Wie kann man Schwanzbeißen minimieren?
Organische Beschäftigungsmaterialien haben noch eine weitere Funktion: Sie sollen zugleich den Hunger stillen, wie das zum Beispiel bei Gras, Grassilage, Heu, Luzerne, usw. der Fall ist. Stroh dagegen kommt als schmackhafte Komponente weniger in Betracht: Es spielt für die Ernährung der Schweine kaum eine Rolle und löst allenfalls die Beschäftigungsfunktion mit Speichelfluss aus.
Futter und Futtertechnik müssen deshalb das Ziel haben, dem Verhalten nach Nahrungssuche und Nahrungsaufbereitung möglichst nahe zu kommen. Der Körperbau des Schweines ist darauf spezialisiert, schwer zugängliche Nahrungsbestandteile im Erdboden aufzuspüren, auszugraben, zu zerkleinern und aufzunehmen. Diese grundsätzlichen Fähigkeiten bleiben bei den gängigen Fütterungsverfahren außen vor:
- Den Tieren wird ein in den Nährstoffen abgestimmtes, fertig zubereitetes Menu vorgesetzt, das die Tiere – vor allem bei der Flüssigfütterung – viel zu schnell hinunterschlingen.
- Aber auch bei trockenem oder breiigem Futter beschäftigen sich die Schweine an herkömmlichen Automaten zeitlich zu kurz mit der Futteraufnahme.
- Zusätzlicher Stress entsteht durch die meist begrenzte Zahl an Futterplätzen, wodurch es den Schweinen nicht möglich ist, gemeinsam und gleichzeitig zu fressen, was ihrem angeborenen Verhalten entspricht.
Breifutterautomaten mit entsprechenden Rütteltechniken kommen dieser Forderung ein Stück weit entgegen. Die Wasserzufuhr in den Breifutterautomaten ist dabei auf ein Minimum einzustellen, damit die Schweine langsam fressen und das Futter genügend einspeicheln können. Voraussetzung ist aber ein maximales Tier:Fressplatz-Verhältnis von 3:1.
Das Futter ist demgemäß nicht nur Nährstofflieferant, sondern hat auch einen hohen Einfluss auf die Darmgesundheit. Diese steht wiederum im Zusammenhang mit dem Wohlgefühl der Schweine (Sättigung, Ruhe), wodurch sich das Risiko von Schwanzbeißen verringert.
Obwohl die Rolle des Schlafes bis heute noch nicht abschließend erforscht ist, ist man darin sicher, dass er lebenswichtig ist und Schlafentzug zu ernsten gesundheitlichen Störungen führt. Schlaf wird als „Brot der Seele” bezeichnet, weil er das Wohlbefinden beeinflusst. So berichten Schweinehalter von einem Ansteigen des Schwanzbeißens eher in Vollmondphasen. Offensichtlich kann in solchen Zeiten das Schlafen beeinträchtigt sein.