Der Arbeitskreis-Vorsitzende Wendelin
Obrecht (links) begrüßte Uwe Michelfelder
von der LVWO Weinsberg als Referenten.
Dann geht es um die Abdeckung der festen Kosten: Nach den Erhebungen von Weinsberg müssen für die festen Kosten des Gesamtbetriebes pro Hektar rund 6000 Euro in Rechnung gestellt werden. Somit bleibt vom aggregierten Deckungsbeitrag nichts mehr übrig, weder für die Entlohnung der Familien-AK (rund 216 h/ha zu 20 Euro = 4320 Euro) noch für den Zinsansatz des Eigenkapitals. Familien-AK und der Zinsanspruch können erst dann beglichen werden, wenn der Marktpreis 5,65 Euro/kg beträgt. Definitionsgemäß ist das die langfristige Preisuntergrenze. Erst mit 6,50 Euro/kg wird der Preis erzielt (15 % Zuschlag), der die Rücklagen für Neuinvestitionen ebenso erlaubt wie einen Unternehmergewinn mit Ausgleich für Risiko und Inflation.
Bei der Roten Johannisbeere ist die Lage schlechter: Es fallen im Schnitt 1910 h an. Bei einem Marktpreis von 1,40 Euro je kg und einem aggregierten Ertrag von 15.500 kg/ha (zwei Aufwuchsjahre, sieben Nutzungsjahre) wird ein aggregierter
Deckungsbeitrag von 1402 Euro erzielt. Erst bei einem Kilopreis von 2,03 Euro können Familien-AK (6494 Euro) entlohnt werden, ebenso ist dann der Anteil an den festen Gemeinkosten entlohnt. Das Niveau eines Vollpreises (15 % Zuschlag) beginnt ab 2,33 Euro je kg. „Der Einstieg in diese Fruchtart lohnt nicht, der Deckungsbeitrag ist einfach zu niedrig”, so Michelfelder.
Bei der Stachelbeere hingegen schätzt er das Gewinnpotential günstiger ein. Die Marktpreise von rund 3,00 Euro je kg und die Ertragsmenge von 12 000 kg erlauben etwas mehr kalkulatorischen Spielraum. Über sieben Anbaujahre wird ein aggregierter Deckungsbeitrag von 7476 Euro möglich. Die jährliche Abschreibung der Anlage beträgt 2327 Euro und der Anteil an den Gemeinkosten beträgt 3500 Euro. Für die Entlohnung der Familien-AK bleibt allerdings kaum mehr etwas übrig. Sollte der Preis aber auf mindestens 3,62 Euro steigen, wären für den Einsatz der Familie 7600 Euro übrig. Das Niveau für einen Vollpreis (15 % Aufschlag) liegt bei 4,16 Euro/kg.
Noch attraktiver erscheint die Brombeere: Ein neunjähriger Anbau (zwei Jahre Junganlage, sieben Jahre Ertragsanlage) ermöglicht eine aggregierte jährliche Ernte von 8800 kg/ha und einen aggregierten Deckungsbeitrag von 17.179 Euro, wenn die Marktpreise weiter bei 4,50 Euro pro Kilo bleiben. Schon bei einem Niveau von 3,92 Euro wären genug Mittel da für die Abschreibung in Höhe von 2014 Euro, den Beitrag für die Gemeinkosten in Höhe von 3500 Euro und einen Lohnansatz für die Familien-AK im Umfang von 3106 Euro. Mit einem Marktpreis von 4,51 Euro wäre das Vollpreisniveau erreicht.
Bei den Erdbeeren führten Michelfelders Berechnungen zu einem Bild, das viele der Ortenauer Anbauer als zu pessimistisch bezeichneten, weil es das heimische Ertragspotential zu wenig berücksichtige. Er hatte 8250 kg/ha unterstellt – ein Wert, der auch nach Ansicht von OGM-Berater Markus Litterst mehr als doppelt so hoch sein könne. Michelfelder aber errechnete mit dem Marktpreis von 2,20 Euro/kg einen Deckungsbeitrag von 5519 Euro. Damit konnte zwar die Abschreibung der Anlage (in Höhe von 4626 Euro) finanziert werden, ein ausreichender Beitrag zur Abdeckung der Gemeinkosten (3500 Euro) und eine Entlohnung der Familien-AK ist damit aber nicht mehr möglich. Dafür würde erst ein Marktpreis ab 3,04 Euro sorgen. Das Vollpreisniveau (15 % Aufschlag) könne erst ab 3,50 Euro erreicht sein.