der vielen Kalamitäten, mit denen die Waldbesitzer zunehmend kämpfen,  die Umwandlung von Wald in Wiesenflächen vorstellen. Doch dies scheint ein schwieriges Unterfangen, wie die  Diskussion vor Ort sogleich zeigte.