Land und Leute | 21. Juli 2016

Jede Menge zum Mitmachen und Ausprobieren

Von Gabriele Rasenberger
Dieses Mal führt unsere Entdeckungsreise zu unseren Nachbarn ins schweizerische Basel: Dort bietet das Papiermuseum viele Mitmachaktionen und auf dem Hausberg St. Chrischona sorgt der Generationenparcours für Spaß und Bewegung.
Spannende Angelegenheit: Papier selbst schöpfen.
„Papiermuseen gibt es viele. Druckmuseen auch. Uns gibt es nur einmal.” – Klare Ansage der Basler Papiermühle. Keine Frage: Wer dorthin geht, sollte viel Zeit mitbringen, ganz besonders, wenn Kinder dabei sind. Denn es gibt nicht nur viel zu staunen und zu entdecken, sondern auch auszuprobieren und mitzumachen.
Das Museum beschäftigt sich mit Papier, der Schrift, der Druckkunst bis zum Buch. Und fast überall kann man mitmachen oder zusehen. An Werktagen ist zu beobachten, wie die Geräte im Betrieb sind. Es rauscht, klappert und pfeift, dass es eine Freude ist, denn in den begehbaren Werkstätten werden Kundenaufträge an historischen Maschinen umgesetzt. An Sonntagen ist nicht alles besetzt, langweilig wird es dann trotzdem nicht, gibt es doch viel zu entdecken. Es geht im Erdgeschoss mit Papier und dessen Herstellung los und all dem, auf was geschrieben wurde. Hier kann man sich darin versuchen, Papier zu schöpfen. Die Arbeitstechnik ist die gleiche wie im 18. Jahrhundert. Die Anleitung für das Papierschöpfen steht an der Wand, ist aber aufs erste Mal gar nicht so einfach.
Spannend auch das Thema Schrift. Bevor es Buchstaben gab, stand ein spezielles Zeichen für ein Wort, vergleichbar wie wir es aus China kennen. Im Museum zeigt Hui-Chia Angela Hänggi-Yu alle zwei Monate zu festgelegter Zeit die traditionelle chinesische Kalligraphie. Kunstvoll bringt sie mit einem Pinsel Schriftzeichen zu Papier. Auf Wunsch schreibt sie auch Namen. Wer will, darf auch selbst sein Glück versuchen.
Noch mehr lässt sich ausprobieren, wie etwa das Schreiben mit verschiedenen Werkzeugen oder das Drucken. Das Schöne daran: Die eigenen Versuche und Kunstwerke dürfen mit nach Hause genommen werden. Ganz oben im Gebäude angekommen, ist Kleisterpapiermachen angesagt. Papier wird dabei mit Tapetenkleister bepinselt, um anschließend verschiedene Farben aufzubringen und das Blatt zu marmorieren.
 Zur Ausstellung gehören auch alte Schreibmaschinen, wie auch die ersten PCs. Spannend auch ein kleines Gemälde aus dem Jahr 1900, das zeigt, wie die Leute sich damals vorstellten, wie das Leben 100 Jahre später wohl aussehen würde.
Nicht nur die Besucherinnen und Besucher, die aus aller Welt kommen, haben im Museum ihre Freude, sondern auch die Angestellten: „Ich liebe es, wenn Erwachsene wieder Kinder werden”, strahlt Mitarbeiterin Krisztina Szegvary. 
Das Museum ist auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters aus dem zwölften Jahrhundert untergebracht. Dieses hatte mehrere Mühlen. Im Spätmittelalter wurden  die meisten davon zu Papiermühlen umgebaut und dadurch wurde das Ensemble im 16. und 17. Jahrhundert zum wichtigsten Papierproduzenten der Schweiz. In  zwei Mühlen, der Stegreif- und der Gallicianmühle, die seit 1980 das Papiermuseum beherbergen, wurde bis 1924 noch Papier hergestellt.  
Da es keine Parkplätze in der Nähe gibt, lohnt sich eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit dem Zug bis zum Badischen Bahnhof fahren, weiter mit der Tram Linie 2 Richtung Binningen. Beim Kunstmuseum aussteigen und zu Fuß in gut fünf Minuten vorbei an der Rheinpromenade bis zum Museum, St.-Alban-Tal 37. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag sowie Sonntag von  11 bis 17 Uhr, Samstag von 13 bis  17 Uhr, Montag geschlossen.
St. Chrischona
Da ist ganz schön viel Anstrengung gefragt, um diesen Stein zum Schwingen zu bringen.
Rund zehn Kilometer vom Papiermuseum entfernt liegt der Generationenparcours  St. Chrischona, der im Jahr 2013 eröffnet wurde. Kinderherzen, aber auch jene von junggebliebenen Erwachsenen dürften hier höher hüpfen, wartet doch in unmittelbarer Nähe zum Restaurant Waldrain ein Spielplatz auf Groß und Klein, ein richtiger Generationenplatz also! Von Schaukeln, Klettern und Rutschen ist alles dabei, zugleich gibt es aber auch Geräte für Krafttraining, Ausdauer und Geschicklichkeit. Einen Überblick, was der Parcours noch so alles bietet, liefert dort eine Infotafel, die die neun Stationen vorstellt vom Klangkörper bis zum  Weg der Besinnung. Die Idee dafür geht mit von den Chrischona-Schwestern aus, für die es wichtig ist, dass der Mensch lernt, sich mit allen Sinnen zu spüren.
Bei den Klangkörpern kann man „Musik” machen und auch erkunden, um welche Hölzer es sich handelt, die hier als eine Art Xylophon hängen.
Der schwingende Stein ist ein Beispiel dafür, dass es mitunter ganz schön viele Leute braucht, um etwas in Bewegung zu bringen. So kam von etwas älteren Kindern, die es zu zweit probiert hatten, die enttäuschte Antwort: „Schwingt nicht so toll.”   Bei der Seilbahn geht es so richtig ab, wobei klar ist, dass bei kleinen Kindern auf jeden Fall Erwachsene dabei sein müssen, zumal sie  ohne Hilfe von Großen nicht  an das Gerät drankommen. Beim Sinnespfad heißt es „Schuhe und Strümpfe ausziehen” und den Untergrund spüren und erkunden. Schön wäre hier, wenn es am Ende eine Möglichkeit gäbe, sich die Füße abzuwaschen.
 Weiter geht es zum Hörrohr, um den Geräuschen des Waldes auf die Spur zu kommen.  Die nächste Station ist laut  Plan ein „Labyrinth”, in Wirklichkeit aber ein kleiner Irrgarten mit Sackgassen und Abzweigen. Wer den Weg in die Mitte findet, steht vor der Geruchsstation. Verschiedene kräftige Düfte sind hier zu erraten. Selbst ein kleiner Schnupfen ist kein Problem, um zu riechen, welche Aromen hier verborgen sind.
Schließlich gibt es auf dem Parcours noch den Weg der Besinnung, der gleich hinter dem „Labyrinth” beginnt und durch den Wald führt. 14  Tafeln mit christlich geprägten Texten und Gebeten laden dazu ein, in sich zu gehen. Es gibt zwei unterschiedlich lange Pfade. Nicht alle Kinder haben unbedingt Geduld für die längere Variante. Ziel ist die Kirche St. Chrischona. Bei klarer Sicht reicht der Blick von dort bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau.
Die Anfahrt zum Generationenparcours mit dem Auto führt zunächst nach Riehen, von dort geht es weiter  nach Bettingen bis  St. Chrischona. Der Weg ist ausgeschildert und daher nicht zu verfehlen.  In der Nähe des Generationenparcours ist ein Parkplatz.  Die Tram Linie 6 fährt vom Badischen Bahnhof Richtung Riehen/Grenze. Bei der Haltestelle  Bettingerstraße in den Bus Linie  32 Richtung Chrischonaklinik umsteigen. Ausstieg ist an der Haltestelle St. Chrischona, in Sichtweite liegt das Restaurant Waldrain, hinter dem der Generationenparcours liegt.
Da am Rande des Geländes Feuerstellen eingerichtet sind, lässt sich der Ausflug mit Picknick oder Grillen verbinden.