Pflanzenbau | 02. November 2017

Wann sich eine Bewässerung von Mais lohnt

Von Dr. Sebastian Messerschmide
Eine Bewässerung von Mais steigert oft den Ertrag. Aber ist sie auch wirtschaftlich? Das Für und Wider diskutierte Dr. Andreas Butz vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) auf einer Veranstaltung des Deutschen Maiskomitees (DMK) am 25. Oktober bei Karlsruhe.
Ohne Wasser im Boden geht nichts, auch nicht bei der subtropischen Pflanze Mais. Die Aufnahme wurde Mitte August 2015 gemacht.
Mais reagiert nicht in allen Stadien in gleicher Weise auf Wassermangel. Wenn er erst einmal gekeimt ist und ein paar Blätter gebildet hat, verträgt er Wassermangel eine Zeitlang relativ gut. Jeder Maisanbauer hat schon die Erfahrung gemacht, dass sein Mais unter ungünstigen Voraussetzungen – also bei großer Trockenheit und/oder  kühlen Temperaturen – beispielsweise problemlos einige Zeit etwa im Vierblattstadium verharrt. 
Empfindlichkeit gegen Trockenheit schwankt
Er wächst erst weiter, wenn vorteilhaftere Bedingungen eintreten, also wieder genügend Feuchtigkeit und Wärme vorhanden sind. Ertragsrelevant ist dieser kurzfristige Wachstumsverzug in aller Regel nicht. Anders ist dies, wenn die Trockenheit lange andauert oder später einsetzt. „Ab dem Beginn des Rispenschiebens (Stadium 39 bis 51) bis zum Beginn der Teigreife (Stadium 83) reagiert Mais empfindlich auf Trockenstress”, sagt Dr. Andreas Butz . „Und das ist genau der Zeitraum, während dessen es häufig trocken ist.” Er hat daher 2012 bis 2016 Bewässerungsversuche in Körnermais angestellt, um zu testen, inwieweit eine Bewässerung lohnenswert sein könnte. Der Standort war die Rheinebene bei Rheinstetten in der Nähe von Karlsruhe mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10,1 °C und einem Niederschlag von 742 l/m² im langjährigen Mittel. Der Bodentyp des Maisversuchs war eine Parabraunerde, die Bodenart ein anlehmiger bis lehmiger Sand mit einer Ackerzahl von 24 bis 32 Bodenpunkten. Die nutzbare Feldkapazität, das ist der für die Pflanzen verfügbare Teil des Bodenwassers, ist mit 130 mm als mittel anzusehen. Der Versuchsansteller wählte drei Bewässerungsvarianten:
  • Optimal: Beregnung ab 45 % nutzbarer Feldkapazität. In den verschiedenen Versuchsjahren waren dies zwischen 90 und 230 l/m².
  • Reduziert: Eine extensivere Beregnung in kritischen Entwicklungsphasen des Maises ab 30 % nutzbarer Feldkapazität. In den verschiedenen Versuchsjahren beregnete man zwischen 60 und 130 l/m².
  • Kontrolle/Nullvariante: Ohne Beregnung.
Auf dem eher trockenen Sandstandort der LTZ-Versuche brachte die Beregnung in sämtlichen Jahren eine teils erhebliche Steigerung des Körnermaisertrags, wie die Tabelle zeigt.
Statistisch war die unbewässerte Variante immer von den beiden bewässerten abgrenzbar. Die Optimalversion und diejenige mit reduzierter Bewässerung unterschieden sich dagegen in den ersten drei Versuchsjahren statistisch nicht signifikant voneinander, 2015 und 2016 dagegen schon. 
Wasser hilft immer, ist aber teuer
Das Ertragsfazit von Butz: Die Erträge wurden durch die Bewässerung in sämtlichen Fällen gesteigert. In den Jahren 2013 und 2015 habe man die Erträge  zum Teil sogar mehr als verdoppeln können. „Die Ertragssicherheit im Könermaisanbau wird durch Beregnung auf Sandstandorten erhöht”, schlussfolgert der Referent.
Die Frage, ob sich eine Bewässerung im Körnermaisanbau lohnt, ist damit allerdings noch nicht beantwortet. Denn sie verursacht auch erhebliche Kosten. „Eine Bewässerungswürdigkeit liegt dann vor, wenn die Mehrkosten der Bewässerung durch die Mehrerlöse gedeckt werden”, ergänzt Butz. Berechnet man nur die variablen Kosten, lohnt sich eine Bewässerung unter den dargestellten Verhältnissen im Körnermais immer. Variable Kosten sind in diesem Fall vor allem die Kosten der Wasserbereitstellung und –verteilung, der Instandhaltung und des Personals. Außerdem gehören dazu die mehrertragsabhängigen Kosten für Düngung, Ernte, Transport oder Trocknung.
Anders ist dies, wenn fixe Kosten für die Anlage der Wasserversorgung – Abschreibung und Zinssatz – berücksichtigt werden. In diesem Fall lohnt sich nach Butz’ Berechnungen die Bewässerung im Schnitt der Versuchsjahre nur dann, wenn – bei vergleichsweise hohem Preisniveau für Körnermais – eine mobile Beregnungsmaschine mit Einzelregner zum Einsatz kommt, eine sogenannte Kanone. Nicht hingegen, wenn die Anschaffung einer oberirdischen Tropfbewässerung oder einer Rohrbewässerung in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit eingeht. 
Faustzahlen der Wirtschaftlichkeit
Grundsätzlich sei Körnermais die bewässerungswürdigste Kultur im Ackerbau. Nur bei Kartoffeln und anderen Sonderkulturen lohne sich eine Bewässerung noch mehr. „Bei hohem Preisniveau von mehr als 16 Euro/dt kann sich der Kauf einer mobilen Beregnungsanlage mit Einzelregner allein für die Kultur Körnermais rechnen. Hat man sich dagegen eine Bewässerungsanlage bereits für andere landwirtschaftliche Produkte – etwa Frühkartoffeln oder Gemüse – angeschafft, lohnt sich eine Bewässerung des Körnermaises auf Sandstandorten fast immer”, hat Butz errechnet.
Als Faustregel gibt der LTZ-Mitarbeiter den anwesenden Landwirten auf den Weg: „Über eine Bewässerung Ihres Körnermaises sollten Sie nachdenken, wenn Sie im Schnitt der Jahre nur 70 dt/ha ernten. Holen Sie dagegen durchschnittlich 120 dt/ha Körnermais vom Acker, lohnt sich eine Beregnung in der Regel nicht.”