Wie ein Abtrieb zelebriert wird
Wieder säumten Tausende Besucher die Straße im Ort. Die Ganter-Kutsche mit den gewaltigen Brauereipferden und die Traktorenparade hatten ihre Runde schon beendet, als man aus der Ferne das Peitschenknallen des Hirtenbuben hörte. Gefolgt von Bürgermeister Klaus Vosberg in kurzer Lederhose führte er die Herden an. Die Leitkuh mit prächtiger Blumenkrone, die sonst am Ortseingang zu den Herden stieß, fehlte in diesem Jahr. Sicherheit geht vor – für das „Lauftraining” an den Tagen vor dem Abtrieb fehlte die Zeit.
„Die arbeitsreichen Vorbereitungen haben sich gelohnt”, sagte Stefan Martin, Vorsitzender der Erlenbacher Weidegenossenschaft. Mit seinem Maierhof ist er einer von sechs aktiven Mitgliedern neben den Familien vom Helmlehof, Albrechtenhof, Kirnermarteshof, Altenvogtshof und dem Wehrlebauernhof. Eine Woche vor dem Abtrieb haben sie die Herden zusammengetrieben und Glocken umgehängt. War dies einem Tier zu lästig, so sah man davon ab. Daniela Martin freute sich am Donnerstag beim gemeinsamen Binden des Kopfschmucks über die gute Beteiligung. Neben Gästen aus Oberried und der Region waren auch einige Urlauber dabei.
Sie arbeiten zusammen bei der Pflege dieser Tradition, die sie gerne mit der Öffentlichkeit teilen. Und sie bleiben sich dabei treu, denn es gibt nach wie vor keinen „Almabtrieb” in Oberried. Eine Anfrage, den Namen zu ändern, beantworteten sie schlicht so: „Es ist unser Viehabtrieb und es bleibt der ‚Viehabtrieb‘.”