Land und Leute | 12. Oktober 2017

Wie ein Abtrieb zelebriert wird

Von Wolfgang Scheu
Seit 22 Jahren ist der Viehabtrieb der Erlenbacher Genossen krönender Abschluss der Alemannischen Woche in Oberried mit vielen Veranstaltungen rund um Heimat und Tradition.
„Der Wettergott kommt aus Oberried”,  hörte man am Samstag vergangener Woche beim Viehabtrieb einen Besucher aus Hamburg sagen. Bei bestem Herbstwetter erreichten die 131 Rinder und  Mutterkühe samt Kälbern nach dem mehr als acht Kilometer langen Marsch das Dorf. Der Weg führt hinunter von den rund 80 Hektar Weiden bei der Erlenbacher Hütte unweit des Feldbergs auf 1100 bis 1300 Metern Höhe.  
 Wieder säumten Tausende Besucher die Straße im Ort. Die Ganter-Kutsche mit den  gewaltigen Brauereipferden und die Traktorenparade  hatten ihre Runde schon beendet, als man  aus der Ferne das  Peitschenknallen des  Hirtenbuben hörte. Gefolgt von Bürgermeister Klaus Vosberg in kurzer Lederhose führte er die Herden an. Die Leitkuh mit prächtiger Blumenkrone, die sonst  am Ortseingang zu den Herden stieß, fehlte in diesem Jahr. Sicherheit geht vor – für das  „Lauftraining” an den Tagen vor dem Abtrieb fehlte  die Zeit.    
Markus Tröscher (links) und Stefan Winterhalter auf dem Marsch durch den Wald in Richtung Oberried.

 „Die arbeitsreichen Vorbereitungen haben sich gelohnt”, sagte Stefan Martin,  Vorsitzender der Erlenbacher Weidegenossenschaft. Mit seinem Maierhof ist er einer von sechs aktiven Mitgliedern neben den Familien vom  Helmlehof, Albrechtenhof, Kirnermarteshof, Altenvogtshof und dem Wehrlebauernhof.  Eine Woche vor dem Abtrieb haben sie die Herden zusammengetrieben und Glocken umgehängt. War dies einem Tier zu lästig, so sah man davon ab. Daniela Martin freute sich  am Donnerstag  beim gemeinsamen Binden des Kopfschmucks über die gute Beteiligung. Neben Gästen aus Oberried und der Region waren auch einige Urlauber  dabei.
 Sie arbeiten zusammen bei der Pflege dieser Tradition,  die sie gerne mit der Öffentlichkeit teilen. Und sie bleiben sich dabei treu, denn es gibt nach wie vor keinen „Almabtrieb” in Oberried. Eine Anfrage, den Namen zu ändern, beantworteten  sie schlicht so:  „Es ist unser Viehabtrieb und es bleibt der ‚Viehabtrieb‘.” 
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