Politik | 14. Februar 2019

Bayerisches Volksbegehren bewegt Gemüter

Von AgE
Das in Bayern laufende Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen” hat nun seitens der Staatsregierung offensichtlich den Handlungsdruck erhöht.
Das bayerische Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen” erregt mittlerweile bundesweit Aufmerksamkeit.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte bereits am Donnerstag voriger Woche vor Pressevertretern bis zum Frühsommer ein umfassendes Gesetz für mehr Natur- und Artenschutz an. Ein Sprecher der Münchener Staatskanzlei bestätigte dies. Demnach will Söder dabei sowohl den Bayerischen Bauernverband (BBV) als auch die Naturschutzverbände einbeziehen. Der Ministerpräsident sprach von einem „unideologischen” Gesetzentwurf, der neben den Bienen auch dem Berufsstand zugute kommen solle. Der Entwurf soll unabhängig vom Ausgang des Volksbegehrens vorgelegt werden.
Zuvor hatte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Volksbegehren unterstrichen. Sie verwies zur Begründung auf „gravierende fachliche Widersprüche” und warf in dem Zusammenhang die Frage auf, warum einfache mechanische Maßnahmen eingeschränkt werden sollten und dadurch der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel befördert werden solle. Das ergebe keinen Sinn, stellte die CSU-Politikerin klar. Die Initiatoren des Volksbegehrens, der ÖDP Bayern, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), Bündnis 90/Die Grünen in Bayern und der Bund Naturschutz in Bayern (BN),  betonten, dass das Volksbegehren „explizit als Partner der Landwirte” zu verstehen sei. Während der Bayerische Bauernverband (BBV) seine Kritik an diesem erneut bekräftigte und dabei auch Unterstützung von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) erhielt, warben die Unterstützer weiter um Zustimmung für den damit verbundenen Gesetzentwurf.
Söder kündigt Runden Tisch an
Söder kündigte zudem − ebenfalls unabhängig vom Ausgang des Volksbegehrens − einen Runden Tisch an, mit dem er einen „parteiübergreifenden Konsens” erzielen wolle. Er unterstrich hierzu, dass man dabei alle mitnehmen müsse, von den Naturschutzverbänden, den Jägern über die Fischer und Landschaftspfleger bis hin zum Bauernverband. Natur- und Artenschutz gehe nur mit und nicht gegen die Bauern. Der Ministerpräsident stellte klar, dass das Volksbegehren nicht zu einem Höfesterben führen dürfe.
Kaniber erklärte im Hinblick auf die Gesetzesinitiative mit festgeschriebenen Ausbauzielen für den Ökolandbau, dass eine „staatliche Verordnung des Ökolandbaus” „Planwirtschaft pur” wäre und sich außerdem gegen existierende Biobetriebe richte. Der Ökolandbau könne nur am Markt entlang entwickelt werden; von Angebotsüberschüssen profitiere niemand.
Die Ministerin appellierte zugleich an jeden Einzelnen, mehr Verantwortung für die Artenvielfalt zu tragen. Es sei „nicht fair”, von einer einzelnen Bevölkerungsgruppe zu fordern, die Folgen „unser aller Lebens- und Konsumgewohnheiten zu verantworten”. Gemeinsam mit den Landwirten sei vieles für die Artenvielfalt geschaffen worden, und vieles sei auf gutem Wege. Als Beispiel nannte die Ministerin die bayerischen Agrarumweltprogramme.
BBV: „Der falsche Weg”
BBV-Generalsekretär Georg Wimmer betonte, dass die Landwirtschaft auf Insekten und Bienen angewiesen sei.  Das Volksbegehren sei der falsche Weg. Der BBV lehne es deswegen ab, stellte Wimmer klar.
Die agrarpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, Gisela Sengl, kritisierte, dass die freiwilligen Programme zu wenig bewirkt hätten. Deshalb setzten sich so viele gesellschaftliche Gruppen in dem Volksbegehren für die Rettung der Artenvielfalt ein. Die Sorge der Ministerin um die Ökolandwirtschaft bezeichnete Sengl als „unglaubwürdig”. Die Grünen-Politikerin zeigte sich unter Verweis auf Zahlen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums überzeugt, dass der Biomarkt enorm aufnahmebereit sei und dass der Umstieg von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg verspreche.
Stimmenzahl erreicht
Die Initiatoren des bayerischen Volksbegehrens Artenvielfalt  „Rettet die Bienen” haben nach übereinstimmenden Berichten am Mittwoch dieser Woche die nötige Zahl von 948000 Unterschriften und somit zehn Prozent der Stimmberechtigten überschritten. Bereits am Montag  waren 900000 Unterschriften abgegeben worden, hat der Trägerkreis  in München bekanntgegeben. Zu dem Trägerkreis gehören die ÖDP, Bündnis 90/Die Grünen sowie der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Der mit  dem Volksbegehren vorgelegte Gesetzentwurf geht somit in den Landtag. Dort können die Abgeordneten der Vorlage nur zustimmen oder diese ablehnen. Votiert die Mehrheit der Abgeordneten gegen den Entwurf, kommt es zum Volksentscheid, bei dem mit „ja” oder „nein” über den Gesetzentwurf abgestimmt werden kann. Für eine Zustimmung zum Volksentscheid bedarf es einer einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen.