Land und Leute | 18. Mai 2017

Zukunftsmarkt mit wachsender Vielfalt

Von Wolf-Dieter Guip
Gute Stimmung bei den Ferienhöfen: „96 Prozent der Anbieter sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren sehr zufrieden bis zufrieden”, sagte die neue LAG-Vorsitzende Edeltraud Brunner bei der landesweiten Saisoneröffnung.
Mit dem Tortenanstich ist die Saison „Urlaub auf dem Bauernhof” eröffnet: von rechts LAG-Geschäftsführerin Constanze Bröhmer, hinter ihr Ehrenmitglied Karl Rombach, daneben Minister Peter Hauk sowie LAG-Vorsitzende Edeltraud Brunner und ihr Stellvertreter Ingo Jehle.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) eröffnete gemeinsam mit dem neu gewählten Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Urlaub auf dem Bauernhof in Baden-Württember  auf dem Ferienhof der Familie Jehle in Limpach, Deggenhausertal, die Saison 2017.
Rund 1600 landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg bieten diesen Ferienzweig an. Im vergangenen Jahr wurden 52 Millionen Übernachtungen gezählt. Allerdings gebe es eine hohe „Dunkelziffer” von vielleicht 25 Prozent mehr, weil in der Statistik Betriebe erst ab acht bis zehn Betten erfasst würden, erklärte Hauk. 
Wichtiges Standbein
Bauernhoftourismus ist ein Zukunftsmarkt mit ständig wachsender Angebotsvielfalt. Er trägt wesentlich zur Einkommensstabilisierung von landwirtschaftlichen Betrieben bei, insbesondere in agrarstrukturell benachteiligten, aber landschaftlich und ökologisch wertvollen Gebieten.
„Rund 40 Prozent der Befragten haben ihre Unterkünfte an mehr als 190 Tagen im Jahr belegt. Diese positive Entwicklung ist sehr erfreulich, weil dieser Betriebszweig das drittwichtigste Einkommensstandbein nach den Bereichen Erneuerbare Energien und Direktvermarktung ist”, unterstrich Hauk. Er betonte die Förderung dieser Diversifizierung. So hätten im Jahr 2016 63 landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg insgesamt mehr als vier Millionen Euro an Zuschüssen im Rahmen der Diversifizierung erhalten. Darunter waren 17 Investitionsvorhaben im Tourismus, die mit einem Fördervolumen in Höhe von 1,5 Millionen Euro unterstützt werden konnten.
Beitrag zur Existenzsicherung
Brunner betonte, Urlaub auf dem Bauernhof sei aus agrarpolitischer Sicht von Bedeutung, weil dies eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit darstelle und damit ein Beitrag zur Existenzsicherung sei. Für 58 Prozent der baden-württembergischen Betriebe liegt der Anteil des touristischen Betriebszweigs zwischen zehn und 50 Prozent; für 25 Prozent der Betriebe  sogar zwischen 50 und 75 Prozent des gesamten Betriebseinkommens.
Als Grund für diese Entwicklung nannte Brunner insbesondere die Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte, wie den Milchpreis und – ganz aktuell – die Schäden, die den Winzern und Obstbauern durch den Frost im April entstanden sind. Als Alleinstellungsmerkmal für Bauern-, Obst-, Winzer- und Reiterhöfe nannte sie die „Gläserne Produktion mit Familienanschluss”. Damit könne Urlaub auf dem Bauernhof in touristischer Hinsicht mit anderen Ländern in Konkurrenz treten – nicht zuletzt auch, weil der Trend, Ferien im eigenen Land zu machen, ungebrochen ist.  
Der Leiter des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Bodenseekreis, Hermann Gabele, bezeichnete die Kulturlandschaft am Bodensee als ideal für den Tourismus und unterstrich: „Die Familie Jehle, jetzt bereits in der zweiten Generation, ist im Deggenhausertal ein Pionier in Sachen Urlaub auf dem Bauernhof.”  Bereits vor 35 Jahren hätten die Senioren Annemarie und Max Jehle mit der Vermietung an Feriengäste begonnen. Aus zunächst zwei Ferienwohnungen und zwei Doppelzimmern sind bis heute zwölf Ferienwohnungen mit 48 Betten entstanden, die jetzt von Berenike und Ingo Jehle neben der Landwirtschaft betrieben werden.
 
Neuer Vorstand
Vor der eigentlichen Saisoneröffnung fand die Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof statt. An die Spitze der LAG gewählt wurde die bisherige stellvertretende Vorsitzende Edeltraud Brunner, sie übernimmt das Amt von  Karl Rombach, der dem Verein zwölf Jahre vorstand und nun Ehrenmitglied ist. Ihr Stellvertreter ist Ingo Jehle. Neue Beisitzer sind Gottfried Mayer und Tobias Dreher, in diesem Amt bestätigt wurde Vera Schuler. Reinhilde Lutz schied als Beisitzerin aus.