Pflanzenbau | 08. Juni 2017

Und dann ist’s vorbei mit der Käferkrabbelei

Von Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg, Außenstelle Donaueschingen
Bei der Bekämpfung von Kartoffelkäfern ist nach wie vor eine durchdachte Wahl der Insektizide geboten. Die Resistenzprobleme mit Pyrethroiden dauern an. Neue Mittel können schnell verschlissen werden.
Die Bekämpfungsschwelle liegt bei zehn Larven je Kartoffelpflanze.
Bedingt durch den in den letzten Jahren vermehrten Einsatz anderer Wirkstoffe ist der Selektionsdruck durch die Pyrethroide in den Hauptanbaugebieten Bad Krozingen und vor allem im Heilbronner Unterland merklich abgeschwächt worden. Dagegen haben sich aber in kleinstrukturierten Kartoffelanbaugebieten im Land die Resiztenzprobleme mit Pyrethroiden verschärft. 
Wirkstoffwechsel
Bei jeder Behandlungsstrategie sollte möglichst darauf geachtet werden, welche Wirkstoffe auf den Kartoffelflächen zum Einsatz kommen. Wichtig ist dabei die Kenntnis, ob die Mittel dieselben Wirkungsmechanismen haben oder aber sich in Wirkung und Wirkungsmechanismus (IRAC) ergänzen – siehe Tabelle. Auch wenn nur mit einer Anwendung im Jahr gerechnet wird, sollten die Mittel zwischen den Jahren gewechselt werden.
Gegen die Larven des Kartoffelkäfers sind derzeit zahlreiche Präparate mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus verfügbar, die ein gutes Resistenzmanagement ermöglichen. Wird mit den Wirkstoffen achtlos umgegangen, ist es mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit, bis Kartoffelkäfer und Larven resistent dagegen sind. Dass Resistenzen bei neuen Mitteln möglich sind, haben Erkenntnisse aus anderen Ländern bereits  gezeigt.
Im biologischen Anbau kann Novodor FC laut Indikationszulassung pro Saison viermal im Abstand von fünf bis 14 Tagen eingesetzt werden. Bei einer zu häufigen Anwendung besteht allerdings die Gefahr einer abnehmenden Sensibilität. Eine zwei- bis dreimalige, zeitversetzte Behandlung mit Novodor FC ist nach Erkenntnissen des LTZ Augustenberg bis jetzt noch sehr gut wirksam, wird aber aufgrund der Gefahr einer schnellen Resistenzbildung nicht empfohlen. NeemAzal T/S ist mit maximal zwei Anwendungen im Abstand von mindestens 14 Tagen zugelassen. Ein großer Vorteil dieses Präparates ist es, dass seine Wirkung auf mehreren Substanzen beruht und dadurch nach heutigen Erkenntnissen auch in Zukunft keine Resistenzen zu befürchten sind.
Zur Vermeidung von Resistenzen ist es auch wichtig, den richtigen Behandlungszeitpunkt zu wählen. Um maximale Wirkungsgrade zu erzielen, sollte erst dann behandelt werden, wenn ein Großteil der Kartoffelkäferpopulation als Junglarve die Kartoffelblätter besiedelt. Kleine Larvenstadien reagieren empfindlicher als ältere. Zudem nehmen Junglarven durch ihre Fraßtätigkeit nach der Applikation noch höhere Wirkstoffmengen auf als Altlarven oder die äußerst robusten erwachsenen Käfer. Eine Behandlung der Eigelege wirkt gar nicht. Eine geeignete Hilfestellung bei der Wahl des optimalen Behandlungstermins bietet das Prognosemodell SIMLEP. Das Prognosemodell kann kostenlos auf der Internetseite des LTZ (www.ltz-bw.de) oder unter www.isip.de abgerufen werden.
Der Befallsbeginn ist oft an dem Feldrand feststellbar, der an ein Vorjahreskartoffelfeld angrenzt. Bei geringem Befall sind Loch- und Randfraß zu beobachten. Diese Symptome verursachen noch keinen wirtschaftlichen Schaden. Bei verstärkter Vermehrung verursachen die Larven Skelettier- und Kahlfraß, der Ertrag und Qualität der Kartoffeln erheblich beeinträchtigt. Je nach dem Zeitpunkt des Kahlfraßes sind Verluste von 35 bis 60% möglich.
Blattverluste vor dem Reihenschließen haben die stärksten Auswirkungen auf den Ertrag. Bereits zwölf Larven pro Pflanze können zu einem drastischen Ertragsrückgang führen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei zehn Larven je Pflanze.
Bienenschutz beachten
Beim Einsatz bienengefährlicher Mittel muss grundsätzlich vorher kontrolliert werden, ob das Feld von Bienen beflogen wird, zum Beispiel wegen blühender Unkräuter. Bei jeglichem Zweifel muss auf die Ausbringung von bienengefährlichen Mitteln verzichtet werden. B4-Produkte wie beispielsweise Biscaya 300 ml/ha, Mospilan SG oder Danjiri 125 g/ha (IRAC 4A) oder Coragen 60 ml/ha (IRAC 28) sollten dann bevorzugt eingesetzt werden.