Tierhaltung | 08. Juli 2021

28 statt 14 Tage

Von Maria Wehrle
Mit der Änderung der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) Ende Juni hat der Bundesrat nicht nur die Temperaturvorgaben für das Verbringen von Nutztieren angepasst. Kälber sollen künftig frühestens ab der fünften Lebenswoche transportiert werden dürfen.
Die Antikörper aus dem Kolostrum schützen das Kalb in den ersten Lebenswochen. Sein eigenes Immunsystem muss das Jungtier erst noch aufbauen. Grund genug für den Bundesrat, das Alter für den Transport von Kälbern anzuheben.
Eine kleine Änderung mit möglicherweise großen Auswirkungen: Der Bundesrat hat kürzlich das Alter von Kälbern für den Transport von 14 auf 28 Tage angehoben. Er begründet seine Entscheidung mit der Entwicklung des Immunsystems von Kälbern: Im Alter von etwa zwei Wochen habe die Konzentration der über das Kolostrum aufgenommenen Antikörper bereits stark abgenommen, das eigene Immunsystem sei jedoch frühestens nach etwa vier Wochen hinreichend belastbar. Laut der Länderkammer ist in dieser immunologischen Lücke von der dritten bis zur vierten Lebenswoche kein ausreichender Immunschutz gegeben.

Begründung
In seiner Begründung räumt der Bundesrat allerdings ein, dass die Änderung erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe und Strukturen haben werde. In den Herkunftsbetrieben müssten ausreichende räumliche sowie personelle Kapazitäten geschaffen werden. Das betreffe zum Beispiel Ställe, Kälberiglus, aber auch den Betreuungsaufwand. Zudem sei bei den Transporten der Platzbedarf pro Tier größer, was wiederum wirtschaftliche Folgen habe. Aus diesem Grund sieht die Länderkammer eine Übergangszeit von einem Jahr als angebracht.
Sobald die Bundesregierung den Beschlüssen des Bundesrates zugestimmt hat, werden diese verkündet. 
BRS fordert längere Übergangsfrist
Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) forderte in diesem Zusammenhang von der Politik mehr Engagement in der Schaffung alternativer Absatzwege von Bullenkälbern. Die Änderung verschärfe die ohnehin schlechte Wirtschaftlichkeit von Bullenkälbern auf den Erzeugerbetrieben. „Die Landwirte werden wieder einmal vor große Herausforderungen gestellt und mit der Lösung hinsichtlich der Vermarktung der Kälber alleine gelassen”, sagt Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des BRS. Indem zusätzliche Stallkapazitäten geschaffen werden müssten, würden Investitionen in einem Bereich notwendig, der sowieso schon nicht rentabel sei.
Die Förderung der Umstrukturierung oder Erweiterung von Erzeugerbetrieben, alternative Absatzmärkte sowie weitere innovative Lösungsansätze hätten dem BRS zufolge im Vorfeld einer solchen Entscheidung angeboten werden müssen. Um den Landwirtinnen und Landwirten eine Perspektive zu bieten, fordert der Verband deutlich längere Übergangsfristen.