Politik | 18. Mai 2017

Züchter halten neue Methoden für unerlässlich

Von AgE
Sie sind für die Nachhaltigkeit wertvoll, aber gesellschaftlich wenig akzeptiert: neue Zuchtmethoden wie CRISPR/Cas. Bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) warb Vorsitzende Stephanie Franck für einen pragmatischen Ansatz.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter betont, dass eine nachhaltige Landwirtschaft und der Schutz natürlicher Ressourcen in einem hohen Maß vom Züchtungsfortschritt abhängig sind.
Um ihren Beitrag zur Nahrungsmittelsicherung und zum Ressourcenschutz leisten zu können, ist die Pflanzenzucht auf moderne Technologien ebenso angewiesen wie auf eine auskömmliche Nachbauregelung. Das ist bei der 72. Mitgliederversammlung des BDP deutlich geworden, die vergangene Woche im uckermärkischen Joachimsthal stattfand.
Die Verbandsvorsitzende Stephanie Franck  betonte, dass eine nachhaltige Landwirtschaft und der Schutz natürlicher Ressourcen in einem hohen Maß vom Züchtungsfortschritt abhängig seien, da nur so Pflanzen mit verbesserten Resistenzen oder einer höheren Nährstoffeffizienz zur Verfügung gestellt werden könnten. Hier böten neue Technologien wie beispielsweise das Genomediting-Verfahren CRISPR/ Cas ein enormes Potenzial.
Nicht vorschnell ablehnen
Franck warnte mit Blick auf diese Methode vor einer vorschnellen Ablehnung vermeintlicher Gentechnik und sprach sich nachdrücklich für die Anwendung von CRISPR/Cas aus.
Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier, plädierte für einen rationalen Ansatz bei der Bewertung von Genomediting-Verfahren, merkte aber auch an, dass sich die Politik kaum gegen den gesellschaftlichen Willen stellen könne. Angesichts der künftigen Herausforderungen könne jedoch nicht auf die neuen Zuchtmethoden verzichtet werden. Während die neuen Technologien beim CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Georg von der Marwitz und der agrarpolitischen Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, Kerstin Tackmann, wegen ihrer vermeintlichen Nähe zur Gentechnik auf Ablehnung stießen, sieht der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Dr. Heinrich Bottermann, durchaus Bedarf für solche neuen Ansätze. Nach Francks Auffassung kann nur dann von Gentechnik gesprochen werden, wenn artfremde oder rekalibrierte Gene eingefügt werden. Bei CRISPR/Cas seien die vorgenommenen Änderungen hingegen nicht von natürlichen Prozessen zu unterscheiden. Deshalb sollte diese Methode im Rahmen der geltenden Gentechnikregulierung zu den herkömmlichen Zuchtmethoden gezählt werden.
Priesmeier ist zwar grundsätzlich für einen Rechtsrahmen, der in der Zucht die Nutzung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse möglich macht. Er wie auch Bottermann stellten aber fest, dass die grüne Gentechnik aktuell in Deutschland nicht zu vermitteln sei. Deshalb empfahlen beide, die gesellschaftliche Debatte über diese Methoden auf sachlicher Ebene fortzuführen. Dabei müsse man deutlich machen, dass der Verzicht auf solche Verfahren auch Einschränkungen an anderer Stelle nach sich ziehen könne, so Bottermann.
Nachbauregelung schafft Misstrauen
Mit Blick auf die Debatte um die Erhebung von Nachbaugebühren empfahl von der Marwitz statt der aktuellen Regelung eine fondsbasierte Lösung. Er bezeichnete die derzeitige Regelung als „gleichermaßen unerträglich für Züchter und Landwirte”, da die Erhebung und Erfassung von Nachbaugebühren Misstrauen schaffe und das Verhältnis der Partner auf dem Saatgutmarkt belaste. Zuvor hatte auch Franck Kritik an der geltenden Regelung geübt und darauf hingewiesen, dass den Züchtern jährlich etwa elf Millionen Euro an ihnen zustehenden Nachbaugebühren wegen Nichtmeldung oder -zahlung entgingen. Mit dieser Summe könnten etwa 40 kleine Zuchtprogramme durchgeführt werden.
Vor diesem Hintergrund hatte der stellvertretende BDP-Vorsitzende Dietmar Brauer die Politik zu einem besseren Schutz des geistigen Eigentums in der Zucht aufgerufen. Von der Marwitz plädierte in Joachimsthal für ein Modell nach französischem Vorbild. Dabei wird bei jeder Tonne angeliefertem Weizen beim Produzenten eine „Züchterabgabe” von 50 Cent erhoben, die zu 85 Prozent an die Züchter durchgereicht wird. Der Rest wandert in einen Sonderfonds für die Züchtung robuster Weizensorten für den Ökolandbau. Der CDU-Politiker geht nicht davon aus, dass dies zu einer verstärkten Eigenvermehrung auf den Höfen führt. Dem könnte man durch eine Rückvergütung beim Einsatz von Z-Saatgut wirksam entgegenwirken. Wichtig sei, dass der „Gordische Knoten” bei der Vergütung der Züchterleistung endlich durchschlagen werde, ohne dass man hinter jeden Landwirt einen Polizisten stelle, der den Saatguteinsatz überwache.