Politik | 27. Juni 2024

Ampel-Fraktionschefs präsentieren Ergebnis

Von AgE
Die Koalitionsfraktionen haben sich am Dienstag auf ein Agrarpaket für die Landwirtschaft geeinigt. Dieses sieht unter anderem vor, die steuerliche Gewinnglättung wieder einzuführen sowie eine zusätzliche Öko-Regelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung anzubieten.
Stempel drauf: Das Entlastungspaket der Bundesregierung für die Landwirtschaft enthält auch ein Maßnahmenpaket für Bürokratieabbau.
Bestandteil des Pakets ist auch ein Maßnahmenbündel für Bürokratieabbau in der Landwirtschaft.
Erzielt wurde der Durchbruch bei einem Treffen der Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP, Rolf Mützenich, Britta Haßelmann und Christian Dürr, am 25. Juni  in Berlin.
Gewinnschwankungen abmildern
Vorgesehen ist die Wiedereinführung der steuerlichen Gewinnglättung für Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft. Damit sollen Gewinnschwankungen aufgrund wechselnder Witterungsbedingungen, etwa durch Dürreperioden, abgemildert werden. Eingeführt werden soll eine zusätzliche Öko-Regelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung. Dafür soll aber die Basisprämie nicht gekürzt werden. Stattdessen sollen nicht verausgabte EU-Mittel eingesetzt werden, die aus der kleiner werdenden Gesamtfläche resultieren.
200 Vorschläge ausgewertet
Zudem wollen die Ampelfraktionen die Novelle des Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetzes (AgrarOLkG) in den Bundestag einbringen, um die Stellung der Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken. Eine Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) zur Regulierung der Milchlieferbeziehungen ist offenbar nicht geplant.
Schließlich bringen die Koalitionsfraktionen das nach eigener Aussage bislang größte Maßnahmenbündel für Bürokratieabbau in der Landwirtschaft auf den Weg. Dafür haben sie fast 200 Vorschläge aus den Bundesländern ausgewertet. Die nun folgende Umsetzung wird als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern gesehen.
„Versprechen gehalten”
Verwiesen wird schließlich auf zahlreiche Erleichterungen, die darüber hinaus bereits im GAP-Konditionalitätengesetz verankert seien, das in der ersten Juliwoche im Bundestag verabschiedet werden soll. „Im Ergebnis haben wir jetzt, wie versprochen, ein umfangreiches Agrarpaket geschnürt, mit dem wir unsere landwirtschaftlichen Betriebe entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft stärken”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Mützenich, Haßelmann und Dürr.
Rukwied spricht von einem Päckchen
Die Einigung der Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP auf ein Agrarpaket löste wie erwartet ein unterschiedliches Echo aus. Während sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erleichtert zeigte und dabei wohl auch seinen Auftritt beim Deutschen Bauerntag (DBV) am Donnerstag in Cottbus im Hinterkopf hatte, reagierten eben der DBV und  die Union bereits kritisch.
„Dieses Päckchen ist ein längst überfälliger, aber nicht ausreichender Schritt”, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Dienstag in einer ersten Reaktion. Zwar gehe das Agrarpaket in die richtige Richtung; es bleibe jedoch weit hinter den Anforderungen der Landwirtinnen und Landwirte zurück. „Echte Entlastungen sehen anders aus”, betonte Rukwied. Zudem bleibe es in vielen Bereichen weiterhin lediglich bei Ankündigungen, denen jetzt zwingend Taten folgen müssten: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte brauchen dringend Wettbewerbsgleichheit in der EU.” Die nächsten Schritte müssten zunächst eine Rücknahme weiterer geplanter Belastungen wie der Novelle des Tierschutzgesetzes und des Pflanzenschutzprogramms der Bundesregierung sein. Dann müsse eine Lösung für erneuerbaren Agrardiesel und die Möglichkeit für eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage folgen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sprach hingegen  von einem „starken Paket, das die Landwirtinnen und Landwirte nicht nur entlastet, sondern sie darüber hinaus im Markt stärkt und sie besser gegen unlautere Handelspraktiken rüstet.”
Für Unionsfraktionsvize Steffen Bilger ist das Agrarpaket der Ampel hingegen „mehr als enttäuschend”. Der erzielte Kompromiss sei kein ernstzunehmender finanzieller Ausgleich für den gestrichenen Agrardiesel, sondern nicht mehr als ein Minimalkonsens aus längst versprochenen und eingepreisten Maßnahmen, erklärte Bilger.
Nach Auffassung von Agrarsprecher Albert Stegemann ist der Vorschlag „ein Trostpflaster für eine viel zu große Wunde”. Unzufrieden ist auch der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). Nach Ansicht von Präsident Franz-Josef Holzenkamp wird das Agrarpaket den Frust in der Agrar- und Ernährungsbranche nicht beseitigen. Nach wie vor seien weder ein Gesamtkonzept noch nachhaltig spürbare Entlastungen zu erkennen. Die angekündigte Gewinnglättung reiche bei Weitem nicht aus. Eine sinnvollere Alternative wäre laut Holzenkamp die Risikoausgleichsrücklage gewesen. Beim Bürokratieabbau befürchtet der DRV wenig Konkretes und ein Ping-Pong-Spiel zwischen Bund und Ländern. Als Lichtblick wertet Holzenkamp hingegen die Einigung auf eine zeitnahe Novellierung des Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetzes.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte die vorgesehene neue Öko-Regelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung als eine gute Nachricht und ein wichtiges Zeichen an die Landwirtschaft.