Land und Leute | 19. Juli 2017

Schläger, Schaukeln, Spannung

Von Wolf-Dieter Guip
Jede Menge Freizeitvergnügen bietet der Bodensee – das gilt auch für sein Hinterland: Ein Obstbauer bietet im Deggenhausertal Swingolf, nicht weit davon entfernt gibt es tolle Schaukeln, und in Tettnang begeistert das Elektronikmuseum die ganze Familie.
Wer Spiel und Spaß mag und dabei gern den Bodensee im Blick hat, wird in Wendlingen im Deggenhausertal fündig: Hier steht die wohl einzige Swingolf-Anlage in Baden.  Obstbauer Achim Kotte betreibt neben seinem Kernobstanbau mit seiner Familie am Gehrenberg die Anlage mit zwölf Bahnen mit einer Länge zwischen 60 und 210 Metern.
 Die ehemalige Obstplantage, auf der viele Obstbäume belassen wurden, um den ursprünglichen Charakter zu erhalten, liegt ideal: Von den Golfbahnen aus bietet sich ein fantastischer Blick über den Bodensee bis hin zu den Alpen oder über das liebliche Deggenhausertal bis zum Heiligenberg. Der Spaß an der Bewegung wird so zusätzlich mit traumhaften Panoramen belohnt.
 Swingolf ist eine vereinfachte Variante des „gewöhnlichen” Golfsports, wie er besonders durch den international erfolgreichen deutschen Profi Bernhard Langer bekannt geworden ist. Jedoch wird auf einem naturbelassenen, rasenbewachsenen Gelände gespielt. Wie beim klassischen Golf sollen die verschiedenen Bahnen mit möglichst wenigen Schlägen bewältigt werden. Bei Swingolf wird nur ein Schläger benutzt, der Ball ist etwas größer als der sonst übliche Golfball, und die zu treffenden Löcher haben einen größeren Durchmesser. Das Entscheidende ist, dass keine Mitgliedschaft in einem Golfclub Voraussetzung ist, normale Freizeitkleidung getragen wird, und schon nach kurzer Einweisung kann der Spaß beginnen. Die Einweisung auf der Bodensee-Swingolf-Anlage übernimmt René Hartzheim, der auf 30 Jahre Golferfahrung zurückgreifen kann. „Wir haben auf dem Platz einen Einschlagbereich mit Fangnetz eingerichtet, damit die Spielerinnen und Spieler die zuvor erlernte Schlagtechnik üben können”, erklärt Hartzheim. Es sei schon sehr wichtig, die etwas ungewohnte Schlagtechnik gründlich zu üben, bevor man auf die Runde geht, dann mache das Spiel einfach mehr Spaß und es stellen sich schnell Erfolgserlebnisse ein.
Nach dem eineinhalb- bis zweistündigen Rundgang über den Parcours bietet das Hofcafé in der ehemaligen Obstlagerhalle Gelegenheit, sich verwöhnen zu lassen und von der Terrasse aus einmal mehr die angenehme Ruhe und die Seesicht in sich aufzunehmen. Info: Öffnungszeiten bei gutem Wetter April
bis November, Dienstag bis Freitag ab 13 Uhr (in Schulferien ab 10 Uhr), Samstag, Sonntag,
14 verschiedene Schaukelmöglichkeiten bietet der Schaukelweg, darunter diese Treppen- und Babyschaukel. Aber auch eine Hängematte, eine Reifen- und eine Hollywoodschaukel sorgen für gute Laune.
Feiertage ab 9 Uhr. www.bodensee-swingolf.de, Telefon 07555/ 9279890.
Übrigens, wer es nicht so mit Golf hat, findet vor Ort auch  ein Netz an unterschiedlichen Wanderwegen. Eine besondere Attraktion gerade für Familien ist der Schaukelweg. Startpunkt dieses Rundwegs, der auch kinderwagentauglich ist, ist  am besten in Roggenbeuren am Parkplatz. Die Strecke führt nach Urnau und über den Hahnenhof zurück zum Ausgangspunkt. Der Förderverein Deggenhausertal hat auf der knapp fünf Kilometer langen Strecke 14 verschiedene Schaukelmöglichkeiten aufgebaut: Es gibt zum Beispiel eine Fassschaukel, eine Balkenschaukel, Schaukelpferde, ein Schiffschaukel, eine Hängematte und eine Babyschaukel. Während die Kinder ihre helle Freude haben, können die Erwachsenen die Natur am Rande des Weges genießen.


 
Zeitreise
Swingolf macht Großen wie Kleinen Spaß. Wichtig ist, zu Beginn die etwas ungewohnte Schlagtechnik gründlich zu üben, dann stellen sich schnell Erfolgserlebnisse ein.
Eine Zeitreise für die ganze Familie bietet das Elektronikmuseum im Tettnanger Torschloss. Es würdigt die Entwicklung der Elektronik, von den
ersten Anfängen bis in die Moderne.  Die Ausstellung wird begleitet durch zahlreiche Experimente, mit deren Hilfe komplexe Phänomene anschaulich gemacht werden. Gegliedert ist die Ausstellung in verschiedene Bereiche des täglichen Lebens. Unter dem Stichwort „Kommunizieren” wird eine breite Palette an Rundfunkgeräten, beginnend aus den 1920er-Jahren, vorgestellt, darunter der „Deutsche Kleinempfänger” DKE wie auch der Volksempfänger. Besonders junge Menschen staunen hier, wie Rundfunk einst konsumiert wurde, als es noch nicht einmal Fernsehgeräte gab.  Für Ältere bedeuten die elektronischen Wunderwerke vielleicht eine gewisse Rückkehr in ihre eigene Jugend. Das tollste Gerät ist sicherlich ein Radio mit der berühmten Dreifachröhre vom Radiopionier Loewe.
Karl Ludewig zeigt ein aus den 50er-Jahren stammendes Ton-Draht-Gerät. Die ersten dieser Exemplare wurden 1900 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt. Sie eigneten sich zum Aufnehmen und Wiedergeben von Musik.
Das Museum bietet auch einen interessanten Querschnitt durch die Rechner-Landschaft. Aus den Generationen 1 und 2 (Röhrenrechner und Transistorrechner) existieren einige Baugruppen. Besonders an der Röhrenrechnerbaugruppe kann man den Umfang der Handarbeit abschätzen, der bei diesen Geräten nötig war: Alles ist handgelötet.
Beim Elektronikbereich „Messen” sind optisch und historisch gesehen die Selbstbaugeräte von Radio Rim und Heathkit interessant. Und selbstverständlich findet man verschiedene Oszilloskope, Geräte, die einen Spannungsverlauf grafisch darstellen.
Als letzter Elektronikbereich wird der Film im Lauf der Zeit behandelt. „Das, was sich gerade auf dem Filmsektor an Entwicklung und Umwälzung abspielt, ist hochinteressant. Der klassische Kino-Laufbilderfilm verlässt uns oder wird weggeschubst durch die digitalen Bilder: Eine faszinierende Technik wird abgelöst durch eine noch faszinierendere Technik”, wie die Museumsmacher sagen. In der Zeit von 1880 bis 1895 entstanden die ersten fotografischen Laufbildfilme. 1927 kam dann der Tonfilm so richtig kommerziell auf den Markt mit dem Film „The Jazz-Singer”. Die erste Vorführung mit Lichtton gelang 1922 dem polnischen Ingenieur Józef Tykocinski-Tykociner. Im Museum sieht man einige interessante Zeugnisse zur Filmtechnik, unter anderem zwei Laterna-Magica-Geräte, die über 100 Jahre alt sein dürften.
Bei Führungen durch das Museum werden die einzelnen Exponate nicht nur gezeigt und erklärt, die meisten sind voll funktionsfähig, und an dem einen oder anderen Gerät können sich Besucherinnen und Besucher selbst versuchen. 
Infos: Das Museum ist von April bis Oktober jeweils Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Auch außerhalb der Öffnungszeiten gibt es nach vorheriger Vereinbarung ganzjährig Führungen für Gruppen, außerdem werden Kindergeburtstage betreut.  In diesem Sommer bietet das Museum an den Samstagen  29. Juli, 12. und 26. August jeweils um 10.30 Uhr offene Führungen an. Info: www.emuseum-tettnang.de, Telefon 0175-7368370.