Erstmals seit 150 Jahren sei jetzt auch ein Rudel in Bayern
bestätigt. Besonders große Wolfsbestände gebe es in Brandenburg,
gefolgt von Sachsen und Niedersachsen. BfN-Präsidentin Beate Jessel
freute sich über die Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland. Der
Erfolg zeige, dass Arten von einem strengen Schutz profitierten.
Zugleich räumte Jessel eine Bedrohung von Weidetieren durch den Wolf
ein. Tierhalter müssten beim Schutz ihrer Tiere vor dem Wolf von Bund
und Ländern unterstützt werden.
Als ernstzunehmendes Problem wertete Jessel aber auch die illegale
Tötung von Wölfen. Durch das Monitoring habe man eine wachsende Zahl von
Totfunden von Wölfen nachgewiesen. Nach Verkehrsunfällen sei die
illegale Tötung die zweithäufigste Todesursache. Der Naturschutzbund
Deutschland (NABU) zeigte sich entsetzt über die illegalen Tötungen von
Wölfen.
In Mecklenburg-Vorpommern nahm der Landesbauernverband die
Veröffentlichung der jüngsten Zahlen zum Wolfsbestand zum Anlass, die
Regierung in Schwerin für ihre Wolfspolitik zu kritisieren. Die
Förderung des Herdenschutzes reiche nicht aus. Landwirtschaftsminister
Till Backhaus wies die Vorwürfe „entschieden zurück”.
Wie der NABU berichtete, wurden in Deutschland seit 2000 insgesamt 35
Wölfe illegal geschossen. Die Dunkelziffer liege wohl höher. Zusammen
mit den Verlusten im Straßenverkehr wirke sich der illegale Abschuss auf
die Wolfspopulation aus. Dadurch sei die Erreichung eines guten
Erhaltungszustands der Art in weiter Ferne. Forderungen unter anderem
von Schäfern nach einer Bejagung von Wölfen wertete der NABU als nicht
zielführend. Zur Begründung führte er an, dass Abschussquoten für Wölfe
keinem einzigen Weidetier nutzten, solange die Herde nicht möglichst
wolfssicher geschützt werde. Bejagung sei kein Herdenschutz.
In Mecklenburg-Vorpommern bezeichnete Minister Backhaus die Nachricht
von einer wachsenden Zahl von Wolfsrudeln in dem Bundesland als „Fluch
und Segen zugleich”. Artenschutzpolitisch sei sie ein Erfolg. Es komme darauf an, ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Tier
zu gestalten. Auch die Zukunft der Weidetierhaltung liege ihm „am
Herzen”, betonte der Minister. Im aktuellen Haushaltsplan habe die
Landesregierung der wachsenden Wolfspopulation Rechnung getragen. Man
habe Nutztierhalter-Berater und Wolfsmanager eingestellt sowie eine
Schadens-Hotline eingerichtet. Schließlich sei mit dem „Managementplan
für den Wolf in Mecklenburg-Vorpommern” von 2010 eine Grundlage für den
Umgang mit dem Wolf geschaffen worden, berichtete Backhaus. Kritik des
Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, es gebe in dem Bundesland kein
Wolfsmanagement, wirkten auf ihn daher wie „blanker Hohn”.
Der Landesbauernverband hatte zuvor bemängelt, dass in
Mecklenburg-Vorpommern eine „länderübergreifende, praxistaugliche und
verlässliche Wolfsverordnung nach brandenburgischem Vorbild” fehle.
Diese würde es möglich machen, Problemtiere zu entnehmen, die auf
Weidetiere spezialisiert sind.