Tierhaltung | 10. November 2016

Ab unter die Dusche

Von Sebastian Bönsch, LWK Niedersachsen
Umfassende Hygienemaßnahmen sind in der Ferkelerzeugung wichtig, um den Keimdruck für die Jungtiere so weit wie möglich zu reduzieren. Dazu gehört auch das Waschen der Sauen beim Umstallen in das Abferkelabteil.
Wenn die Sauen im Ferkelschutzkorb gewaschen werden, muss immer darauf geachtet werden, dass auch das Gesäuge ordentlich gereinigt wird.
Jedem Schweinehalter  ist klar, dass Abferkelabteile vor der Neubelegung   gereinigt, desinfiziert und getrocknet bzw. aufgeheizt werden müssen. Doch was nützt dem ungeschützten neugeborenen Ferkel das „sterile” Abteil, wenn die Gefahr von der Mutter selbst ausgeht? Neben den vielleicht noch sichtbaren Verschmutzungen sind vor  allem die unsichtbaren Verschmutzungen im Bereich des Gesäuges das größte Gefahrenpotenzial für die Saugferkel. Auf der Haut der Sau, die aus der Gruppenhaltung im Wartestall in den Abferkelstall gestallt wird, können sich neben dem groben Schmutz auch schnell Parasiten und Keime ansiedeln und vermehren. Die einzige Möglichkeit, die Saugferkel vor diesen schädlichen und eventuell  krankmachenden „Umwelteinflüssen” zu schützen, besteht darin, die Sauen vor der Einstallung ins Abferkelabteil zu waschen.
Vor allem gewachsene Betriebe können häufig aus Platzgründen keinen Extra-Raum für eine sogenannte Sauendusche vorhalten. Eine Möglichkeit ist es, die Sauen entweder im Wartestall oder im Abferkelstall zu waschen. Das Waschen im sauberen und desinfizierten Abferkelabteil ist zwar aus den bereits genannten Gründen nicht ideal, aber immer noch um ein Vielfaches besser, als die Sauen  ungereinigt einzustallen. Wenn die Sauen im Ferkelschutzkorb gewaschen werden, muss aber immer darauf geachtet werden, dass auch das Gesäuge ordentlich gereinigt wird. Wenn die Sauen im Abferkelstall mit  Sauenshampoo eingeschäumt werden, müssen unbedingt alle Schaumreste und Wasserreste im gesamten Buchtenbereich entfernt werden. Wenn kleine Wasserpfützen zurückbleiben, besteht die Gefahr, dass die Saugferkel das mit dem Sauenreiniger versetzte Wasser aufnehmen.
Als Waschmittel gibt es in den bekannten Versandshops oder beim Agrarhandel verschiedene Mittel. Die flüssigen Shampoos werden in den meisten Fällen als 2–5-%ige Lösung in das lauwarme Wasser zugemischt. Derzeit werden vermehrt Mittel angeboten, die nicht zwangsläufig mehr abgewaschen werden müssen. Vor dem Waschen der Sauen müssen unbedingt die Datenblätter gelesen werden. Bei den meisten Mitteln müssen die Sauen nach kurzer Einwirkzeit wieder gründlich mit lauwarmem Wasser abgesprüht werden. Die Kosten für die Waschmittel beginnen bei etwa 4 Euro/Liter, je nach Wirkspektrum können aber auch  über 10 €/Liter ausgegeben werden. 
Waschen im Zentralgang
Die nächste Variante, die viele Sauenhalter anwenden, ist, die Sauen im Zentralgang zu waschen. Dadurch bleiben die  Abferkelställe gereinigt und trocken und es muss trotzdem kein Extra-Raum für die Sauendusche bereitgestellt werden. Bei dieser Variante müssen natürlich die Trittsicherheit des Bodens bei Feuchtigkeit sowie der Abfluss des Waschwassers sichergestellt sein. Außerdem ist eine aktive Entlüftung für den Zentralgang wichtig. Werden die Abferkelabteile über den Zentralgang mit Frischluft versorgt, besteht die Gefahr, dass in den belegten Abteilen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit entstehen kann. 
Ein separater Raum als Dusche
Je nach den räumlichen Gegebenheiten kann eine Sauendusche am besten im Übergangsbereich zwischen dem Deck- Wartestall und dem Abferkelbereich angegliedert werden. Dadurch entstehen keine weiten und zusätzlichen Treibewege. In vielen Fällen bietet es sich an, die Sauendusche als „Durchtreiberaum” zu gestalten. Bei Neubauten kann auch überlegt werden, wenn eine Arena gebaut werden soll, ob ein Teil dieser Fläche als Sauendusche abgetrennt werden soll. Dadurch hätte der ansonsten nur für ein paar Tage genutzte Raum eine weitere Funktion.
Die Abmessungen einer Sauendusche richten sich idealerweise nach  der Gruppengröße der  Abferkelgruppe. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ist es sinnvoll, eine gesamte Gruppe gleichzeitig zu waschen. An Platzbedarf sollten pro Sau 0,8 bis 1,0 m² vorgesehen werden. Dabei sollte der Raum am besten als Rechteck ausgebildet sein. Optimal sind Raumbreiten von 1,20 bis 1,70 m, damit zwei bis drei Sauen maximal nebeneinander stehen können. Breiter sollte der Raum nicht ausgebildet werden. Es muss verhindert werden, dass sich einzelne Sauen ablegen wollen. Für eine Abferkelgruppe von 30 Sauen muss der Raum schon eine beachtliche Größe von bis zu 30 m² aufweisen.
Neben der Raumgröße ist die Bodenbeschaffenheit ein sehr wichtiges Kriterium. Die hochtragenden Sauen sollten unbedingt auf trittsicheren, kot- und harndurchlässigen Betonspalten oder Gussrosten (17 bis 18 mm) stehen. 
Wasser marsch – aber mit Vorsicht
Um die Sauen optimal zu reinigen, werden von verschiedenen Herstellern spezielle Sauenshampoos angeboten. In Verbindung mit Wasser und dem Scheuern der Sauen aneinander tritt schnell ein Selbstreinigungseffekt ein. Das verwendete Wasser sollte für eine gute Reinigungseigenschaft und eine geringere Kreislaufbelastung der Sauen auf 30 bis 35 °C erwärmt werden. Einige Landwirte reinigen die Sauen mit einem Wasserschlauch oder einem druckreduzierten HD-Reiniger. Zur besseren und einfacheren Reinigung bietet es sich an, in etwa  1,50 bis 2,00 m Höhe einen Strang Einweichdüsen anzubringen. Dadurch werden alle Sauen ideal mit einem Wasserfilm benetzt und eingeweicht. Um auch das Gesäuge besser zu reinigen, können in etwa 30 cm Höhe an der Wand Flachstrahldüsen angebracht werden. Diese müssen dann aber durch ein Edelstahl- oder Kunststoffprofil vor den Sauen geschützt werden. Nach dem „Einweichen”  werden die Sauen mit dem Wasserschlauch abgewaschen und in die Abferkelabteile getrieben.
Die meisten Komponenten, die für eine Sauendusche benötig werden, können über  Stalleinrichter bezogen werden. Viele Firmen, die Hochdruckreiniger oder auch Wasservernebelungsanlagen anbieten, haben auch abgewandelte Einweichdüsen für die Sauendusche im Programm.
Werden die Sauen im Abferkelstall gereinigt, kommen häufig normale Schaumlanzen für den Hochdruckreiniger zum Einsatz. Hier wäre  natürlich vom Vorteil, wenn der eingesetzte Hochdruckreiniger auch für Warmwasser einsatzbereit wäre.
Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, im Bereich der Sauendusche eine Lüftungsanlage vorzusehen. Vor allem durch das warme Wasser entsteht schnell eine schwüle und feuchte Luft innerhalb des Raumes. Hierdurch kann es zu extremen Kreislaufbelastungen der hochtragenden Sauen kommen. Es darf aber auf keinen Fall Zugluft im Bereich der Sauen entstehen.
Fazit
Durch das konsequente Waschen der  Sauen werden viele positive Effekte erzielt. Die gewaschenen Tiere kommen beim Umstallen sauber ins neue Abteil und bringen somit kaum  anhaftende Keime mit. In vielen Fällen kann dadurch der Keimdruck auch bei den Saugferkeln enorm reduziert werden. Am besten ist es, wenn ein separater Raum zum Waschen der Tiere zur Verfügung steht. Wenn dieses aus Platzgründen nicht realisiert werden kann, ist auch ohne großen Aufwand der Zentralgang in vielen Fällen schnell zu einer Sauendusche umgerüstet. Ansonsten kann auch das Abferkelabteil genutzt werden. Werden die Tiere im Abteil gewaschen, reicht eine einfache Schaumlanze, um die Sauen zu reinigen. Im Zentralgang oder in der Sauendusche werden oftmals einfache Einweichdüsen installiert. Sauenwaschmittel sollten ein breites Wirkspektrum aufweisen, um Keime zu entfernen.