Politik | 30. März 2023

Agrarminister kommen nicht voran

Von AgE
Das politische Ringen um den Umbau der Tierhaltung geht weiter. Bei ihrem Treffen vergangene Woche in Büsum konnte sich die Agrarministerkonferenz (AMK) nicht auf einen inhaltlichen Beschluss einigen.
Seite an Seite: Die Konferenz der Agrarminister in Büsum war begleitet von Protesten von Bauern und Krabbenfischern. Erstere wandten sich gegen aktuelle politische Vorhaben wie Mercosur-Abkommen und SUR, Letztere gegen existenzbedrohende Fangbeschränkungen.
Begrüßt wurde hingegen die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, die Ampelfraktionen würden „zeitnah” einen Vorschlag für ein Gesamtkonzept vorlegen. Wenn dies so kommt, will Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz seine Länderkollegen unmittelbar nach der Osterpause zu einer Sonder-AMK einladen, um die Vorlage zu bewerten.
Klarere Ergebnisse gewünscht
Schwarz räumte ein, dass er sich klarere Ergebnisse der erstmals von ihm geleiteten Agrarministerkonferenz gewünscht hätte. Er sprach von sehr intensiven Diskussionen zur Tierhaltung. Wichtig sei allerdings, dass Bund und Länder die dramatische Lage der Schweinehaltung in Deutschland anerkennen und eine weitere Abwanderung der Erzeugung verhindern wollten. Der CDU-Politiker warnte zugleich die Ampel davor, sich beim notwendigen Gesamtkonzept für die Tierhaltung weitgehend auf die Haltungskennzeichnung zu beschränken. Weiter vorankommen werde man nur, wenn insbesondere substanzielle Änderungen im Bau- und Emissionsrecht vorgenommen würden. Bundesminister Özdemir betonte gegenüber Pressevertretern in Büsum den Handlungsbedarf in der Tierhaltung. „Ich will eine Lösung”, sagte der Grünen-Politiker, der sich erneut zur Tierhaltung in Deutschland als Teil der Kreislaufwirtschaft bekannte. Der Minister nannte keine Einzelheiten, ließ aber erkennen, dass die Koalition Anregungen aus der Praxis in ihr Paket aufnehmen werde. Dies gelte insbesondere für den Entwurf zu einem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, den sein Haus inzwischen zur neuerlichen Notifizierung der EU-Kommission übermittelt habe.
Für das geplante Förderprogramm des Bundes hat das BMEL den Ländern Richtlinienentwürfe für die Förderung von Investitionen sowie zur Unterstützung bei den laufenden Mehrkosten zugeleitet. Das Ampelpaket zur Tierhaltung wird laut Özdemir einen Vorschlag zur Anpassung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) enthalten.
Hauk attestiert Bemühen um Einigkeit
Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Landwirtschaftsminister Till Backhaus erwartet, dass die Regierungskoalition sowohl für die Förderung von Stallbauinvestitionen als auch die Kompensation laufender Mehrkosten „angemessene Lösungen” präsentieren und es nicht bei der bereits bislang vorgesehenen Anschubfinanzierung bleiben wird. Baden-Württembergs CDU-Ressortchef Peter Hauk sprach auf der Pressekonferenz nach Abschluss der AMK von einem „Bemühen um Einigkeit” in Fragen der Tierhaltung, wenngleich grundlegende Auffassungsunterschiede zwischen den Ministerinnen und Ministern deutlich geworden seien. Für ihn ist bereits absehbar, dass nicht alle Fragen im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Tierhaltung im Konsens geklärt werden, sondern Mehrheitsentscheidungen erfordern.
Für Ernüchterung sorgte der inhaltsleere AMK-Beschluss beim Deutschen Bauernverband (DBV). Generalsekretär Bernhard Krüsken kritisierte, dass es keine greifbaren Ergebnisse zum Umbau der Tierhaltung gegeben habe.
„Wichtige Entscheidungen bleiben auf der Strecke”, erklärte Krüsken zum Frühjahrstreffen der Länderministerinnen und -minister in Büsum.
DBV: „Letzte Chance für Ergebnisse”
Gerade beim Baurecht, beim Immissionsschutz und bei der TA Luft wären dem Generalsekretär zufolge dringend eindeutige Signale notwendig gewesen. Krüsken bezeichnete die vorgesehene Sonder-AMK nach Ostern als „die letzte Chance, die notwendigen Ergebnisse zu erzielen”. Enttäuscht reagiert auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).