Betrieb und Wirtschaft | 02. Juni 2016

Wetterkapriolen erschweren Vermarktung

Von René Bossert
Die Vermarktung bei Spargel und Erdbeeren leidet unter dem nassen und wechselhaften Frühsommerwetter. Geringe Mengen und eingeschränkte Planbarkeit kennzeichnen die Saison. Immerhin waren die Preise bis dato ordentlich.
Bei Spargel gleichen allerdings die höheren Preise als im Vorjahr nicht die geringeren Anlieferungsmengen aus, meint Lorenz Boll, Geschäftsführer beim Erzeugergroßmarkt Südbaden (EGRO). Er erwartet eine gesamte Vermarktungsmenge von nur 600 bis 650 Tonnen in dieser Saison, im vergangenen Jahr waren es 900 Tonnen. „Wir hatten witterungsbedingt und weil Erzeuger in der frühen Saisonphase Ware nicht über uns vermarkteten zu geringe Mengen”, berichtet Boll. Deshalb konnte die Nachfrage der Kunden in der ersten Phase der Saison nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden und Mitbewerber – beispielsweise aus Brandenburg und Bayern – stießen in den Markt hinein. Diese lassen sich dann im weiteren Verlauf auch nicht mehr so einfach aus dem Markt drängen, betont er.
Sowohl bei Erdbeeren als auch bei Spargel befriedigen die Erntemengen in Baden in diesem Jahr nicht.

Mittlerweile stimmen die Anlieferungsmengen. Nach Pfingsten seien die anfangs hohen Preise gesunken und Boll geht auch nicht davon aus, dass sie sich bis zum Saisonende am 24. Juni – Boll geht davon aus, dass so lange gestochen wird – noch erholen.
Im Unterschied zu Südbaden sind in Bruchsal die Spargel-Anlieferungsmengen mittlerweile schon rückläufig, wie Hans Lehar berichtet. Der Geschäftsführer der Obst- und Gemüseabsatzgenossenschaft (OGA) spricht von einer ziemlich verrückten Saison aufgrund der Wetterkapriolen. Die Planbarkeit war extrem schwierig, die Anlieferungsmengen lagen unter dem Vorjahr.
Die Preise waren bis dato etwas besser als im Vorjahr: Der Marktmechanismus habe funktioniert, es gab wenig Ware. „Die Preise sind nicht etwa höher, weil die Abnehmer die höheren Kosten durch den Mindestlohn honorieren”, meint Lehar.
Gleichzeitig waren die Preise nicht so überzogen hoch, dass die Leute keinen Spargel mehr gekauft hätten. Das zeigt aus Lehars Sicht, dass Spargel auch zu höheren Preisen gefragt ist und abgesetzt werden kann.
Auch bei den Erdbeeren spielte das Wetter Erzeugern und Vermarktern bisher übel mit: Durch die vielen Niederschläge musste bereits bei der Ernte auf dem Feld viel Ware aussortiert werden. Der Pflanzenschutz war nicht nur wegen der nassen Witterung schwierig, sondern auch weil die diversen Einschränkungen der Lebensmittel-Einzelhandelsunternehmen bei der Mittelwahl das Geschäft zusätzlich erschweren. Betriebe berichten von Mindermengen in Höhe von 20 bis 40% gegenüber dem Vorjahr, sagt Lehar.
Auch beim Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) liegt man mengenmäßig deutlich unter dem Vorjahresniveau und beklagt den hohen Sortieraufwand bei der Ernte. Positiv bewertet Geschäftsführer Markus Bieser, dass Tunnelware und Freilandware sich zeitlich nicht stark überschnitten haben.
Bisher waren die Preise bei den Erdbeeren bei gutem Absatz erfreulich. Die Vermarkter im Rheintal sind sich einig, dass in der laufenden Woche und in der kommenden Woche die höchsten Anlieferungsmengen in Baden zu erwarten sein dürften. Eine ausgeprägte Saisonspitze mit Riesenanlieferungen erwarten die Märkte aber nicht.
Zusätzliche Mengen aus den anderen Gebieten drängen allerdings auch auf den Markt und sorgen für etwas angespanntere Stimmung in der entscheidenden Marktphase aus badischer Sicht. In Norddeutschland hat jetzt beispielsweise auch die Ernte bei verfrühter Ware begonnen. Es kommt mehr Unruhe hinein, wurde die Situation am Dienstag gegenüber der BBZ beschrieben. In Südbaden wurden zuletzt deutlich höhere Mengen angeliefert als geplant. Die Preise fallen jetzt, aber sie stehen bisher nicht stark unter Druck, so die Einschätzung von Markus Bieser.