Land und Leute | 26. März 2015

Landwirte müssen sich um ihr Image bemühen

Von Dr. Thomas Winter
Beim Technikertag der Albert-Reis-Technikerschule in Sigmaringen setzten sich die Landwirte kritisch mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit auseinander: Was kann jeder einzelne tun, um das Image der Landwirtschaft geradezurücken?
Alois Wohlfahrt, im Internet unter www.netzlandwirt.de zu finden.
Den Hauptvortrag „Löst Öffentlichkeitsarbeit mein Problem?”  hielt der Landwirt  Alois Wohlfahrt. Er ist bekannt geworden durch die Internetseite „Frag den Landwirt” und seinen Berufskollegen Bauer Willi, der mit teilweise humorvollen Statements den landwirtschaftlichen Alltag kommentiert. Auch keine Öffentlichkeitarbeit stelle eine Form der Kommunikation dar, so Wohlfahrt. Zur Öffentlichkeitsarbeit  gehöre das freundliche Grüßen ebenso wie die Rücksichtnahme auf die Mitbürger. Ziel  müsse sein, dass auch landwirtschaftsferne Menschen erreicht werden. Dabei komme den neuen Medien eine Art Schlüsselrolle zu.
Mit Facebook viele Menschen erreichen
Facebook gewinne als Zugangsquelle für Nachrichten rasant an Bedeutung, insbesondere bei den jüngeren Personen. Seit es die Angebote der sozialen Medien gebe, sei man nicht mehr von der Presse und dem guten Willen eines Redakteurs abhängig, sondern könne seine Texte selbst schnell veröffentlichen und einer breiten Leserschaft zur Verfügung stellen. Mit den neuen Medien kann deshalb sehr viel einfacher und breitenwirksamer Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden. Leider nutzen die Landwirte das Internet als Kommunikationsplattform viel zu wenig. Oft warten sie auch darauf, dass die Politik oder der Bauernverband die Öffentlichkeitsarbeit für sie übernimmt. Nach Auffassung von Wohlfahrt ist jeder Landwirt im Sinne der unternehmerischen Eigenverantwortung gefordert, die Verbraucher selbst über die Erzeugung von Lebensmitteln aufzuklären.Bei der Öffentlichkeitsarbeit sei darauf zu achten, dass man dem Verbraucher ein Bild von der Landwirtschaft aufzeigt, das der Realität entspricht, und dass man sich klar von der Romantisierung der Landwirtschaft distanziert. Dabei sei es wichtig, durchaus den Mut zu haben, Probleme zu benennen. Wichtig sei  aber auch, die Schuld nicht immer beim Verbraucher zu suchen. Der Verbraucher sollte vielmehr zum Nachdenken animiert werden. Bei der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten sei ein bloßes Fordern von fairen Preisen keine geeignete Marketingstrategie. Stattdessen seien Emotionen beim Verbraucher zu wecken, dann spiele auch der Preis nicht die kaufentscheidende Rolle.
NGOs sind aktiv in sozialen Netzwerken
Viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs) seien bei der Kommunikation über soziale Netzwerke wesentlich effektiver. Oft stellen diese Organisationen mit ihren selbsternannten Experten kein objektives Bild von der hiesigen Landwirtschaft dar. Sie gewinnen mit ihren einseitigen  Informationen tausende Leser für sich und werben für Spenden.
Am Nachmittag berichteten zwei ehemalige Technikerschüler, Andreas und Martin Schwörer, von ihrer Geflügelhof Birkhof Ei Schwörer GbR. Nach ihrer Erfahrung würden 90 Prozent der Verbraucher zuerst darauf achten, dass sie möglichst günstig Lebensmittel einkaufen. Erst danach schaue der Verbraucher auf gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Wichtig sei auch ein gutes Gefühl beim Einkauf, erst danach werde auf artgerechte Tierhaltung oder regionale Lebensmittel Wert gelegt. Gleichzeitig berichteten die Gebrüder, dass sie gerne bereit sind, den Verbrauchern ihre Ställe zu zeigen. Das schaffe Vertrauen.