Politik | 10. Dezember 2015

Bauerneinkommen brechen dramatisch ein

Von red/DBV
Um durchschnittlich 35 Prozent sind im Wirtschaftsjahr 2014/15 die Unternehmensergebnisse der deutschen Bauern zurückgegangen. Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), sprach in seinem Situationsbericht von einem dramatischen Einbruch.
 
Wenig Gutes zu berichten: Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/2016 erwartet der Deutsche Bauernverband eine „weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage der Betriebe”.
„Die wirtschaftliche Lage der deutschen Landwirtschaft hat sich wegen stark gesunkener Erzeugerpreise drastisch verschlechtert. Wesentliche Ursachen sind neben dem Russland-Embargo, das zu Einbußen in Milliardenhöhe für die deutsche Landwirtschaft führt, Konjunkturschwächen in nachfragestarken asiatischen Ländern sowie gut versorgte internationale Märkte. Der Erlös- und Einkommenseinbruch betrifft fast alle Betriebszweige und Regionen. Besonders die Ferkelerzeuger, Schweinemäster und Milchbauern haben im Wirtschaftsjahr 2014/15 einen massiven und derzeit noch anhaltenden Erlös- und Einkommenseinbruch erlebt. Der Gewinneinbruch erinnert an die Krisenjahre von 2008/09”:  Dies stellte  DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Vorstellung des Situationsberichtes 2015/16 fest.
Konzentration wettbewerbsschädlich
Der Abstand zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen hat sich laut  DBV bei vielen Produkten deutlich vergrößert. Lebensmitteleinzelhandel und Ernährungsindustrie könnten zu Niedrigpreisen einkaufen. „Dies geht aber zu Lasten unserer Bauern”, kritisierte Rukwied.
Vor diesem Hintergrund lehnt der Bauernverband weitere Zusammenschlüsse und Konzentrationen unter den marktführenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels ab. Rukwied übte angesichts des Milchpreisverfalls auch Kritik an der „wenig erfolgreichen Positionierung der Molkereien gegenüber dem Handel”.
Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/16 erwartet Rukwied eine „weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage der Betriebe”. Die Hilfen der EU sowie die Erhöhung des Bundeszuschusses zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung könnten die Erlöseinbußen zwar etwas abmildern, aber nicht ausgleichen. Politische Initiativen zur Aufhebung des Russland-Embargos seien das Gebot der Stunde. Auch sei eine „Agrarpolitik mit Augenmaß” erforderlich, die kostenaufwendige Bürokratie abbaue und die Wettbewerbsfähigkeit nicht durch zusätzliche Auflagen belaste.
Angesichts der zunehmend schwankenden Einkommen wies Rukwied erneut auf die Risikoausgleichsrücklage als geeignetes und dringend erforderliches Instrument für die eigenverantwortliche und einzelbetriebliche Risikovorsorge hin. Die Bundesregierung müsse zudem  den Agrarexport aktiver pflegen und erschließen.
Ergebnisse
Die repräsentative Auswertung der Buchführungsergebnisse von fast 14000 Betrieben weist laut DBV für das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2014/15 einen dramatischen Einbruch der Unternehmensergebnisse um durchschnittlich 35 Prozent auf. Im Schnitt hat ein landwirtschaftlicher Betrieb demnach 43300 Euro Gewinn (Vorjahr 66400 Euro) verbucht, von dem aber noch die Finanzierung von Neuinvestitionen und die Beiträge für die Sozialversicherung (in Höhe von derzeit 6850 Euro) bestritten werden müssen. Damit erzielte ein Landwirt umgerechnet nur noch ein „Vergleichs-Bruttoeinkommen” von monatlich etwa 2500 Euro beziehungsweise  jährlich 30000 Euro (je Familien-Arbeitskraft).
Die Betriebe mit Milchviehhaltung haben ihr Unternehmensergebnis gegenüber dem Vorjahr fast halbiert, so der DBV. Die Veredlungsbetriebe mit Schweinehaltung und die Ackerbaubetriebe verzeichnen bis zu einem Drittel niedrigere Unternehmensergebnisse. Im Wirtschaftsjahr 2014/15 haben lediglich die Weinbaubetriebe und die Biobetriebe eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung erreichen können.
Produktionszweige im Vergleich
Im Einzelnen erzielten die Milchviehbetriebe ein Unternehmensergebnis von durchschnittlich 38800 Euro (minus 44 Prozent), die Rindermastbetriebe von 32200 Euro (minus 35 Prozent) und die Veredlungsbetriebe von 44900 Euro (minus 33 Prozent). Unter den Veredelungsbetrieben mussten die Sauenhalter und Ferkelerzeuger den stärksten Rückgang erleben. Die Betriebe schreiben seit Jahren rote Zahlen, betont der DBV. Dementsprechend verlaufe hier der Strukturwandel mit der größten Geschwindigkeit; der Rückgang der Zahl der Betriebe beträgt dem DBV zufolge 5,6 Prozent.
Lichtblick Weinbau und Ökobetriebe
Dagegen haben die Sonderkulturbetriebe mit Weinanbau ihr Unternehmensergebnis um vier Prozent auf 62200 Euro verbessern können. Für die Sonderkulturbetriebe mit Obstanbau war das Wirtschaftsjahr 2014/15 dagegen äußerst schwierig, wie der DBV unterstreicht: Sie halbierten ihr Unternehmensergebnis.
Die Öko-Betriebe (23400 Betriebe, die 1,05 Millionen Hektar von insgesamt 17 Millionen Hektar bewirtschaften) konnten ein durchschnittliches Unternehmensergebnis von 73800 Euro erzielen (plus 11 Prozent). Die Nebenerwerbsbetriebe erzielten laut DBV 2014/15 ein Unternehmensergebnis von 13400 Euro (minus 20 Prozent).
Regionale Ergebnisse folgen
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) informiert über die Entwicklung der regionalen Bauerneinkommen traditionell auf seiner Weihnachtspressefahrt. Sie führt am 16. Dezember in den Schwarzwald. Der Bericht zur wirtschaftlichen Lage auf den Höfen in Südbaden wird leider ebenso von dramatischen Einbrüchen geprägt ausfallen. Gute Nachrichten zur Kassenlage bei den Landwirten werden dagegen  rar sein.