Um durchschnittlich 35 Prozent sind im Wirtschaftsjahr 2014/15 die Unternehmensergebnisse der deutschen Bauern zurückgegangen. Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), sprach in seinem Situationsbericht von einem dramatischen Einbruch.
Wenig Gutes zu berichten: Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/2016 erwartet der Deutsche Bauernverband eine „weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage der Betriebe”.
„Die wirtschaftliche Lage der deutschen Landwirtschaft hat sich wegen stark gesunkener Erzeugerpreise drastisch verschlechtert. Wesentliche Ursachen sind neben dem Russland-Embargo, das zu Einbußen in Milliardenhöhe für die deutsche Landwirtschaft führt, Konjunkturschwächen in nachfragestarken asiatischen Ländern sowie gut versorgte internationale Märkte. Der Erlös- und Einkommenseinbruch betrifft fast alle Betriebszweige und Regionen. Besonders die Ferkelerzeuger, Schweinemäster und Milchbauern haben im Wirtschaftsjahr 2014/15 einen massiven und derzeit noch anhaltenden Erlös- und Einkommenseinbruch erlebt. Der Gewinneinbruch erinnert an die Krisenjahre von 2008/09”: Dies stellte DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Vorstellung des Situationsberichtes 2015/16 fest.
Konzentration wettbewerbsschädlich
Der Abstand zwischen Erzeuger- und
Verbraucherpreisen hat sich laut DBV bei vielen Produkten deutlich
vergrößert. Lebensmitteleinzelhandel und Ernährungsindustrie könnten zu
Niedrigpreisen einkaufen. „Dies geht aber zu Lasten unserer Bauern”,
kritisierte Rukwied.
Vor diesem Hintergrund lehnt der Bauernverband weitere Zusammenschlüsse
und Konzentrationen unter den marktführenden Unternehmen des
Lebensmitteleinzelhandels ab. Rukwied übte angesichts des
Milchpreisverfalls auch Kritik an der „wenig erfolgreichen
Positionierung der Molkereien gegenüber dem Handel”.
Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/16 erwartet Rukwied eine
„weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage der Betriebe”. Die Hilfen
der EU sowie die Erhöhung des Bundeszuschusses zur Landwirtschaftlichen
Unfallversicherung könnten die Erlöseinbußen zwar etwas abmildern, aber
nicht ausgleichen. Politische Initiativen zur Aufhebung des
Russland-Embargos seien das Gebot der Stunde. Auch sei eine
„Agrarpolitik mit Augenmaß” erforderlich, die kostenaufwendige
Bürokratie abbaue und die Wettbewerbsfähigkeit nicht durch zusätzliche
Auflagen belaste.
Angesichts der zunehmend schwankenden Einkommen wies Rukwied erneut auf
die Risikoausgleichsrücklage als geeignetes und dringend erforderliches
Instrument für die eigenverantwortliche und einzelbetriebliche
Risikovorsorge hin. Die Bundesregierung müsse zudem den Agrarexport
aktiver pflegen und erschließen.
Ergebnisse
Die repräsentative Auswertung
der Buchführungsergebnisse von fast 14000 Betrieben weist laut DBV für
das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2014/15 einen dramatischen Einbruch der
Unternehmensergebnisse um durchschnittlich 35 Prozent auf. Im Schnitt
hat ein landwirtschaftlicher Betrieb demnach 43300 Euro Gewinn (Vorjahr
66400 Euro) verbucht, von dem aber noch die Finanzierung von
Neuinvestitionen und die Beiträge für die Sozialversicherung (in Höhe
von derzeit 6850 Euro) bestritten werden müssen. Damit erzielte ein
Landwirt umgerechnet nur noch ein „Vergleichs-Bruttoeinkommen” von
monatlich etwa 2500 Euro beziehungsweise jährlich 30000 Euro (je
Familien-Arbeitskraft).
Die Betriebe mit Milchviehhaltung haben ihr Unternehmensergebnis
gegenüber dem Vorjahr fast halbiert, so der DBV. Die Veredlungsbetriebe
mit Schweinehaltung und die Ackerbaubetriebe verzeichnen bis zu einem
Drittel niedrigere Unternehmensergebnisse. Im Wirtschaftsjahr 2014/15
haben lediglich die Weinbaubetriebe und die Biobetriebe eine
wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung erreichen können.
Produktionszweige im Vergleich
Im Einzelnen erzielten die Milchviehbetriebe ein
Unternehmensergebnis von durchschnittlich 38800 Euro (minus 44 Prozent),
die Rindermastbetriebe von 32200 Euro (minus 35 Prozent) und die
Veredlungsbetriebe von 44900 Euro (minus 33 Prozent). Unter den
Veredelungsbetrieben mussten die Sauenhalter und Ferkelerzeuger den
stärksten Rückgang erleben. Die Betriebe schreiben seit Jahren rote
Zahlen, betont der DBV. Dementsprechend verlaufe hier der Strukturwandel
mit der größten Geschwindigkeit; der Rückgang der Zahl der Betriebe beträgt dem DBV zufolge 5,6 Prozent.
Lichtblick Weinbau und Ökobetriebe
Dagegen haben die Sonderkulturbetriebe mit Weinanbau ihr
Unternehmensergebnis um vier Prozent auf 62200 Euro verbessern können.
Für die Sonderkulturbetriebe mit Obstanbau war das Wirtschaftsjahr
2014/15 dagegen äußerst schwierig, wie der DBV unterstreicht: Sie
halbierten ihr Unternehmensergebnis.
Die Öko-Betriebe (23400 Betriebe, die 1,05 Millionen Hektar von
insgesamt 17 Millionen Hektar bewirtschaften) konnten ein
durchschnittliches Unternehmensergebnis von 73800 Euro erzielen (plus 11
Prozent). Die Nebenerwerbsbetriebe erzielten laut DBV 2014/15 ein
Unternehmensergebnis von 13400 Euro (minus 20 Prozent).
Regionale Ergebnisse folgen
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) informiert über die Entwicklung der regionalen Bauerneinkommen traditionell auf seiner Weihnachtspressefahrt. Sie führt am 16. Dezember in den Schwarzwald. Der Bericht zur wirtschaftlichen Lage auf den Höfen in Südbaden wird leider ebenso von dramatischen Einbrüchen geprägt ausfallen. Gute Nachrichten zur Kassenlage bei den Landwirten werden dagegen rar sein.