Pflanzenbau | 03. Juni 2016

Wenn es in die Blüte regnet, droht Fusarium

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen eG
Bei der derzeit feucht-warmen Witterung besteht ein sehr hohes Infektionsrisiko mit Ährenfusarium. Das betrifft vor allem Winterweizen nach Mais und Stoppelweizen.
In der Mitte der Ähre ist ein oranges, mit Fusarium befallenes Weizenkorn zu erkennen.
Der Befall mit Fusarium hinterlässt im Getreide Pilzgifte – Mykotoxine. Getreidepartien, die die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten, werden mit deutlichen Preisabschlägen belegt.
In warmen Lagen wie im Rheintal hat bei frühen Sorten wie Ferrum, Arezzo, Sokal, Rubisko, Rumor oder Alixan die Blüte bereits Ende der vergangenen Woche begonnen. Mittlerweile dürfte die Weizenblüte auch in kühleren Lagen eingesetzt haben. Jetzt können Fusariuminfektionen nur noch über eine gezielte und zeitgerechte Fungizidbehandlung reduziert werden. Für ackerbauliche Maßnahmen wie den Anbau von wenig empfindlichen Sorten oder die Förderung der Strohrotte ist es zu spät. Die Bedrohung während der Blüte ist vor allem dann hoch, wenn noch Strohreste vom Vorjahr vorhanden sind; außerdem ist die Anfälligkeit der Weizensorte zu berücksichtigen.  Akuter Handlungsbedarf besteht, wenn kurz nach dem Ährenschieben Niederschläge (ab rund 2 mm) fallen und gleichzeitig die Temperatur über 18 °C steigt. In der Praxis hat es sich bewährt, dann eine Fusariumbehandlung umgehend durchzuführen.
Einsatzzeitpunkt
Die Fusarium-Sporen infizieren zunächst einzelne Blüten und besiedeln von dort die Spelzen sowie die Kornanlagen.
Die höchsten Wirkungsgrade von über 70 % werden erreicht, wenn die Fungizide innerhalb von zwei Tagen vor und vier Tagen nach der Infektion gespritzt werden. Da die Blüte meist nicht gleichzeitig auf dem gesamten Schlag einsetzt, ist es allerdings nicht leicht, diesen optimalen Spritzzeitpunkt zu finden.  
Mittelauswahl
Eine gute und sichere Wirkung gegen Fusariumpilze zeigen Triazole, beispielsweise Tebuconazol, Metconazol, Epoxiconazol und Prothioconazol. Zahlreiche Fungizide enthalten diese Wirkstoffe. Dazu gehören Ampera, Ceralo, Folicur, Input, Matador, Osiris, Proline, Prosaro, Skyway Xpro und Soleil. Triazole wirken auch gegen andere Getreidekrankheiten wie Braun- und Gelbrost sowie Septoria, mit denen derzeit ebenfalls zu rechnen ist. Ein Spezialfungizid, das ausschließlich gegen Ährenfusarium zugelassen ist, ist DON-Q mit dem Wirkstoff Thiophanat-methyl. Es wirkt systemisch und vermindert die Bildung hoher Gehalte der Pilzgifte  Deoxynivalenol (DON), Zearalenon (ZEA) oder Fumonisine. Da DON-Q nicht ausreichend gegen Roste und Septoria wirkt, sollte es nur in Kombination mit einem triazolhaltigen Fungizid zur Anwendung kommen.
Die Fungizide wirken nur, wenn sie die Ähre optimal benetzen und zwischen Korn und Spelz eindringen. Der Zusatz eines Netzmittels kann die Oberflächenspannung der Spritzbrühe reduzieren und die Anhaftung verbessern, was den Wirkungsgrad erhöhen kann.