Tierhaltung | 19. Februar 2015

Wenn der Roboter die Spalten säubert

Von Gudrun Plesch, LAZBW Aulendorf
Spaltenroboter halten selbstständig Fress- und Laufgänge sauber. Nicht jedes System taugt für jeden Stall, daher lohnen sich eine Analyse der eigenen Ansprüche und der Vergleich der Modelle.
Drecksarbeit erledigen jetzt andere, der Lely Discovery im Einsatz.
Saubere Laufflächen tragen wesentlich zur Vorbeugung vor infektiösen Klauenerkrankungen bei. Was auf planbefestigten Flächen von Mistschiebern erledigt wird, sollte auf Spaltenböden nicht notwendig sein, meint man. Der selbstreinigende Effekt lässt aber in vielen Ställen zu wünschen übrig.
Es muss dann entweder mühsam und mit hohem Zeitaufwand von Hand abgeschoben werden,  oder fest installierte Spaltenschieber nehmen die Reinigung der Laufgänge vor. Diese können jedoch keine  Zwischengänge reinigen. Der Einsatz von motorbetriebenen Spaltenschiebern reduziert zwar die körperliche  Belastung, kostet aber dennoch viel Zeit. Abhilfe schaffen Spaltenroboter, die selbstständig Fress- und Laufgänge sauber halten. Im Folgenden werden der Discovery (Lely),  der Enro (Schauer), der JT 200 EVO (JOZ), der Pribot 100 (Prinzing) und der SRone (GEA) vorgestellt (siehe Tabelle). Nahezu baugleich mit dem JT 200 EVO ist der RS 420, welcher durch die Firma DeLaval vertrieben wird. Die  Firma Happel vermarktet den Pribot 100 unter dem Namen ProRob 2020.
Bei der ersten Inaugenscheinnahme fällt die halbrunde Bauform des Discovery und des  Enro auf, die ein Festfahren in Ecken verhindern soll. Beim JT 200 EVO und dem SRone ist der Schieber deutlich sichtbar, beim Pribot 100 verschwindet er unter der Verkleidung. Doch die Roboter unterschieden sich nicht nur optisch, sondern auch darin, was in ihnen steckt.
Routenplanung im Stall
Die elektrisch betriebenen Spaltenroboter starten von der Ladestation aus ihre vorprogrammierte Rundfahrt durch den Stall. Hier findet man schon die ersten Unterschiede in der Technik. Je nachdem, wie die Bewegungssteuerung funktioniert, müssen die Roboter vor der ersten Inbetriebnahme programmiert werden, um den richtigen Weg durch den Stall zu finden.
Der SRone von GEA fährt entlang einer fest installierten Kante. Ihm werden nur Fahr- und Ladezeiten vorgegeben.
Am einfachsten gestaltet sich dabei die Handhabung des SRone, der mit einer Kantenverfolgung arbeitet. Er fährt den Stall immer entlang einer fest installierten Kante in gleicher Richtung ab. Ihm werden nur Fahr- und Ladezeiten vorgegeben. Die Schieberbreiten müssen daher so gewählt werden, dass der komplette Spaltenboden vollständig gereinigt wird.
Die Festlegung der Routen erfolgt bei den meisten anderen Herstellern (Lely, Prinzing, JOZ) durch manuelles „Anlernen” des Roboters im Stall. Dazu wird der Spaltenroboter auf der zu fahrenden Route durch den Stall begleitet und die entsprechenden Routenpunkte werden per Handfernbedienung  (Kabelanschluss) eingespeichert. Meistens besteht die Möglichkeit, unterschiedliche Routen zu programmieren, damit die Tiere zum Beispiel während  der Hauptfressphase nicht am Futtertisch gestört werden. In diesem Fall muss jede Route vorab gemeinsam mit dem Roboter im Stall festgelegt werden. Einzig die Firma Schauer ermöglicht es, die Route bequem am PC zu planen, ohne den Roboter durch den Stall begleiten zu müssen. Der SRone kann nur vier Routen speichern, der Pribot 100  kann zehn, der Discovery 16 und der Enro sowie der JT 200 EVO können unbegrenzt viele Routen speichern.
Der Pribot 100 der Firma Prinzing hat eine maximale Schubkraft von 250 kg.
Transponder, Ultraschallsensoren, Kreiselkompass, Kantensensoren oder Fahrstreckenmessung helfen den meisten  Robotern dann im Tagesgeschäft den richtigen Abstand zu Liegeboxen und Wand zu finden und sich den Weg durch den Stall zu bahnen. Dazu müssen zum Beispiel für den JT 200 EVO winzige Glastransponder (etwa 3 cm lang,  4 mm Durchmesser) in kleinen Bohrungen im Spaltenboden versenkt werden, an denen sich der Roboter  orientieren kann. Der SRone orientiert sich, wie bereits erwähnt, über Kantensteuerung. Der Pribot 100 verfügt zusätzlich über Ultraschall  und der Discovery navigiert darüber hinaus mit Hilfe eines Kreiselkompasses. Der Enro nutzt den Wandfolgemodus und Koppelnavigation, um den richtigen Weg zu finden.
Volle Kraft voraus
Mit durchschnittlich drei bis neun Metern pro Minute schleichen die Spaltenroboter beinahe lautlos bis zu 18 Stunden durch den Stall. Räumbreiten zwischen 0,80 m und 2,1 m sind möglich. Mit einer durchschnittlichen Schubkraft von 100 kg bis 250 kg wird der Kot von den Spalten entfernt. Dabei können Steigungen  bis zu zehn Prozent überwunden werden. Laut Herstellerangaben bewältigt der JT 200 EVO sogar Stufen bis zu einer Höhe von sieben Zentimetern. Der Enro und der Discovery kommen mit einem Höhenunterschied von 2–3 cm klar (z. B. Übergänge von Beton auf Gummibelag).
Beim JT 200 EVO der Firma JOZ kann man eine unbegrenzte Anzahl an Routen speichern.
Für diese Leistung ist eine Ladedauer von fünf bis sechs Stunden pro Tag notwendig. Eine Ausnahme bildet der Discovery, der 50 Prozent des Tages mit Laden beschäftigt ist. Sollte die Ladung der Akkus vor Fahrtantritt nicht ausreichen, bleiben die Roboter in der Regel an der Ladestation stehen. Der SRone benötigt zusätzlich zu den normalen täglichen Ladevorgängen einmal pro Monat eine Erhaltungsladung über zehn Stunden.
Aus der Spur
Der Enro der Firma Schauer kann per Funkfernbedienung gesteuert werden.
In der Regel versuchen die Roboter, Hindernisse zu umfahren und anschließend wieder die vorgesehene Route zu wählen. Findet der Roboter seinen Weg nicht wieder oder bleibt wegen eines Hindernisses bzw.  geringer Akkuladung stehen, so muss er mittels Fernbedienung  wieder zur Ladestation navigiert werden. Diese dient dann wieder als Ausgangspunkt  für die Fortführung der Arbeiten. Nur der Enro fährt automatisch wieder an die Ladestation zurück und beginnt zum nächsten vorgesehenen Startzeitpunkt erneut seine Tour. 
Vor Anschaffung eines Roboters muss auch überlegt werden, ob der Roboter unter einer Laufgangabtrennung durchfahren muss. Hier  ist die passende Bauhöhe zu beachten oder die Abtrennungen sind in der Höhe anzupassen. Mit guten 40 cm Bauhöhe kann der kleinste Roboter (Enro) schon sehr niedrige Abtrennungen unterfahren, wogegen  das größte Modell (JT 200 EVO) mindestens 65 cm lichte Höhe benötigt.
Fast wie von selbst
Fast wie von selbst arbeiten die Spaltenroboter Tag und Nacht im Stall – aber eben nur fast. Wie Schieberanlagen stoßen  die Spaltenroboter bei eisigen  Temperaturen in Abhängigkeit vom  Eigengewicht und der Räumhäufigkeit früher oder später an ihre Grenzen. Zu hohe Anteile von ungehäckseltem Stroh können ebenfalls zu Problemen führen.
Über diese Ausnahmesituationen hinaus müssen aber auch diverse Reinigungs- und Wartungsarbeiten an diesen Geräten durchgeführt werden. Für einen störungsfreien Betrieb sind Ladekontakte und Sensoren regelmäßig und in  kürzeren Intervallen zu reinigen. Das Abschmieren der Gelenke, Klappen und Antriebskette sowie das Spannen der Kette erfordern herstellerabhängig mehr oder weniger Zeitaufwand. Bei großer Verunreinigung können alle Geräte, mit Ausnahme des Discovery, mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden. 
Saubere Sache
Um das Räumbild zu verbessern und die Rutschgefahr zu minimeren, bieten manche Hersteller zusätzlich ein optionales Wassersprühsystem an. Der  JT 200 EVO  kann mit einem Sprühsystem für vorne und hinten, der Discovery mit einem System für vorne ausgestattet werden. 
Zum Preis eines Kleinwagens sind die fleißigen Helfer für den Stall erhältlich. Vom kleinen, wendigen Discovery über den mit einer großen Räumbreite ausstattbaren JT 200 EVO und SRone ist alles verfügbar. Der Enro besticht durch die schlaue Navigation und der Pribot 100 durch die große Schubkraft. Nicht jedes System taugt für jeden Stall, daher lohnen sich eine Analyse der eigenen Ansprüche und der Vergleich der Modelle. Dann ist die Laufgangreinigung der Spalten in Zukunft wieder eine saubere Sache.